Nur Selbstverliebte machen Dauer-Opposition

Politische Ausrichtung von Journalisten - NZZ-Medienjournalist Rainer Stadler liefert eine Replik auf die Analyse von BaZ-Chefredaktor Markus Somm.

Markus Somm, Chefredaktor der «Basler Zeitung» hat eine Erklärung dafür, weshalb die Mehrheit der Journalisten links der Mitte stehen. Sie stünden links, aber keineswegs weil sie damit zu den Regierungen in Opposition gerieten, das ist nicht der Fall, sondern weil es so bequem sei. Journalisten würden das anprangern, was die Regierungen genauso stört. So würden sie zu «Hofschranzen». Guter Journalismus habe «etwas Oppositionelles», findet Somm (persoenlich.com berichtete).

NZZ-Medienjournalist Rainer Stadler liess dieser Kommentar keine Ruhe. Da schwinge «das hehre Selbstverständnis des publizistischen Helden mit, der gegen Machtmissbrauch und ungerechte Zustände kämpft», so Stadler. Ihn trage durchaus ein aufklärerisches Motiv, das indessen gleichzeitig von Selbstüberschätzung geprägt sei. Stadler schaltet noch einen Gang zu: «Die Vorstellung, Journalisten müssten ihre Legitimation in erster Linie aus einer oppositionellen Einstellung gewinnen, spiegelt die romantische Selbstverliebtheit jener, die sich gerne im Licht der Öffentlichkeit sonnen.»

Die Aufgabe von Journalisten sei vielmehr, «zuallererst einen Wahrheitsanspruch» zu stellen. Das sei Service public, wenn auch sehr anspruchsvoll. Bei der Oppositionsrolle eines Journalisten geht es laut Stadler um etwas anderes: «Es geht um Machtansprüche und die Durchsetzung von politischen Vorstellungen», schreibt Stadler weiter. (cbe)