05.04.2001

PubliGroupe im Sog des Internet-Abschwungs

Die PubliGroupe hat in den traditionellen Bereichen kräftig verdient im letzten Jahr, doch im Internet-Bereich hat sie 74 Millionen Franken verloren. Deshalb ist das Betriebsergebnis um 40 Prozent gesunken (der Umsatz beträgt 2.71 Milliarden; der Konzerngewinn 140 Millionen Franken). Der Aktienkurs ist von einst 2000 Franken auf 640 Franken gefallen. P-Chef Jean-Jacques Zaugg (Bild) gibt Auskunft im Interview mit "persoenlich.com":
PubliGroupe im Sog des Internet-Abschwungs

Der Aktienkurs vieler Medienhäuser ist in den letzten 12 Monaten stark eingebrochen. Doch bei der PubliGroupe ist der Einbruch besonders stark und vielleicht nicht nur auf das Ende des Internet-Hypes zurückzuführen. Der Kurs lag vor etwa einem Jahr bei rund 2000 Franken. Heute liegt er noch knapp über 600 Franken. Warum ist der Einbruch derart gross?

Unser Kurs stieg damals innert Wochen von 1000 auf 2000 Franken. Unser Kurs ist weniger stark eingebrochen als der Nasdaq-Index.

Kann man den PubliGroupe-Kurs mit der Nasdaq-Entwicklung vergleichen, zumal die die P keine New Economy-Firma ist.

Das ist sie nicht, das haben wir auch immer gesagt. Aber unsere Kursentwicklung ist auch besser als die Entwicklung des SMI.

Der Konzerngewinn ist 10 Prozent tiefer als im letzten Jahr. Ohne den Verkauf der Immobilien hätte der Gewinn nur noch 52 Millionen Franken betragen und wäre damit um 70 Prozent eingebrochen. Wurden die Immobilien deshalb verkauft, um das Ergebnis zu verbessern?

Man kann die Jahre 1999 und auch 2000 nicht zum Massstab nehmen, denn der Konzerngewinn beider Jahre sind beeinflusst von ausserordentlichen Gewinnen. 1999 verkauften wir die Affichage Holding, 2000 ein Teil der Immobilien. Man kann die Betriebsergebnisse miteinander vergleichen. Es ist richtig, dass dieses 34 Millionen Franken tiefer ist als im Vorjahr. Dies deshalb, weil wir 74 Millionen Franken ins Internet investiert haben. Die traditionellen Bereiche haben sich um 27 Prozent auf 125 Millionen Franken verbessert. Aber wir haben die Immobilien nicht deshalb verkauft. Schliesslich verkauften wir sie bereits Anfang 2000, und zwar, um unsere Akquisitionen zu finanzieren, unter anderem die Panoramic Communications in den USA, die in der Werbe- und PR-Beratung und in Marketingdienstleistungen tätig ist und einen Umsatz von 100 Millionen Dollar macht.

Kann man im Internetbereich von Investitionen sprechen, oder wurde hier nicht vielmehr ein grosser Verlust eingefahren? Bei RealMedia gab es ja einige Turbulenzen.

Es stimmt, dass etwa 60 Millionen Franken des Verlusts von RealMedia stammen. Im November und Dezember sowie auch jetzt im Januar und Februar ist die Online-Werbung stark zurückgegangen.

Doch warum ist der Verlust so hoch?

Das ist einfach zu erklären. Wir gaben RealMedia in Vorbereitung auf den IPO eine grosse Autonomie.

Haben Sie sie nicht genug kontrolliert?

Wir hatten nicht die Mehrheit im Verwaltungsrat. Wir hatten bei RealMedia Inc. in den USA nur eine Minderheitsbeteiligung und erst später die Kontrolle übernommen nach der Fusion mit RealMedia Europa. Ende 1999 beschäftigte RealMedia 100 Personen, nach der Fusion hatten wir 380 Mitarbeiter und Ende 2000 waren es 570 Mitarbeiter. Jetzt haben wir die Infrastruktur wieder an die Marktgegebenheiten angepasst und die Belegschaft auf 380 Personen reduziert. Das haben wir im Dezember realisiert.

Nachdem die Internet-Euphorie zusammengebrochen ist, werden Sie Ihre Internet-Investitionen stark drosseln?

Grundsätzlich nicht. Wir bleiben in allen vier achsen tätig: in Print Plus (Online-Inserate), in unseren Beteiligungen an vertikalen Portalen, in der Beratung (Namics) und in der Online-Regie (RealMedia). Aber wir werden die Investitionen in RealMedia stark zurücknehmen.

Sie erwarten ein anhaltendes Wachstum für alle Tätigkeitsgebiete. Nun steht uns aber allenfalls eine Rezession ins Haus. Von einer Rezession wäre aber auch die PubliGroupe stark betroffen.

Das Wachstum wird wohl etwas weniger stark sein als im Jahr 2000. Aber ich befürchte keine Rezession, weder in der Schweiz, noch in Europa. Die Indikatoren sind weiterhin positiv: das Konsumklima, die tiefe Teuerung, die tiefen Zinsen. Die ersten Monate dieses Jahres lassen auf ein gutes Jahr hoffen.

Sie haben im letzten Jahr in den USA eingekauft. Wo kaufen Sie Firmen in diesem Jahr?

Wir haben in der letzten Zeit zehn Akquisitionen gemacht. Jetzt wollen wir eher konsolidieren.

PubliGroupe in Zahlen

Die PubliGroupe hat im Geschäftsjahr 2000 einen Konzerngewinn von 140 Mio. Franken ausgewiesen. Der konsolidierte Umsatz entspricht 2.71 Mrd. Franken. Das Betriebsergebnis von 51 Mio. Franken entspricht 40 Prozent weniger gegenüber dem Vorjahr, was auf den Aufwand von 74 Mio. Franken im Online-Bereich zurückzuführen sei, da Real Media ihr IPO nicht durchführen konnte.

Die Gründe für den Konzerngewinn von 140 Mio. Franken seien die Gewinnzunahmen in den Bereichen der traditionellen Pressewerbung und der Telefonbücher, die hohen Investitionen zur Entwicklung der Kompetenzen und Aktivitäten der Gruppe im Bereich Internet sowie der Verkauf der Hälfte des Immobilienbestandes, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Das Betriebsergebnis der PubliGroupe beträgt 51 Mio. Franken, was 40 Prozent weniger gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die traditionellen Bereiche haben sich auf 125 Mio. Franken verbessert, doch verringern die Investitionen für den Online-Bereich von 74 Mio. Franken das Ergebnis.

Die Inseratenverkäufe für die Schweizer Print-Medien (Publipresse) nahmen um 12 Prozent zu, auf den internationalen Märkten (Publicitas Promotion Network) betrug die Zunahme 22 Prozent. Der Bereich Publidirect (Telefonbücher und Branchenverzeichnisse) steigerte sich um 29 Prozent. Der Bereich Publionline verdreifachte den mit den Internet-Aktivitäten erzielten Umsatz, was auf Fusionen und Akquisitionen zurückzuführen sei. In den Online-Sektor wurde 74 Mio. Franken investiert. Dieser Aufwand sei vor allem durch Real Media, die ihr IPO nicht durchführen konnte, entstanden.



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240425