27.06.2022

SRF Investigativ

Recherche zeigt Abgründe im Synchronschwimmen

Anouk, Fabienne und Aline waren jahrelang im Schweizer Nationalkader. Sie haben mit den SRF-Reporterinnen Maj-Britt Horlacher und Nina Blaser über das Synchronschwimmen gesprochen. Dabei zeigt sich: Die Sportart «hatte und hat grundsätzliche Probleme.»
SRF Investigativ: Recherche zeigt Abgründe im Synchronschwimmen
Die Recherche über das Synchronschwimmen wird am Mittwoch im «Reporter» ausgestrahlt. Bereits am Montagabend ist das Thema in verschiedenen SRF-Formaten zu sehen. (Bild: SRF)

Synchronschwimmen verlangt von den Mädchen und jungen Frauen – und es sind auch heute noch fast ausschliesslich Frauen – extrem viel ab. «Die Trainings und der Umgang im Hallenbad sind hart, nicht selten übers erträgliche Mass hinaus», wie SRF mitteilt. Das würden Anouk, Fabienne und Aline aus jahrelanger Erfahrung wissen. Alle drei sind im Kanton Bern aufgewachsen, alle drei haben schon in jüngsten Jahren mit Synchronschwimmen begonnen. Bald kamen die ersten Wettkämpfe. Physische und psychische Übergriffe hätten zum Alltag gehört, erzählen sie, «so ist das Synchro-Leben».

Es klingt nach Déjà-vu: Im Herbst 2020 gab es schon einmal einen riesigen Knall im Schweizer Sport. Im Kunstturnen und in der Rhythmischen Sportgymnastik wurden Missstände aufgedeckt; Athletinnen, die eingeschüchtert und erniedrigt worden waren – die sogenannten Magglingen-Protokolle (persoenlich.com berichtete).

Es gab einen Aufschrei, die Politik reagierte. Bundesrätin Viola Amherd zeigte sich persönlich betroffen. Amherd rief eine neue Beschwerdestelle ins Leben. Und auch ein Gutachten gab sie in Auftrag. Dieses zeigte «grobe Verstösse» in mehreren Sportarten. Und wörtlich: Artistic Swimming – so wird Synchronschwimmen offiziell genannt – schnitt am schlechtesten ab. Im Gutachten ist die Rede von «signifikant höheren Werten psychischer Gewalt», wie es weiter auf dem SRF-Medienportal heisst. Etwa Anschreien, Beschimpfen, Drohen. Auch physische Gewalt wird erwähnt, anzügliche Bemerkungen und Dauerbelastungen. Am Schluss heisst es: Im Artistic Swimming bestehe grundsätzlich Handlungsbedarf. Das war im letzten Herbst.

Was ist seither passiert? Die Recherchen der SRF-Investigativ-Reporterinnen Maj-Britt Horlacher und Nina Blaser zeigen gemäss SRF: «Synchronschwimmen hatte und hat grundsätzliche Probleme.» Etwa: Was macht dieser Sport mit jungen Frauen und ihrer Beziehung zum eigenen Körper? Dieser Frage wollte Anouk genauer nachgehen und schrieb ihre Maturaarbeit über das Thema Essstörungen im Synchronschwimmen. Dafür verschickte sie Fragebögen an Schweizer Trainerinnen und Schwimmerinnen. Das Fazit ihrer Maturaarbeit: Essstörungen seien weit verbreitet. Und: Die Trainerinnen hätten einen grossen Einfluss darauf, ob junge Athletinnen eine ungesunde Beziehung zum Essen entwickeln würden.

Ausstrahlung*: Mittwoch, 29. Juni 2022, 21 Uhr, SRF 1 (pd/tim)


*SRF berichtet zum Thema in weiteren Sendungen:

  • 27. Juni 2022, 18 Uhr, Radio SRF 1 und Radio SRF 4 News, srf.ch-Online-Artikel von SRF Investigativ; ab 19 Uhr als Podcast «Echo der Zeit»; ab 21.50 Uhr, SRF 1, «10 vor 10»-Beitrag
  • 28. Juni 2022, 22.25 Uhr, SRF 1, «Club»: «Missstände im Spitzensport»:
    Wie einst bei den Kunstturnerinnen läuft auch bei den Synchronschwimmerinnen «einiges falsch»: «brutale Trainingsmethoden, psychischer Druck und Vetterliwirtschaft». Das würden Recherchen von SRF Investigativ zeigen, wie es weiter heisst. Ist das der Preis für Höchstleistungen und warum wurde nicht aus den Magglingen-Protokollen gelernt? Barbara Lüthi leitet die Diskussion.
  • 29. Juni 2022, 17 Uhr, online auf dem YouTube-Kanal SRF Impact

 



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