«Rendez-vous» holt das goldene Q

Medienqualitätsrating - Am Montag wurde in Zürich das Medienqualitätsrating 2018 vorgestellt. Aufsteiger ist das «Rendez-vous» von Radio SRF 1. Über alle untersuchten Titel aber schneidet das «Echo der Zeit» am besten ab und setzt «den Massstab in puncto Medienqualität in der Schweiz».

von Edith Hollenstein

Das Medienqualitätsratings (MQR) 2018 weist die Infosendung «Rendez-vous» von Radio SRF als Aufsteigerin des Jahres aus (+7 Qualitätspunkte). Auch das TV- Nachrichtenmagazin «10vor10» (+4) kann an Qualität zulegen. In der Gruppe der Aufsteiger befinden sich zudem die Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» (+5) sowie der «SonntagsBlick» (+4) und «Le Matin Dimanche» (+3). Zudem ist, wie persoenlich.com bereits am Donnerstag berichtet hatte, die «Wochenzeitung» neu in die Gruppe der Sonntagszeitungen und Magazine aufgenommen worden. Sie erreicht in der Berichterstattungsqualität auf Anhieb den zweiten Platz (Details siehe Abbildungen unten).

Das MQR umfasst die 50 wichtigsten Informationsmedien der Schweiz. Es misst die Berichterstattungsqualität mit einem inhaltsanalytischen Verfahren und die Qualitätswahrnehmung mit Hilfe einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage. Diese zweifache Medienqualitätsmessung sei «national wie international einmalig», schreiben die Verantwortlichen in einer Mitteilung. Details präsentierten sie am Montagvormittag, anlässlich einer Medienkonferenz im Hotel Schweizerhof in Zürich. Dabei überreichte Tobias Trevisan, Präsident des Stiftervereins, das goldene Q – oder den «Medien-Oscar», wie er selber sagte – an eine Vertreterin der «Rendez-vous»-Redaktion sowie Zertifikate an die Gruppen-Ersten.



«Echo der Zeit» als Massstab

Das Ranking erfolgt gesondert für vier Mediengruppen «mit vergleichbarer publizistischer Ausrichtung».

Das Nachrichtenmagazin «Echo der Zeit» von Radio SRF führt zum zweiten Mal die Bestenliste der Informationsmedien an. Es liegt in der Vergleichsgruppe Radio- und Fernsehsendungen an der Spitze und setzt über alle untersuchten Medientitel hinweg – sowohl in der Inhaltsanalyse wie auch in der Publikumsbefragung – «den Massstab punkto Medienqualität in der Schweiz», wie es in der Mitteilung heisst.

Die Echo-Redaktion in Bern darf also erneut anstossen. Das nur neunköpfige Team wird von Beat Soltermann geleitet.

In den anderen Kategorien heissen die Leader:

«Neue Zürcher Zeitung» und «Le Temps» in der Gruppe Tages- und Onlinezeitungen:




«NZZ am Sonntag» in der Gruppe Sonntagszeitungen und Magazine:



lematin.ch in der Gruppe Boulevard- und Pendlerzeitungen:


Das MQR 2018 zeigt jedoch auch, dass 15 der untersuchten 50 Informationsmedien gegenüber der ersten Erhebung von 2016 an Qualität eingebüsst haben. Bei den regionalen Abonnementszeitungen seien substanzielle Einbussen festzustellen, unter anderen bei «24heures» (-8 Qualitätspunkte), «Berner Zeitung» (-6) und «Aargauer Zeitung» (-6), heisst es in einer Mitteilung (siehe Spalte Berichterstatterqualität). Treibende Faktoren sind laut den Forschern ein Verlust an Themenvielfalt und eine abnehmende Hintergrundberichterstattung. Sie folgern daraus: «Anscheinend hinterlässt der Spardruck in den Printredaktionen seine Spuren».

Solidarität in der Romandie

Entgegen der teilweisen Verschlechterung der inhaltsanalytisch gemessenen Berichterstattungsqualität bewertet das Publikum in 15 Fällen die Qualität des entsprechenden Titels im Vergleich zum MQR von 2016 als besser.

Insbesondere die Informationsangebote der Suisse Romande haben beim Publikum Qualitätspunkte dazugewonnen. Im Zuge von Zusammenlegungen und Schliessungen von Redaktionen spitzt sich die Medienkrise in der Westschweiz zu. Die MQR-Verantwortlichen schreiben dazu in der Mitteilung: «Offensichtlich veranlasst diese Entwicklung das Publikum zu Solidaritätsbekundungen, die sich in der Qualitätswahrnehmung ausdrücken».

20minuten.ch und Watson.ch verlieren

In den Befragungsergebnissen zeigt sich ausserdem ein vergleichsweise ausgeprägter Qualitätszugewinn bei den SRG-Informationssendungen. Hier liege nahe, dass es sich dabei um einen Vertrauensbeweis des Publikums handelt. Dies als Folge einer heiss umstrittenen Debatte über die geplante Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren im Vorfeld der No-Billag-Abstimmung.

Zu den Absteigern in der umfrageseitigen Qualitätsmessung gehören «die stark auf unterhaltende News setzenden» Deutschschweizer Titel «20 Minuten», 20minuten.ch sowie watson.ch. Ihr Angebot wird von den Befragten über alle Qualitätsdimensionen hinweg deutlich niedriger bewertet als noch zwei Jahre zuvor.

Vom Fög und Uni Fribourg durchgeführt

Die MQR 2018 bewertet das Informationsangebot der untersuchten Medien nach den Kriterien Professionalität, Einordnungsleistung, Vielfalt und Relevanz. Diese seien für den Qualitätsjournalismus im Rahmen der demokratischen Meinungsbildung unentbehrlich. Um die Berichterstattungsqualität zu messen, wurden rund 20‘000 redaktionelle Beiträge bewertet. An der Online-Befragung zur Qualitätswahrnehmung beteiligten sich über 2’100 repräsentativ ausgewählte Personen aus der Deutschschweiz und der Suisse romande.

Der Stifterverein beauftragte das Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich und die Universität Freiburg mit der Durchführung des Medienqualitätsratings.

Lesen Sie dazu den Kommentar von persoenlich.com-Redaktionsleiterin Edith Hollenstein.