Die Tatsache sorgt derzeit für viel Gesprächsstoff in den Schweizer Medien und da und dort für flatternde Nerven: Jahrelang genügte es der Publica Data AG, einem Tochterunternehmen der SRG SSR idée suisse, mit Befragungen aufzuzeigen, welche Radiosender Herr und Frau Schweizer wie (oft) hören. Mit "Radiocontrol" wendet nun das Marktforschungsinstitut nach einem Testlauf im letzten Jahr ein neues, fast schon revolutionäres elektronisches Radiomesssystem an. In der ganzen Schweiz tragen wöchentlich 783 ausgewählte Personen eine Uhr, um das Konsumverhalten herauszufiltern. Weil die Uhr jede Woche andere Leute anhaben, kommen jährlich insgesamt 41'000 verschiedene Hörerverhalten zusammen mehr als doppelt so viel wie bis anhin.
Die neuesten Werte werden nun am so genannten "Radio Day" am 30. August präsentiert, lösen aber in verschiedenen Radiostudios und Chefetagen heute schon heisse Ohren aus. Dies hat seinen guten Grund: Jede Station, die Verträge mit Radiocontrol unterhält, hat vom Marktforschungsinstitut bereits jetzt erste Trends zur eigenen Hörersituation nicht aber derjenigen der Konkurrenz - erhalten. Gleichzeitig mussten sich die Radiosender zur Geheimhaltung dieser Werte verpflichten.
Rolf Müller, Geschäftsführer von Publica Data begründet: "Wir wollen sämtliche Radiocontrol-Zahlen erst dann publizieren, wenn wir auch die Ergebnisse der kleineren Stationen haben. Dafür haben wir den 30. August ausgewählt." Konkret heisst das, dass Radiostationen, die mit dem alten Messverfahren im Hintertreffen lagen, beim Verkauf von Radiowerbung nach wie vor mit alten Zahlen operieren müssen. Jene, die nach der alten Erhebung gut abgeschnitten haben, profitieren weiterhin davon, obwohl die neuesten Resultate möglicherweise eine andere Sprache sprechen. Das kann dazu führen, dass Werber unter Umständen Spots mit falschen Annahmen schalten.
Besonders umkämpft ist in diesem Bereich der Platz Zürich mit den Lokalsendern Radio 24 und Radio Z. Unbestritten ist, dass die alte Messmethode starke und bekannte Marken wie Radio 24 bevorteilt hat. Durch Radiocontrol wird es nun zu Verschiebungen kommen. Darauf angesprochen, bestätigt Christoph Romer, Programmleiter von Radio Z gegenüber "persoenlich.com": "Wenn ich unsere Zahlen anschaue, geht es mir so gut wie noch nie. Leider sind diese nur für den internen Gebrauch. Ich wollte, ich dürfte dazu mehr sagen."