09.06.2000

Ringier goes China

Am 30. März fand in Peking die Eröffnung des Büros von Ringier Pacific Beijing statt. Anlässlich der Feier hat Verleger Michael Ringier zu seinem China-Engagement Stellung genommen.

"Ich bin der lebende Beweis dafür, dass auch grosse Sachen klein anfangen. Vor 51 Jahren war auch ich ein kleines Baby, so wie dieses Büro heute noch ein kleines Baby ist. Ich bin aber überzeugt, es wird schneller wachsen und grösser sein als ich." Mit diesen Worten eröffnete Michael Ringier (auf dem Foto mit Rischkamann Peter Achten) am 30. März in Peking offiziell das Büro von Ringier Pacific Beijing. Damit ist Ringier vermutlich der erste westliche Verlag, der mit offizieller Lizenz in China arbeiten darf. Anlässlich der Eröffnungsfeier im Red Capital Club hat der Verleger zum China-Engagement seines Hauses Stellung genommen.

"Ich bin der lebende Beweis dafür, dass auch grosse Sachen klein anfangen. Vor 51 Jahren war auch ich ein kleines Baby, so wie dieses Büro heute noch ein kleines Baby ist. Ich bin aber überzeugt, es wird schneller wachsen und grösser sein als ich." Mit diesen Worten eröffnete Michael Ringier (auf dem Foto mit Rischkamann Peter Achten) am 30. März in Peking offiziell das Büro von Ringier Pacific Beijing. Damit ist Ringier vermutlich der erste westliche Verlag, der mit offizieller Lizenz in China arbeiten darf. Anlässlich der Eröffnungsfeier im Red Capital Club hat der Verleger zum China-Engagement seines Hauses Stellung genommen.

Michael Ringier - starten Sie jetzt durch in China?

Ja. Es wird jetzt rasch gehen. Wir haben sehr viele Erfahrungen gemacht und Beziehungen geknüpft, und ich hoffe, China ist ebenso bereit für Ringier, wie wir für China.

Glauben Sie, dass Sie in China Profit machen können?

Die chinesischen Behörden wissen ganz genau, dass sie Teil des globalen Systems sind. Sie wissen, wie wichtig es ist, ausländische Investoren anzulocken. Und unsere Erfahrungen zeigen, dass die chinesischen Behörden sehr zuverlässig sind. Dies setzt allerdings voraus, dass man als Ausländer die Regeln oder Gesetze strikte beachtet. Und dies haben wir immer getan.

Glauben Sie, dass sich China rasch verändern wird?

Ja, doch bin ich gleichzeitig auf Grund meiner Erfahrungen auch vorsichtig. Es gibt immer wieder Rückschläge, dessen sind wir uns bewusst. Längerfristig bin ich aber zuversichtlich. Sonst würden wir uns nicht so engagieren, wie wir dies jetzt tun. Wir sind uns auch an Rückschläge gewohnt - nicht nur in China. Wir kennen dies auch von Rumänien und Vietnam.

China ist also ein schwieriges Land?

Es ist vermutlich der härteste Markt, in dem man tätig sein kann. Wenn man aber einmal in diesem Markt Fuss gefasst hat und gute Verbindungen geknüpft hat, dann hat man einen grossen Vorteil. Deshalb bin ich auch so optimistisch. Zu unserer Strategie gehört auch, dass wir nicht die ganz grossen Geschäfte anpacken, denn wir sind international gesehen "nur" ein mittelgrosses Unternehmen. Aber auch kleine Geschäfte sind in China immer noch sehr gross. Deshalb können wir auch sehr erfolgreich sein.

Werden Sie in China auch als Drucker tätig sein?

Wir haben bereits in Hongkong eine Druckerei. Und wir werden vermutlich noch in diesem Jahr in Shenzhen ins Druckgeschäft einsteigen. Wahrscheinlich mit einen Joint-venture, da ist aber noch alles offen. Sicher wird es keine grosse Investition sein. Ich würde aber sagen, dass wir in den nächsten drei Jahren einiges in Druckmaschinen investieren werden.

Wie viel wird Ringier in den nächsten Jahren in China investieren?

Zuerst wollen wir unsere Geschäftstätigkeiten ganz klar definieren, bevor wir über Investitionen sprechen. Es könnten ein paar Millionen, es könnten aber auch zwanzig Millionen sein - das weiss ich jetzt noch nicht. Eines ist dabei klar: Wenn wir nach der Übernahme von chinesischen Internetfirmen irgendwann einmal mit ihnen an die Börse gehen, werden wir das dabei verdiente Geld wieder in den chinesischen Markt reinvestieren.

Setzen Sie vor allem aufs Internet bei Ihrem China-Engagement?

Vermutlich schon, es ist der einfachste Weg, um zu investieren. Hier gibt es nicht so viele Beschränkungen wie im Verlagsgeschäft. Das Internet ist viel offener.

Denken Sie, dass Ringier im hart umkämpften Internetgeschäft überhaupt erfolgreich sein kann?

Viele werden Erfolg haben, ebensoviele aber abstürzen. Wir wollen zu den Gewinnern gehören. Doch hat auch das Internet Parallelen zum Buchgeschäft. Sie müssen viele, sehr viele Bücher publizieren, damit einige davon erfolgreich, sehr erfolgreich sind. Deshalb werden wir auch eine breite Palette an Aktivitäten entwickeln. Wie viele, das kann ich noch nicht genau sagen. In ein paar Jahren allerdings wird es eine zweistellige Zahl sein.

Werden Sie sich an chinesischen Internetfirmen beteiligen oder diese übernehmen?

Beides. Wir wollen unter den ersten sein, die im chinesischen Internetmarkt aktiv sind. Wir werden in junge neugegründete Unternehmen ebenso investieren, wie wir unsere eigenen Ideen und Firmen entwickeln wollen. E-Commerce hat in China ein grosses Potenzial, es ist aber sicher nicht der einzige Weg zum Erfolg im Internet. Ich denke da zum Beispiel eher an den Verkauf von spezialisierter Information...

In welche Internetfirmen werden Sie investieren?

In solche, die einen Mehrwert produzieren und anbieten. Also nicht in Chat-box-Foren oder ähnliche Unternehmen.

Haben Sie Pläne für Grosschina?

Bis heute haben wir uns mit dem Thema Taiwan nicht befasst. Taiwan ist ein gesättigter Markt mit sehr viel Konkurrenz. Vielleicht gibt es da Möglichkeiten für die Zukunft. Vorläufig allerdings werden wir uns auf das chinesische Festland konzentrieren - da gibt es für ein Unternehmen wie Ringier viel mehr Entfaltungsmöglichkeiten.

Warum konzentriert sich Ringier vorwiegend auf kommunistische oder frühere kommunistische Länder?

Das hat nichts mit Politik zu tun, sondern allein mit dem Markt. In diesen Ländern finden historische und ökonomische Veränderungen statt - und da wollen wir eine Pionierrolle spielen und die Ersten sein. Ringier ist heute Marktleader in Osteuropa. Es wäre allerdings vermessen und arrogant zu sagen, dass wir einmal Marktleader in China sein werden. Wir wollen aber hier zu den aktiven Players gehören.

Werden Sie sich auf englische oder chinesische Publikationen konzentrieren?

Der Schwerpunkt wird sicher bei Publikationen in der Lokalsprache liegen, obwohl der Markt hier sehr umkämpft ist. Trotzdem sehen wir hier eine Marktlücke für uns, denn die meisten der bestehenden chinesischen Titel entsprechen nicht dem internationalen Niveau.

Michael Ringier - warum haben Sie sich zum Geburtstag eine Velo-Rikscha gekauft?

Dieses Dreirad ist ein Symbol für Asien, und ich fahre zudem gerne Velo. Die Rikscha wird künftig mein Familienfahrzeug sein.

Ringier in China

Unter der Leitung von Dale Nottingham arbeiten zurzeit 15 Personen für Ringier in Peking. Das Representative Office befasst sich vor allem mit der Entwicklung neuer Projekte (Print Media und Internet); dazu kommt eine Anzeigenagentur (1998 gegründet); Ringier arbeitet zudem mit der monatlichen englischsprachigen Wirtschaftszeitschrift China International Business zusammen (Gestaltung/Produktion, redaktioneller Support und Anzeigenverkauf) und startete im Mai einen Internet-Newsletter in den Bereichen Umwelt, Telekommunikation, Computer, Medizin und Internet.

Gruppenbild mit Verleger anlässlich der Eröffnung des Ringier Pacific Beijing Representative Office.

Gruppenbild mit Verleger anlässlich der Eröffnung des Ringier Pacific Beijing Representative Office.


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