Ringier wehrt sich gegen Vorwürfe

Corona-Medienstrategie - Ein Video mit Aussagen von Marc Walder schlug hohe Wellen. Hat der Ringier-CEO seine Redaktionen in der Corona-Berichterstattung tatsächlich «auf Regierungskurs gezwungen», wie der Nebelspalter schreibt? Kommunikationschefin Johanna Walser widerspricht vehement: «Es gibt weder einen Maulkorb, noch inhaltliche Weisungen.»

von Tim Frei

Ringier-CEO Marc Walder soll die Redaktionen des Medienhauses gemäss einem Bericht des Nebelspalters angehalten haben, die Regierungen weltweit während der Pandemie zu stützen. Dies schrieb das Satiremagazin mit Verweis auf ein Video, welches das Onlineportal selbst enthüllte (persoenlich.com berichtete). Ringier-Kommunikationschefin Johanna Walser widerspricht auf Anfrage von persoenlich.com vehement: «Bei uns findet ein Dialog zwischen Chefredaktion und Management über die publizistische Grundhaltung statt. Es gibt weder einen Maulkorb, noch inhaltliche Weisungen.» Was schlussendlich bei Ringier publiziert werde, liege immer und zu jedem Thema in der Verantwortung der Chefredaktionen. 

Zudem legt Walser Wert darauf, dass es sich um «kein aktuelles und auch um kein ‹geheimes› Video» handelt, «sondern um eine Aufzeichnung einer virtuellen Veranstaltung der Schweizer Management-Gesellschaft zum Thema Digitalisierung aus dem Februar 2021».

Interne Information an Belegschaft

Walder hatte am Ende seiner Präsentation auf eine Publikumsfrage so geantwortet: «Wir hatten in allen Ländern, wo wir tätig sind – und da wäre ich froh, wenn das in diesem Kreis bleibt – auf meine Initiative hin gesagt: ‹Wir wollen die Regierung unterstützen durch unsere mediale Berichterstattung, dass wir alle gut durch die Krise kommen.» 

Walser betont: «Die Aussage war verdichtet. Und kann – aus dem Zusammenhang gerissen – falsch interpretiert werden.» Gleich hatten sich Walder, Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe, Alexander Theobald, Ringier-COO und CEO von Ringier Axel Springer Schweiz, und Ladina Heimgartner, Head Global Media von Ringier und CEO der Blick-Gruppe, in einer internen Information an die Belegschaft geäussert, über die zuerst der Tages-Anzeiger berichtet hatte und die persoenlich.com auch vorliegt.

Die zugrundeliegende Message Walders sei weder neu noch vertraulich, so die Ringier-Kommunikationschefin weiter. «Unserem Verständnis nach tragen die Medien in einer historischen Krise wie der Pandemie grosse Verantwortung. Ihre Aufgabe ist es, durch permanentes Aufklären und Einordnen von Fakten dazu beizutragen, die Pandemie zu meistern», so Walser. Dies sei nicht gleichzusetzen damit, dass die Ringier-Medien die Arbeit der Regierung nicht auch kritisch hinterfragen sollen und müssen. 

«Walder hat sich mehrfach kritisch im Blick geäussert»

Der Blick hat gemäss Walser in den zwei Jahren der Pandemie «zahlreiche regierungskritische Artikel veröffentlicht, die Missstände aufdecken und aufzeigen, was alles nicht funktioniert». Dies völlig unabhängig davon, wem es nütze und wem es schade. «Auch hat sich Marc Walder – und dies tut er selten – mehrfach in kritischen Kommentaren im Blick geäussert.» Die Kommunikationschefin ergänzt: «Unsere Redaktionen legen Wert darauf, Haltung zu zeigen und das hochkomplexe Thema Covid-19 faktenbasiert zu thematisieren.» 

Walser verweist gegenüber persoenlich.com zudem auf jene Stelle im aktuellen Ringier Code of Conduct: «Als Journalistinnen und Journalisten der Ringier-Gruppe sind wir unabhängig von Personen, Unternehmen und Behörden und verhalten uns so, dass wir nicht gegen berufliche Regeln verstossen. Die Redaktionen verpflichten sich zur Achtung der Privatsphäre sowie zum korrekten Umgang mit Informationen, Meinungen, Bildern und sonstigem geistigen Eigentum.»