Ruedi Matter verurteilt anonyme Kritiker

SRF - Die Sendung «Arena/Reporter» mit Christa Rigozzi als Co-Moderatorin neben Jonas Projer sorgt schon im Vorfeld für Diskussionen und teils giftige Kommentare. Als «verlogen» bezeichnet der SRF-Direktor jene Mitarbeiter, die sich ohne Namensangabe in einer Zeitung zitieren lassen.

von Christian Beck

«Riesen-Krach am Leutschenbach», titelt der «Blick» am Mittwoch auf der Front und lässt SRF-Mitarbeiter zu Christa Rigozzis neuem Moderationsjob zu Wort kommen – alle anonym. Am 11. Juni geht die Miss Schweiz 2006 erstmals auf Sendung und moderiert zusammen mit Jonas Projer das neue Format «Arena/Reporter» (persoenlich.com berichtete).

Laut «Blick» sorgen vor allem die vielen Werbeverpflichtungen von Rigozzi für heisse Diskussionen am Leutschenbach. «Sie verfügt über ein Portfolio mit vielen lukrativen Mandaten. Das wirkt nicht gerade glaubwürdig, wenn sie in dieser Sendung unabhängig gesellschaftsrelevante Themen verhandeln soll», wird in der Boulevardzeitung ein «SRF-Aushängeschild» zitiert. Ein anderer «SRF-Mann» sagt: «Ich dürfte das nie, obwohl es ein gutes Einkommen wäre.» Und eine «TV-Frau» giftelt: «Ich staune, zu welchen Pirouetten die Informationsabteilung bereit ist. Für mich ist es billiger Zuschauerfang: Kurzes Röckli holt mit lustigem Tessiner Akzent Quote.»

Diese anonymen Äusserung bringen SRF-Direktor Ruedi Matter in Fahrt. «Niemand in diesem Haus muss mit allem einverstanden sein, was entschieden oder umgesetzt wird. Wir lassen verschiedene Meinungen zu, nicht nur in unseren Programmen, auch intern», liess er am Mittwoch die Mitarbeiter wissen.

Eine eigene Meinung zu haben und dafür einzustehen, sie beispielsweise in den eigenen Teams oder mit Vorgesetzten zu diskutieren, erfordere allerdings zuweilen etwas Mut, heisst es in einem internen Appell, der persoenlich.com vorliegt. Und dann findet Matter deutliche Worte: «Alles andere als mutig ist es, sich mit seiner Meinung anonym in einer Zeitung zitieren zu lassen. Im aktuellen Fall ist es nichts anderes als verlogen: Die Sorge um das Ansehen, die Glaubwürdigkeit von SRF vorzugeben – und genau dieses Ansehen, diese Glaubwürdigkeit sehr bewusst und aktiv zu beschädigen. Ich bedaure und verurteile solche Aktionen.»

«Eine Frage der Verhältnismässigkeit»

Die Mitwirkung in der Werbung ist für SRF-Programm-Mitarbeitende in einem festen Anstellungsverhältnis grundsätzlich verboten. «Anderen externen Nebenbeschäftigungen und ausserberuflichen Tätigkeiten können sie nachgehen, sofern sich diese nicht nachteilig auf die Interessen von SRF und die Ausübung der Arbeit auswirken. Zudem sind sie bewilligungspflichtig», sagt SRF-Sprecher Stefan Wyss gegenüber persoenlich.com.

Rigozzi ist bei SRF nicht festangestellt, sondern wurde als Co-Moderatorin für die einzelnen Ausgaben von «Arena/Reporter» engagiert – im Jahr 2017 sind das drei Sendungen. «Es ist also auch eine Frage der Verhältnismässigkeit, dass für Christa Rigozzi nicht die gleichen Regeln gelten können, wie für jemanden, der bei SRF als Redaktor und Moderator in einem Vollpensum arbeitet», so Wyss weiter. Trotzdem nehme Rigozzi für ihr Engagement bei «Arena/Reporter» bezüglich Werbung gewichtige Einschränkungen in Kauf. «So können über längere Zeit auf SRF keine Werbespots mit Rigozzi geschaltet werden», sagt der Sprecher.

Offener Brief von Peter Rothenbühler

Auch Peter Rothenbühler, Autor und Ex-Chefredaktor der «Schweizer Illustrierten», nimmt Rigozzi in Schutz. «Wurde dem Co-Kommentator Bernhard Russi je verboten, weiterhin für Subaru und Brillen Werbung zu machen? Nein», schreibt er in einem offenen Brief an die 34-Jährige. Interessant sei ja, dass niemand an Rigozzis intellektuellen Fähigkeiten und der Bildschirmtauglichkeit zweifle. Aber sie verkörpere eine Art Gesinnungswandel. «Bei SRF wollte man jahrzehntelang nicht wissen, dass es bei einem visuellen Medium auch auf Charisma und Schönheit der Moderator(inn)en ankommt, auch wenn es um ernste Themen geht.»

Nur wegen der Einschaltquoten könne das Engagement Rigozzis übrigens nicht zustande gekommen sein. «So blöd ist das Publikum nicht. Es weiss, dass Sie mehr sind als eine Schaufensterpuppe», schreibt Rothenbühler an die Adresse von Rigozzi.