Schwere Vorwürfe gegen Werner De Schepper

Ringier - Werner De Schepper, Co-Chefredaktor der «Schweizer Illustrierten» und früherer «Blick»-Chef, soll über längere Zeit Mitarbeiterinnen sexuell belästigt haben. Dies schreibt der «Tages-Anzeiger» am Mittwoch.

von Edith Hollenstein

Nach dem Fall Harvey Weinstein ist mit #MeToo eine Bewegung entstanden, die weltweit Fälle von sexueller Belästigung aufdeckt. In der Schweiz musste erst am Sonntag CVP-Nationalrat Yannick Buttet zurücktreten. Ihm wurden Stalking und sexuelle Belästigung zur Last gelegt, und schliesslich hat die Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen des Verdachts auf Nötigung eingeleitet. Ringier, das Medienhaus, das mit «Le Temps» und «Blick» an vorderster Front über den Fall Buttet berichtete, steht nun selbst im Fokus.

An Po, Beinen oder Brust berührt

Werner De Schepper, Co-Chefredaktor der «Schweizer Illustrierten», steht unter Verdacht, über längere Zeit Mitarbeiterinnen sexuell belästigt zu haben. Der «Tages-Anzeiger» berichtet am Mittwoch prominent über «Tööpeleien», sexistische Sprüche und abwertende Übernamen für Mitarbeiterinnen. Auch wenn niemand mit Namen hinsteht, die Autoren Michèle Binswanger und Mario Stäuble veröffentlichten ihre ausführliche Recherche, weil «die Vorwürfe zahlreich und durch eine Vielzahl von Aussagen abgestützt sind», wie sie in einem gemeinsam verfassten Kommentar schreiben.

Laut «Tages-Anzeiger» berichten zwölf Quellen von Vorfällen, in denen De Schepper Mitarbeiterinnen bedrängt und berührt haben soll, an Po, Beinen oder Brust, am Arbeitsplatz, im Lift, an Firmenfesten, im öffentlichen Raum, teilweise bezeugt von Dritten. Mehrmals soll es zu ungewollten Küssen gekommen sein. «Manche Frauen beklagten die Doppelmoral des Katholiken De Schepper», heisst es im ausführlichen Artikel. Übergriffe, die strafrechtliche Folgen hatten, seien keine bekannt.

De Schepper will sich dazu nicht äussern. Weder im Tagi, noch am Mittwochvormittag auf Anfrage von persoenlich.com.

Keine Beschwerden bei Ringier

In einer Stellungnahme hält Ringier auf Anfrage von persoenlich.com fest: «Grenzüberschreitendes Verhalten verbaler und körperlicher Art wird bei der Ringier und Ringier Axel Springer Schweiz nicht toleriert. Bei anonymen Anschuldigungen, die von dritter Seite an uns herangetragen werden, fehlt uns jedoch die Grundlage, Massnahmen zu ergreifen».

Gegenüber De Schepper würden keine Beschwerden in den Personalakten vorliegen. «Sollten Mitarbeiterinnen grenzüberschreitendes Verhalten verbaler und körperlicher Art nicht gemeldet haben, so bedauern wir dies», so Sprecherin Danja Spring.

De Schepper ist seit März 2015 Co-Chefredaktor der «Schweizer Illustrierten» (persoenlich.com berichtete). Vorher war er «Blick»-Chefredaktor, dann Chefredaktor von TeleBärn sowie stellvertretender Chefredaktor der «Aargauer Zeitung».