26.01.2023

Indiskretionsaffäre

So kommentieren Medien das Dementi

Alain Berset habe von den Indiskretionen zwischen seinem ehemaligen Kommunikationschef und dem Ringier-CEO nichts gewusst, so der Bundesratssprecher an einer Medienkonferenz am Mittwoch. Der Bundespräsident gehe damit aufs Ganze, lautet der Tenor der Schweizer Presselandschaft.
Indiskretionsaffäre: So kommentieren Medien das Dementi
«Alain Berset schweigt weiter», schreibt der Blick auf seiner Titelseite am Donnerstag. (Bild: Keystone/Anthony Anex)

«Gestützt auf die Angaben des Bundespräsidenten, der versichert hat, von solchen Indiskretionen keine Kenntnis gehabt zu haben, wird der Bundesrat die Geschäfte auf der Grundlage des wiederhergestellten Vertrauens weiterführen», sagte Bundesratssprecher André Simonazzi am Mittwoch nach der Bundesratssitzung in einer Erklärung vor den Medien in Bern.

Mit dem Dementi mache Berset «seinen Ruf, seine Glaubwürdigkeit und wohl auch seinen Verbleib in der Regierung davon abhängig, dass ihm kein Mitwissen oder gar eine Mittäterschaft an den – bislang unbewiesenen und bestrittenen - Taten nachzuweisen ist», hiesse es in den Tamedia-Titeln.

Die Neue Zürcher Zeitung stiess ins gleiche Horn: «Berset steht mit dem Rücken zur Wand.» Der Innenminister gehe «all in» – und bewege sich fortan auf dünnem Eis. Käme heraus, dass er gelogen hat, sei es aus. Dass Berset nichts von der Tätigkeit seines damaligen Kommunikationschefs Peter Lauener gewusst haben soll, bezeichnete die Zeitung als unplausibel. «Die Nonchalance, mit der er ihn fallenlässt, ist schon fast unheimlich.»

Blick kritisiert Bersets Schweigen

Blick kritisierte Bersets Wortkargheit. Er versprach lediglich, vollumfänglich mit der GPK zusammenzuarbeiten. «Selbst auf die Frage, weshalb er zur Medienkonferenz antrete, wenn er den Journalisten doch nichts sage, sagte er nichts», schrieb die Zeitung. In der am Mittwoch von Bundesratssprecher André Simonazzi abgegeben Erklärung nach der Bundesratssitzung hiess es, das Gremium werde «die Geschäfte auf der Grundlage des wiederhergestellten Vertrauens weiterführen». «Ob das so bleibt, wird sich weisen», kommentierte Blick.

Die CH Media-Titel indes bezeichneten die abgegebene Erklärung als «nichts anderes als ein heftiger Rüffel seiner Bundesratskollegen». Trotzdem scheine für den Bundesrat die Sache damit abgeschlossen.

Die Schweiz am Wochenende hatte aufgedeckt, dass Bersets früherer Kommunikationschef Peter Lauener dem Blick-Verlag Ringier, beziehungsweise dessen Chef Marc Walder, wiederholt vertrauliche Informationen zu geplanten Covid-Massnahmen des Bundesrats übermittelt habe. Die Zeitung stützte sich nach eigenen Angaben auf Mails und Einvernahmeprotokolle, die der Redaktion vorlagen. Dabei sollte insbesondere vorab über die Anträge aus dem Eidg. Departement des Innern (EDI) berichtet worden sein. Eine Arbeitsgruppe der GPK soll sich nun der Sache annehmen. (sda/mj)


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KOMMENTARE

Werner Furrer
27.01.2023 11:25 Uhr
Zitat «Die Zeitung stützte sich nach eigenen Angaben auf Mails und Einvernahmeprotokolle, die der Redaktion vorlagen. » Sososo, Informationen, «die der Redaktion vorlagen», einfach so «vorlagen». Das ist natürlich etwas ganz anderes, als wenn man sich solche Information über dubiose Kanäle beschafft hätte, nicht wahr!
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