So schwinden die Leser über die Jahre

Fünf-Jahres-Vergleich - Eine Interpretation der Wemf-Leserschaftszahlen über fünf Jahre hinweg zeigt: Ausser der «Wochenzeitung» konnte kein einziger der untersuchten Titel zulegen. Die Kurve zeigt bei allen nach unten. Verloren, wenn auch auf hohem Niveau, hat auch «20 Minuten».

Nach den Leserschaftszahlen der Wemf Mach Basic von letzter Woche interessiert eine Langzeitübersicht. Darum haben wir einige Titel ausgewählt und einen Media-Profi um eine Auswertung gebeten.

Das Resultat zeigt die Leserentwicklung von «Tages-Anzeiger», «Neue Zürcher Zeitung», «Blick», «20 Minuten», «Blick am Abend», «SonntagsZeitung», «NZZ am Sonntag», «SonntagsBlick», «Luzerner Zeitung», «St.Galler Tagblatt», «Berner Zeitung», «NZZ Folio», «Das Magazin», «Wochenzeitung» und «Weltwoche» über die letzten fünf Jahre, analysiert von Urs Schneider im Auftrag von persoenlich.com:

  

In den letzten fünf Jahren haben alle hier untersuchten Tageszeitungen Reichweite eingebüsst. Am stärksten ist der Leserschwund beim «Tages-Anzeiger», welcher seit 2013 rund 100’000 Leserinnen und Leser verloren hat. Etwas treuer blieb das Publikum den regionalen Tageszeitungen «Aargauer Zeitung», «Berner Zeitung», «Luzerner Zeitung», «St. Galler Tagblatt» und der «Basler Zeitung». Sie alle haben im aktuellen Jahr rund 20’000 weniger Leserinnen und Leser als 2013. Zeitweise stark nach unten zeigte die Kurve bei der «Südostschweiz»: Nachdem der Titel zwischen 2013 und 2014 die Leserschaft fast halbiert hat, bleibt diese seither stabil auf über 150’000.





Auch bei der überregionalen Tagespresse zeigt die Leserschaftskurve im Fünf-Jahres-Vergleich tendenziell nach unten. Die meisten Leserinnen und Leser verloren hat der «Blick». Waren es 2013 noch über 700’000, erreicht das Boulevardblatt aktuell über 200’000 Menschen weniger. Erstmals fällt die Reichweite des «Blick» unter die 500’000-Limite. Weniger dramatisch, aber dennoch einschneidend ist der Leserschwund bei der «Neuen Zürcher Zeitung». Innert fünf Jahren hat der Titel rund 50’000 Leserinnen verloren und erreicht laut den neusten Zahlen 247'000 Leser.

 


 

Bei den Sonntagstiteln verlieren alle drei der hier ausgewählten Titel. Laut Mach Basic erreicht der «SonntagsBlick» mehr als 250'000 Leser weniger als noch vor fünf Jahren. Er liegt nun gleich auf mit der «SonntagsZeitung». Die «NZZ am Sonntag» und die «SonntagsZeitung» haben beide etwa gleich viele Leser weniger als noch 2013. Die NZZaS erreicht aktuell 405'000, die SoZ aktuell 581’000 (siehe Mach Basic 17-02 persoenlich.com berichtete). 

 

 



 

Bei den vier ausgewählten Magazinen fällt auf, dass die «Wochenzeitung» noch immer gleich viele Leser erreicht wie 2013, ja so gar leicht mehr. Die «Weltwoche» und das «Folio» verloren beide je rund 50'000 Leser, wobei das «Folio» Stand 2017 fast doppelt so viele Leser erreicht wie die «Weltwoche». Letztere fiel bei der jüngesten Auswertung erstmals unter die 200'000er-Marke. Das «Magazin» zählt rund 100'000 Leserinnen weniger als 2013.




Kommen wir zum Vergleich der beiden Deutschschweizer Gratistitel: Zwar hat das Tamedia-Pendlerblatt «20 Minuten» mit fast doppelt so vielen Leserinnen und Lesern ganz klar die Nase vorn. Die beiden Zeitungen zeigen jedoch die gleiche Tendenz. Wobei sich «20 Minuten» auch konsolidieren könnte: Seit Mitte 2016 sind die Zahlen stabil.

 




Die Fünf-Jahres-Interpretation macht deshalb Sinn, weil die Unterschiede zu den Werten vor 2013 nicht vergleichbar sind. Damals hatte die Wemf bei der Messung eine Systemumstellung vorgenommen.

Die Befragung für die jüngste Publikation, die Mach 2017-2, welche am 2. Oktober veröffentlicht wurde (persoenlich.com berichtete), fand vom April 2016 bis März 2017 statt. Befragt wurden 19'048 Personen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein.



Text: Edith Hollenstein und Michèle Widmer; Grafiken: Urs Schneider