SRG-Journalisten stellen sich vor Arbeitgeber

No-Billag-Initiative - Mitarbeiter des Medienkonzerns dürfen sich nun auf Social Media offen zur Abstimmung äussern. Auch prominente Aushängeschilder machen davon rege Gebrauch – für einen «unabhängigen, guten Journalismus», wie etwa «10vor10»-Moderatorin Susanne Wille schreibt.

Bisher galt beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF die Regel, wonach es «in jedem Fall mit den Vorgesetzten abzusprechen» sei, wenn «SRF-Mitarbeitende ihre Arbeit, das Unternehmen oder das Programm auf privaten Websites oder in sozialen Netzwerken explizit zum Thema machen». Mitte Oktober hat die Geschäftsleitung der SRG die Bestimmungen für die Social-Media-Kommunikation der Mitarbeitenden «präzisiert», wie die «Medienwoche» berichtete. Die Geschäftsleitung erlaube nun auch den Programmschaffenden, auf Beiträge Dritter reagieren zu dürfen.

Davon machen die TV-Journalisten auch rege Gebrauch. So kommentierte Wirtschaftsjournalistin Patrizia Laeri auf Twitter einen Tweet von Berufskollege Reto Lipp: «Die ökonomischen Tatsachen sind klar. Werbegelder weg. Traditionelle Medien werden ohne Gebührengelder oder Mäzene nicht überleben.»


Etwas länger holte «Rundschau»-Moderator Sandro Brotz auf seinem Facebook-Profil aus. Am 21. Oktober verfasste er seine «1000 Zeichen». Er kenne die Gegenargumente: «Das können private Medien auch bieten – der Markt wirds schon regeln.» Natürlich würden private Medien kritisch berichten können, schreibt Brotz. «Und sie tuns auch. Aber ich zweifle daran, dass bei einem Ja zum Sendeschluss künftig Unabhängigkeit und Autonomie in der Programmgestaltung gewährleistet sind.»


Auch ausführlich griff am Freitag «10vor10»-Moderatorin Susanne Wille auf Facebook in die Tasten: «Ich sehe es als meine Pflicht an, in der aktuellen Debatte nicht einfach zu schweigen.» Sie sei überzeugt, dass es SRF für dieses Land brauche. Für eine funktionierende Demokratie, für die Idee der Schweiz, für eine gut informierte Öffentlichkeit. «Und weil ich es mir nicht verzeihen könnte, später sagen zu müssen, ich habe nicht gekämpft für eines der wertvollsten Güter, das eine Gesellschaft haben kann: Unabhängigen, guten Journalismus», so Wille.


Für diese Äusserungen gibt es Szenenapplaus von Arbeitskollege Arthur Honegger. Auf Twitter schreibt er: «Wir dürfen sagen, dass wir an unsere Arbeit glauben.»


In der aktuellen Ausgabe der «Schweiz am Wochenende» sagt Honegger: «Ich überlege mir nicht, was ich im Fall einer Annahme der Inititative tun würde.» Er sei nicht nervös, aber ganz spurlos gehe der Abstimmungskampf nicht an ihm vorbei. «Als Bürger mache ich mich in meinem Umfeld selbstverständlich für ein Nein zur No-Billag-Inititative stark.»

Derweil will «Medienclub»-Moderator Franz Fischlin verhindern, dass seine Sendung zum Thema im kommenden Jahr zu einer reinen «SRG-Show» werde. «Im Zweifel bin ich gegenüber dem eigenen Unternehmen lieber speziell kritisch», so Fischlin zur SaW. Auch «Arena»-Moderator Jonas Projer kündigt gegenüber der Zeitung spezielle Massnahmen an: «Angesichts der Umstände würden wir wohl nicht erst bei der ‹Abstimmungs-Arena›, sondern schon bei möglichen früheren Sendungen zur Vorlage die Redezeit beider Seiten messen.»

«Liquidation die logische Konsequenz»

Über die No-Billag-Initiative wird am 4. März 2018 abgestimmt (persoenlich.com berichtete). Wird diese angenommen, würde dies vermutlich das Aus für die SRG bedeuten. «Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist es nicht möglich, die Rentabilität einer nicht gebührenfinanzierten SRG nachhaltig sicherzustellen», sagt SRG-Sprecher Edi Estermann in der «NZZ am Sonntag». Eine Liquidation sei gemäss dem Schweizerischen Obligationenrecht die logische Konsequenz. (cbe)