Herr Stamm, am heutigen Dienstag ist offizell bekannt gegeben worden, dass Sie per Ende Jahr und nach 32 Jahren Bund die Redaktion verlassen werden. Was sind die Gründe für diesen kurzfristigen Abgang?
Meine Kündigung selber ist nicht kurzfristig erfolgt. Sowohl der Verwaltungsrat der Bund Verlag AG als auch alle weiteren involvierten Personen wurden von mir bereits vor rund einem halben Jahr darüber informiert, dass ich nach sechs Jahren als Chefredaktor noch etwas anderes in meinem Leben machen will. Mit der Bekanntgabe hatte man bis heute gewartet, weil man erst meine Nachfolge regeln wollte.
Warum treten Sie ab?
Ich bin der Meinung, dass ein Chefredaktor, der älter als 60 Jahre ist, kaum mehr die Innovationskraft entwickeln kann, um täglich eine gute Zeitung zu machen. Ich bin 56 Jahre alt und mir stellt sich jetzt die Option, entweder solange ich noch kann, auf dem Chefredaktoren-Posten auszuharren oder aber noch einmal etwas ganz anderes zu tun. Zum jetztigen Zeitpunkt fühle ich mich persönlich noch in der Lage, nochmals eine neue Aufgabe zu übernehmen, eine Aufgabe, mit der ich nochmals neu durchstarten kann.
Wie muss ich mir das vorstellen?
Ich werde ab Januar 2001 als publizistischer Berater im Geschäftsbereich Regionalzeitungen der NZZ-Gruppe tätig sein. Konkret bedeutet das, dass ich für die publizistische Koordination zwischen unseren heutigen Regionalzeitungen verantwortlich sein werde. Eine Verantwortung, die sich mit zukünftigen Übernahmen sicherlich noch ausweiten wird.
Es gab also keine Unstimmigkeiten zwischen Ihnen und dem Verwaltungsrat des Bund?
Keineswegs. Es muss doch nicht immer etwas aussergewöhnliches passiert sein, nur weil sich ein Chefredaktor nach einem anderen Betätigungsfeld umsieht. Ich lege ganz grossen Wert darauf zu sagen, dass ich im allerbesten Vernehmen mit der NZZ, mit der Redaktion, mit meinem Nachfolger gehe. Es gab weder Probleme mit der Redaktion noch mit meinem Nachfolger Hanspeter Spörri. Im Gegenteil: Ich habe mit Hanspeter Spörri ein ausgesprochen gutes Verhältnis und habe mich deshalb auch für ihn als meinen Nachfolger stark gemacht. Und ich werde sicherlich auch weiterhin mit ihm in Kontakt bleiben.
Der Nachfolger