Die Grossen bleiben gross. So lautet ein zentraler Befund des IGEM-Digimonitor 2023, der am Dienstag veröffentlicht wurde. «Fernsehen bleibt das Massenmedium», schreibt die Interessengemeinschaft elektronische Medien IGEM, die zusammen mit der Wemf AG für Werbemedienforschung jährlich die Nutzung elektronischer Medien in der Schweiz dokumentiert. Auch wenn sich im Bereich Bewegtbild ein breites Angebot etabliert hat, bleibt das Publikum dem Fernsehen treu. «Mit 6,3 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer (93 Prozent der Bevölkerung) schaut fast die ganze Schweiz fern», hält der aktuelle Digimonitor fest. Dieser Wert blieb in den letzten zehn Jahren praktisch unverändert und verzeichnete lediglich einen leichten Rückgang seit 2014.
Netflix knickt erstmals ein
Derweil verlieren die grossen internationalen Video-Streamingplattformen wie Netflix, YouTube oder Disney+ Marktanteile. «YouTube büsst im Vergleich zum Vorjahr 370'000 Zuschauerinnen und Zuschauer ein und Netflix 300'000», heisst es in der Studie. Für Netflix bedeutet dies einen erstmaligen Knick in der bisherigen Aufwärtsentwicklung in der Schweiz, während die YouTube-Nutzung gemäss Digimonitor schon seit 2019 abnimmt. Netflix und YouTube zählen aber weiterhin 4,3, respektive 2,9 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer, die zumindest gelegentlich diese Streamingplattformen nutzen.
Knapp hinter YouTube folgen bereits die Angebote der SRG, also die Websites und Apps von SRF, RTS und RSI. Zusammen erreichen sie 2,8 Millionen Nutzerinnen und Nutzer in der ganzen Schweiz, wovon sich ein Fünftel täglich auf einer der SRG-Plattformen aufhält. Anders sieht dieses Verhältnis bei Play Suisse aus, dem mehrsprachigen Streamingdienst der SRG. Zwar zählt diese Plattform 1,3 Millionen Personen, die zumindest gelegentlich vorbeischauen. Aber nur gerade fünf Prozent davon (oder 64'000) tun das täglich.
Radio knackt die 6-Millionen-Grenze
Wie das Fernsehen legte auch das andere historische elektronische Massenmedium in der Nutzung zu. «Radio knackt die 6-Millionen-Grenze», schreiben IGEM und WEMF. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das zwar eine Zunahme, im Zehnjahresvergleich aber ein leichter Rückgang. 4 Millionen Menschen in der Schweiz hören sogar täglich Radio. Anders sieht das Bild bei den Podcasts aus. Hier gibt es eine grosse Anzahl (2,9 Millionen Personen) Gelegenheitshörerinnen und -hörer, nur 400'000 hören täglich Podcasts. Insgesamt stieg die Nutzung gegenüber dem Vorjahr, bei den täglichen Hörerinnen und Hörern gar 100'000.
Bei den Plattformen für die Podcastnutzung liegen erstmals die Angebote der SRG an der Spitze. Die Websites und Apps von SRF, RTS und RSI überholten damit Spotify. An dritter Stelle liegt YouTube, das offensichtlich nicht nur für Video, sondern auch für das Abspielen von Audio genutzt wird. Altersmässig nutzen vor allem die Jüngeren die ausländischen kommerziellen Plattformen.
Ein überraschendes Ergebnis zeigt der aktuelle Digimonitor zum Teletext. Das Uraltmedium hält sich tapfer und konnte gegenüber dem Vorjahr eine halbe Million Nutzerinnen und Nutzer dazugewinnen. Allerdings lag die Teletext-Nutzung bei der Messung vor einem Jahr auf einem Allzeittief. Über die Gründe für das Wiedererstarken kann man nur spekulieren. «Denkbar wäre zum Beispiel, dass dieses Jahr wieder vermehrt Sport(gross)anlässe stattfanden und daher auch vermehrt Sportresultate auf dem Teletext abgerufen wurden», vermutet Siri Fischer, Geschäftsführerin IGEM.
Kino erholt sich nach Corona-Baisse
Auch das Kino, das manche schon totgesagt haben, legt wieder zu und hat sich von der Corona-bedingten Baisse erholt. So besuchte in den letzten sechs Monaten fast die Hälfte der Schweizer Bevölkerung ab 15 Jahren eine Filmvorführung. Das sind 570'000 Besucherinnen und Besucher mehr als im Vorjahr. Damit erreicht das Kino annähernd Werte wie vor Corona.
Der Digimonitor untersucht auch die Social-Media-Nutzung in der Schweiz. 4,8 Millionen Personen oder 72 Prozent der erwachsenen Bevölkerung nutzen mindestens gelegentlich eine Social-Media-Plattform. Beliebteste Plattform ist neu Instagram mit 2,9 Millionen Nutzerinnen und Nutzern, knapp vor Facebook, das vor einem Jahr noch das soziale Netzwerk mit dem grössten Nutzerkreis war. Dahinter folgen LinkedIn mit 2,0 Millionen, Pinterest mit 1,5 Millionen und Snapchat mit 1,2 Millionen. TikTok erreicht 1,1 Millionen. Grosse Unterschiede gibt es beim Alter. Während Snapchat- und TikTok-User im Schnitt 24, respektive 27 Jahre alt sind, liegt der Altersdurchschnitt bei LinkedIn und Facebook bei 46 Jahren.