10.10.2002

Thomas Borer zu "Macht und Medien"

Am Samstag referierten und diskutierten an der Hochschule Rapperswil verschiedene Experten zum Thema "Macht". Anlass dazu war der dreitägige Nationalkongress der Junior Chamber Switzerland. Mit Spannung wurde der Auftritt des Ex-Botschafters Dr. Thomas Borer zu den Themen Macht und Medien erwartet. In seinem Vortrag wollte er nicht explizit auf seinen Fall eingehen, doch dem Zuhörer war klar: Borers Forderungen nach einer Reform der Pressekontrolle gründen auf seinen eigenen Erlebnissen mit der Ringier-Presse.
Thomas Borer zu "Macht und Medien"

'Alles kann zu einem Skandal gemacht werden'

Der Schweizer Ex-Botschafter und heutige Unternehmensberater Dr. Thomas Borer war eingeladen worden, um über Macht und Medien zu referieren, was er dazu nutzte, sein Referat umzubenennen in "Macht der Medien". Borer sprach, ohne explizit auf seinen Fall Bezug zu nehmen, doch seine Ausführungen bezogen sich ganz klar auf die sogenannte "Ringier-Affäre".

Der Schweizer Ex-Botschafter und heutige Unternehmensberater Dr. Thomas Borer war eingeladen worden, um über Macht und Medien zu referieren, was er dazu nutzte, sein Referat umzubenennen in "Macht der Medien". Borer sprach, ohne explizit auf seinen Fall Bezug zu nehmen, doch seine Ausführungen bezogen sich ganz klar auf die sogenannte "Ringier-Affäre".

"Es geht mir hier nicht um Journalistenschelte", begann er denn auch, "abgesehen davon, dass es den Journalisten schlechthin gar nicht gibt." Er stehe hinter der Pressefreiheit, doch könne man nicht leugnen, dass die Medien heute sämtliche Bereiche durchdringen und weitgehend die Themen der Politik bestimmen würden. Borer: "Die Medien können heute alles zu einem Skandal machen."

Die Gefahr des Kampagnenjournalismus liegt gemäss Borer in den oft fehlenden Fakten und mangelnden Kenntnissen zu Beginn einer Story. Da werde zu Lasten der Wahrheit eine Lawine losgetreten. Und am Ende seien die Kampagnen gegenüber der Öffentlichkeit und gegenüber dem Skandalierten von einer derart totalitären Art, wie er sie sich als Demokrat nicht wünsche. Borer empfahl denn auch drei Punkte als Leitplanken für eine seriöse Berichterstattung:

Erstens: Eine Berichterstattung soll nur erfolgen, wenn die relevanten Beweise von Anfang an vorliegen.

Zweitens: Zwischen Skandal und Ereignis muss nach Juristenjargon eine Verhältnismässigkeit bestehen.

Drittens: Die Themen müssen politisch und wirtschaftlich relevant sein.

'Es fehlt die Kontrolle durch die Politik'

Der Konzentrationsprozess in der Medienbranche führe zu einer Verstärkung der Entwicklung "Skandal gleich Auflage", führte der ehemalige Botschafter weiter aus. Dies mache die gegenseitige Kontrolle der Medien umso schwerer, da das Korrektiv des gegenseitigen Kommentierens durch das Konkurrieren um Geschichten aussetze. Weiter monierte Borer, dass die Kontrolle durch die Politik fehle. Stattdessen würden die Politiker oft einen eigentlichen Kniefall vor den Medien machen.

Borer plädierte denn auch für die Einführung neuer Instrumente im Rechtssystem, die es möglich machen würden, die sakrosankte Privatsphäre eines jeden, auch der Prominenten und Exponierten, zu schützen. "Die Pressefreiheit darf kein Alibi sein, um persönliche Rechte zu verletzen!", forderte er. Bestehende Instrumente wie der Presserat seien zahnlos, was sich auch damit belegen liesse, dass die immer gleichen Zeitungen zu den immer gleichen Themen gerügt würden. Auch die Gegendarstellung irgendwo auf Seite 23 mache keinen Eindruck. "Nur eine Gegendarstellung in gleicher Grösse, auf der gleichen Seite, in gleichem Umfang: Das hätte Wirkung!". Ebenfalls unumgänglich sei die Einführung einer Produktehaftpflicht mit hohen und schmerzvollen Reparationszahlungen bei nachweislich falscher Berichterstattung.

Borer forderte abschliessend denn auch eine Reform der Pressekontrolle, "im Sinn der Wirtschaft, im Sinn der Persönlichkeitsrechte, im Sinn der demokratischen Grundaufgabe der Presse". -- Wie diese konkret aussehen soll, blieb jedoch unklar.



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