Vor drei Jahren wies bei CH Media alles in Richtung Konvergenz. Das organisatorische Zusammenrücken von Radio, TV und Online an den verschiedenen Standorten sollte sich auch in einer entsprechenden Leitungsstruktur widerspiegeln. «Eine Chefredaktion für alle drei elektronischen Medien ist nun der letzte Schritt in Richtung trimedialer Konvergenz», schrieb das Unternehmen im Mai 2021 anlässlich der Ernennung von Dumeni Casaulta als Gesamtleiter von TVO, FM1 und FM1Today in St. Gallen. Auch in Bern, Luzern und Zürich wurden in der Folge trimediale Chefredaktionen installiert. Entweder übernahmen die bisherigen Leitungspersonen von Radio oder TV den neuen Posten oder, wie etwa in Bern, hat CH Media eine neue Person für die Gesamtleitung der elektronischen Medien angestellt.
Ein Organigramm mit kurzer Haltbarkeit
Analog zum neuen Organigramm in den Regionen übernahm an der Spitze Oliver Steffen im August 2022 als Chefredaktor Regionale Elektronische Medien «die übergreifende redaktionelle Chefredaktion für sämtliche regionale elektronische Medien» von CH Media. Mit diesem Schritt wolle man die Konvergenz stärken – also die Annäherung verschiedener Einzelmedien, hiess es damals.
Doch damit ist schon wieder Schluss. Im Zuge des Stellenabbaus bei CH Media und der damit einhergehenden Anpassungen am Organigramm wird die trimediale Führung der regionalen elektronischen Medien wieder aufgelöst. Steffen kehrt ab 1. Mai 2024 auf seinen vormaligen Posten als Chefredaktor TV Regional zurück. Anstatt einer Person stehen dem Bereich die Chefs von TV, Radio und Online vor.
Die aktuellen Chefredaktorinnen und Chefredaktoren in den einzelnen Regionen übernehmen entweder die Leitung eines der drei Vektoren oder verlassen das Unternehmen. So kündigte etwa die Chefredaktorin in Bern schon vor dem Stellenabbau. Ihr Posten wird nicht mehr neu besetzt. Das bestätigt CH Media auf Anfrage.
«Weiterhin eng zusammenarbeiten»
Bis zum kommenden April werde die neue Organisation umgesetzt, heisst es in einer internen Mitteilung, die persoenlich.com vorliegt. Der Fokus liege fortan auf «klaren Strukturen und Verantwortungsbereichen». Auch ohne gemeinsame Chefredaktion würden «die Redaktionen weiterhin eng zusammenarbeiten und gemeinsam Projekte planen», heisst es weiter.
Gründe für den Schritt nennt CH Media auf Anfrage keine. Intern heisst es, dass man die einzelnen Bereiche wieder entflechten wolle, damit sich die Leiter so stärker auf ihre Arbeit konzentrieren könnten. Weiter wird mit der Abschaffung dieser Stellen auch gespart. Das Personal nimmt mit einer gewissen Genugtuung zur Kenntnis, dass nicht nur bei den Redaktionen, sondern auch beim Kader gespart wird. Gleichzeitig befürchten Leute, die mit den Prozessen vertraut sind, dass nun wieder jeder Vektor nur für sich schaut.