26.02.2020

Wahlen 2019

Vorbehalte gegenüber Regional-TV-Studie

Die Regionalsender haben laut einer Studie mit ihrer Berichterstattung zu den Wahlen 2019 ihren Auftrag hinsichtlich Menge und Qualität erfüllt. Die Methodik sei intransparent und fragwürdig, kritisiert die SRG. Auch das Bakom äussert Vorbehalte.
Wahlen 2019: Vorbehalte gegenüber Regional-TV-Studie
Der Regional-TV-Verband Telesuisse, der die Studie von Publicom bestellt hat, beansprucht mehr Geld aus dem Gebührentopf. (Bild: Keystone/Valentin Flauraud)

Entsprechend dem Konzessionsauftrag hätten die regionalen Sender regionale Aspekte abgedeckt, teilten Telesuisse und das Beratungsunternehmen Publicom am Mittwoch mit. Eine Umfrage ergab, dass 48 Prozent der Befragten Inhalte von regionalen TV-Sendern nutzten, um sich über die Wahlen zu informieren. Auf TV-Sender der SRG griffen 84 Prozent zurück. Am Wahltag konsumierten 1'765'000 Personen die Programme der Regionalsender. Teilresultate der Studie waren bereits am Wochenende durchgesickert (persoenlich.com berichtete).

Wichtige Plattform

In 60 Prozent ihrer Wahlkampfberichterstattung fokussierten sich die Regionalsender gemäss der am Mittwoch vorgestellten Programmanalyse der Publicom auf ihre Regionen – Nominierungen und persönliche Kampagnen spielten sich vor allem auf Kantonsebene ab. Bei den TV-Sendern der SRG thematisierten 78 Prozent der Beiträge zum Wahlkampf die nationale Ebene.

Punkto Qualität der Berichterstattung habe es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Regionalfernsehsendern und den SRG-TV-Sendern gegeben. Während das Publikum die SRG-Berichterstattung als leicht besser beurteilt habe als jene der Regionalen, hätten politische Akteure gesamthaft keine Unterschiede bezüglich Qualität wahrgenommen.

Die befragten Parteimitarbeiter hätten die regionalen TV-Sender als wichtigere Plattformen im Wahlkampf betrachtet. Ging es um den eigentlichen Wahlentscheid, waren gemäss der Studie von Publicom aber auch im vergangenen Jahr Zeitungen das wichtigste Medium. Auch die nationalen SRG-Sender hätten grosse Bedeutung gehabt, gerade im Tessin.

«Sechs Prozent massiv zu wenig»

Die regionalen Fernsehsender hingegen hätten beim Wahlentscheid eine ähnliche Wichtigkeit wie die Radiosender der SRG oder soziale Medien gehabt. Telesuisse nannte das Studienergebnis in der Mitteilung «erfreulich». Die Sender könnten einen Service für die Region erbringen, den die SRG nicht leisten könne, argumentieren sie.

Der Verband erinnert daran, dass alle Privatsender zusammen sechs Prozent der Einnahmen aus den Empfangsgebühren für Radio und Fernsehen erhielten, während 94 Prozent an die SRG gingen. «Angesichts der steigenden Bedeutung der Regionalberichterstattung und der Krise bei den klassischen Medien sind diese sechs Prozent massiv zu wenig», liess sich Telesuisse-Präsident André Moesch zitieren.

Vorbehalte gegenüber der Studie

Die SRG äusserte gegenüber der Studie von Telesuisse grosse Vorbehalte, zumal sie bezüglich Methodik intransparent und fragwürdig sei. Die Sender der SRG würden gemeinsam mit den Regional-Fernsehstationen insbesondere bei Wahlen einen für dieses Land wichtigen Service-public-Auftrag erfüllen, schreibt die SRG in einer Stellungnahme.

Vorbehalte zur Studie, unter anderem was die Darstellung und insbesondere die Kontextualisierung der Resultate angeht, hat auch das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) – respektive der Bakom-Vizedirektor Bernard Maissen – auf Twitter geäussert. Das Bakom hat einen Teil der Studie finanziert und damit den Miteinbezug der italienischen Schweiz ermöglicht.


Für die am Mittwoch in Bern vorgestellte Studie analysierte Publicom an sechs Stichtagen 22 Sender. Hinzu kam eine nach eigenen Angaben «bevölkerungsrepräsentative» Befragung von 748 Wählerinnen und Wählern und eine Online-Befragung von Parteisekretariaten. Von 184 angeschriebenen Sekretariaten beantworteten 73 die Fragen. (sda/cbe)



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