Was die Medien über den Zeitungsdeal schreiben

Tamedia kauft die BaZ - Nach dem Tauschgeschäft von Tamedia und der Zeitungshaus AG greifen die Kommentatoren in die Tasten. Vom Ende des «Vorschlaghammer-Kampagnen-Journalismus» ist die Rede – und vom «geplatzten Traum» von Christoph Blocher. Die Verlierer seien die Journalisten und die Vielfalt.

von Michèle Widmer

Nach acht Jahren verkaufen Christoph Blocher, Rolf Bollmann und Markus Somm die «Basler Zeitung» an Tamedia. Dafür erhält die Zeitungshaus AG das «Tagblatt der Stadt Zürich» (persoenlich.com berichtete). Der Deal habe eine «ziemlich bittere Note», kommentiert die «Neue Zürcher Zeitung». Blocher und seine Mitstreiter seien letztlich gescheitert. Ohne Kooperationen und Zusammenschlüsse sei es nahezu unmöglich geworden, eine Regionalzeitung mit einem gewissen inhaltlichen Anspruch rentabel zu betreiben. Die Verantwortlichen hätten nur das gedruckte Produkt im Blick gehabt, während sie die Onlinepublizistik faktisch bereits Tamedia überlassen hätten. «Man lebte notgedrungen in den Tag hinein, so dass der Tag der Wahrheit früher oder später kommen musste.»

Die «Basellandschaftliche Zeitung» und die «TagesWoche» liessen kein gutes Haar an der «Basler Zeitung». «Der Tausch hilft nur darüber hinwegzutäuschen, dass Blocher als Verleger eine Niederlage eingefahren hat», schreibt die BZ in einem Kommentar mit dem Titel «Blochers Traum als Verleger ist geplatzt». Es sei ein ungleicher Tausch. Selbst wenn die Anzeigenblätter eine höhere Auflage hätten und bessere Zahlen schreiben würden als die Tageszeitung, publizistisch seien sie unbedeutend – und würden es auch unter einer SVP-Ägide bleiben.

«Wartet jemand auf eine BaZ von Tamedia?»

Als «Trümmerblatt, ökonomisch, journalistisch und ideell» bezeichnet die Tawo die BaZ. Die Zeit des «übergriffigen Vorschlaghammer-Kampagnen-Journalismus» und der regelmässigen Kommentare aus dem «kleingeistig-rechtspopulistischen Giftschrank» bei der BaZ dürfte nun vorbei sein. Aber, fragt die Tawo mit Blick auf die neue Besitzerin: «Wartet jemand auf eine ‹Basler Zeitung› von Tamedia? Einer weiteren Zeitung des Zürcher Quasi-Monopolisten mit dem immergleichen Mantelteil aus Zürich?»

Die «TagesWoche», welche einst aus Protest gegen den Angriff Blochers gegründet wurde, weiss die Gunst der Stunde für sich zu nutzen. Noch bis 2020 ist die Finanzierung des Basler Mediums in der heutigen Form gesichert. Man ist auf der Suche nach neuen Finanzierungsformen. «Jetzt sind wir die ‹Basler Zeitung›», schreibt Geschäftsführerin Sibylle Schürch in einem Editorial. Tamedia sei wie auch Blocher ein «fremder Fötzel», zitiert sie. Basel stehe vor der Wahl, so Schürch: «Will die Stadt nur Massenware aus Zürich und Aarau – oder will sie auch eine eigene Stimme?»

Weniger schwarz für Basel malt die «Wochenzeitung». Der Verkauf sei «gut für Basel», heisst es dort. Mit der «Basler Zeitung» und der «Basellandschaftlichen Zeitung» würden sich weiterhin zwei Titel konkurrenzieren. Mit der Tawo rede zudem eine unabhängige Stimme mit. Für den Rest der Schweiz sei der Deal unerfreulich. Tamedia sei nun in den Wirtschaftsräumen Zürich, Bern, Basel und Genf der grösste Player. Der AZ und der NZZ würden kleinere Städte bleiben. Und Christoph Bocher bekomme püntklich aufs Wahljahr 2019 ein Gratiszeitungsimperium. Die Verlierer sind für die WoZ die Journalistinnen und Journalisten. «Bei der BaZ müssten die meisten nun im ihre Stelle bangen. Mit jeder Kündigung wird der Journalismus eintöniger».