18.04.2018

Zeitungsdeal

Tamedia kauft die «Basler Zeitung»

Im Gegenzug wird die Beteiligung am «Tagblatt der Stadt Zürich» sowie weiteren Gratiszeitungen verkauft. Chefredaktor Markus Somm führt die BaZ noch während sechs Monaten weiter.
Zeitungsdeal: Tamedia kauft die «Basler Zeitung»
Der Schriftzug der «Basler Zeitung». (Bild: Keystone)

Tamedia übernimmt von der Zeitungshaus AG die «Basler Zeitung». Im Gegenzug verkauft das Zürcher Verlagshaus ihre Beteiligungen am «Tagblatt der Stadt Zürich» sowie an weiteren Gratiszeitungen, wie Tamedia am Mittwoch mitteilte. Der derzeitige Chefredaktor der «Basler Zeitung», Markus Somm, soll die BaZ auch nach der Übernahme während weiterer sechs Monate leiten, heisst es in der Mitteilung weiter. Dann wird Somm sich in ein Sabbatical verabschieden und im Anschluss daran als Autor weiterhin für Tamedia tätig sein.

Im Verlauf des zweiten Quartals 2018 wird im Gegenzug die Zeitungshaus AG die Tamedia-Beteiligung von 65 Prozent am «Tagblatt der Stadt Zürich» übernehmen. Auch die Beteiligung von 35 Prozent der Lokalinfo AG Zürich wird von der Zeitungshaus AG übernommen. Somit gehört das «Tagblatt der Stadt Zürich» zu hundert Prozent der Gruppe um Christoph Blocher (persoenlich.com berichtete).

Das bestehende Redaktionsteam wird die neue Eigentümerin übernehmen, geht aus der Mitteilung weiter hervor. Darüber hinaus übergibt Tamedia die beiden Gratiszeitungen «Furttaler» und «Rümlanger», die ihr bis anhin zu 100 Prozent gehören, an die Zeitungshaus AG. Auch in der Romandie folgt ein Besitzerwechsel: Die jeweiligen 50-Prozent-Beteiligungen an GHI und Lausanner Cités gehen ebenfalls von Tamedia an die Zeitungshaus AG.

Der Verkauf besonders des «Tagblatts der Stadt Zürich» an die Zeitungshaus AG falle Tamedia «sehr schwer», lässt sich Tamedia-Verwaltungsratspräsident Pietro Supino zitieren. Aber die «Basler Zeitung», die in der Nordwestschweiz stark verwurzelt sei, passe «perfekt» zu den Tamedia-Blättern in Bern und Zürich, so Supino weiter. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt, dass die Wettbewerbskommission (Weko) dem Deal zustimmt.

Seit 2013 19,5 Prozent der Leser verloren

Die BaZ gehörte seit 2014 Christoph Blocher, dem Konzernchef Rolf Bollmann und dem Chefredaktor Markus Somm. 2010 hatten der Financier Tito Tettamanti und der Medienanwalt Martin Wagner die «Basler Zeitung» der früheren Verlegerfamilie abgekauft. Vermutungen, Christoph Blocher wirke im Hintergrund mit, bestätigten sich 2013. Über Umwege gelangte die Zeitung 2014 schliesslich ganz an Blocher, Bollmann und Somm.

Die «Basler Zeitung» weist gemäss den aktuellsten Zahlen der AG für Werbemedienforschung (WEMF, inklusive Replica) eine Auflage von 46'353 Exemplaren auf; 2014 waren es 53'498 Exemplare gewesen. Gemäss neuster MACH-Basic-Studie hat die BaZ 2018 (inklusive Replica) 99'000 Leserinnen und Leser. Seit 2013 ist die Zahl der Leserinnen und Leser um 19,5 Prozent abgesackt (persoenlich.com berichtete).

Das «Tagblatt der Stadt Zürich» hat gemäss WEMF eine aktuelle Auflage von 126'594 Exemplaren. Die wöchentlich erscheinende Zeitung ist derzeit das Amtsblatt der Stadt Zürich. Sie wird in die meisten Haushalte verteilt. An der Tagblatt der Stadt Zürich AG ist neben Tamedia auch die Lokalinfo AG beteiligt.

Seit 2013 bei Tamedia gedruckt

In den vergangenen Jahren war es innerhalb des Basler Zeitungskonzerns zu mehreren Umstrukturierungen gekommen. 2011 baute CEO Bollmann Stellen ab und schloss 2013 die Zeitungsdruckerei. Gedruckt wird die BaZ seither bei Tamedia. Diesen Druckauftrag hatte die BaZ jedoch gemäss Angaben der Tamedia im vergangenen Jahr per Ende April 2018 ordentlich gekündigt (persoenlich.com berichtete).

Im Internet ist die BaZ zudem unter dem Newsnet-Verbund gemeinsam mit Tamedia präsent. Diese Zusammenarbeit wurde vor rund zehn Jahren gestartet. Seit Frühjahr 2017 besorgt das Medienhaus Somedia in Chur Korrektur und Layout für die «Basler Zeitung». Eine angedachte Zusammenarbeit beim Mantelteil mit Somedia kam dagegen nicht zustande.

Im vergangenen Herbst war bekannt geworden, dass die BaZ Holding AG per 2018 unter dem neuen Namen Zeitungshaus AG formell nach Baar ZG verlegt wird. Im August hatte sie dem Zehnder Wochenzeitungsverlag 25 Gratisblätter abgekauft (persoenlich.com berichtete). Jene 25 Blätter sind gemäss damaligen Angaben künftig in einer neuen Zeitungshaus-AG-Tochter zusammengefasst, der Swissregio Media AG in Baar. In Basel verbleibt die zweite Tochter, die National Zeitung und Basler Nachrichten AG, die die BaZ herausgibt. Sie tritt neu unter dem Namen Basler Zeitung AG auf.

Die «Basler Zeitung» war 1977 durch die Fusion der linksliberalen «National-Zeitung» mit den bürgerlich-konservativen «Basler Nachrichten» entstanden. Die Zeitung gehörte einst quasi zur Grundausstattung jeden Haushalts der Region Basel. Nachdem die katholisch geprägte «Nordschweiz» und die linke «Basler AZ» eingegangen waren, war sie in den 1980er-Jahren noch dominanter geworden. (sda/wid)



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