20.09.2024

Tamedia

Westschweizer Prominente kritisieren Abbau

Mehr als 170 Persönlichkeiten fordern Tamedia und den Verwaltungsrat der Muttergesellschaft TX Group, auf, sich für die Medienvielfalt in der Romandie einzusetzen und auf Entlassungen zu verzichten. Das Unternehmen betont, man wolle in der Westschweiz weiterhin eine starke Presse anbieten. Derweil protestiert die Eishockey-Liga gegen eine bereits vollzogene Abbaumassnahme.
Tamedia: Westschweizer Prominente kritisieren Abbau
Stephan Eicher, Ursula Meier, Emil Steinberger und zahlreiche weitere Prominente und Persönlichkeiten protestieren gegen die Abbaupläne von Tamedia. (Bilder: Keystone)

Zu den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern des Aufrufs gehören unter anderem der Musiker Stephan Eicher, der Schriftsteller Joël Dicker und die Filmregisseurin Ursula Meier, aber auch (ehemalige) Spitzensportler wie der Schwimmer Roman Mityukov und der Judoka und Olympia-Medaillengewinner Sergei Aschwanden sowie zahlreiche Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kultur. Ebenfalls signiert haben das Protestschreiben Emil Steinberger und seine Frau Niccel, die lange in der Westschweiz gelebt haben.

Tamedia hatte vergangene Woche den Abbau von Stellen und die Zusammenlegung von Redaktionen angekündigt. In der Romandie ist der Abbau von 25 Vollzeitstellen geplant (persoenlich.com berichtete). 24 heures, Tribune de Genève und Le Matin Dimanche sollen künftig von einer einzigen Redaktion produziert werden.

«Nachrichten sind kein Produkt wie jedes andere»

Die Romandie verdiene eine starke, unabhängige und vielfältige Regionalpresse, heisst es im Aufruf. Seit Jahren führe der Abbau zu einer Verarmung der regionalen Information. Wenn zudem der Anteil aus dem Deutschen übersetzter Texte in Westschweizer Zeitungen zunehme, werde die Stimme der Romandie unhörbar. «Nachrichten sind kein Produkt wie jedes andere», sagte Daniel Rossellat gegenüber Radio RTS. Der Direktor des Paléo-Festivals in Nyon hat den Aufruf ebenfalls unterzeichnet.

Tamedia bedauerte in einer Stellungnahme vom Freitagabend, für die Berichterstattung nicht angefragt worden zu sein. Die Unternehmensleitung habe mit grossem Respekt von den Unterzeichnern Kenntnis genommen, teilte Tamedia in Französisch mit. Man nehme die Befürchtungen ernst und verstehe die Emotionen der Betroffenen.

Das Unternehmen reagiere mit der neuen Strategie auf die sich rasch verändernde Mediennutzung und auf den Paradigmenwechsel im Werbemarkt. Das Ziel der neuen Ausrichtung sei es, eine solide Grundlage zu gewährleisten, um den Informationsauftrag zu sichern. Man wolle den Herausforderungen mit einer starken Presse in der Romandie begegnen - mit den tief verwurzelten Titeln wie 24 heures und Tribune de Genève.

Kritik auch von Eishockey-Liga

Ebenfalls mit einem Brief an die Spitze von TX Group und Tamedia protestiert die National League des Schweizer Eishockeys gegen Auswirkungen der Sparmassnahmen des Medienunternehmens. Wie Watson berichtet, stört sich die Liga am Verzicht auf Matchberichte in den gedruckten Tamedia-Zeitungen.

Am Donnerstag teilte Tamedia seinen Leserinnen und Lesern mit, dass die Eishockey-Berichterstattung angepasst werde. In einer Hausmitteilung stand zu lesen: «Wegen Veränderungen im Druckzentrum Anfang 2025, die zu früheren Abschlusszeiten führen, passen wir unsere Eishockey-Berichterstattung bereits ab dem Saisonstart an, um nicht mitten in der Saison umzustellen.» Bis 2026 will Tamedia zwei seiner drei Druckzentren komplett schliessen.

Keine aktuellen Matchberichte mehr zu veröffentlichen, sei ein Entscheid, den man «in keiner Weise» nachvollziehen könne, schreibt Denis Vaucher, Geschäftsführer der National League, die 14 Spitzenklubs der Schweiz vertritt. «Es handelt sich um eine Hiobsbotschaft nicht nur für die National League und ihre Klubs in den betroffenen Regionen, sondern fürs gesamte Eishockey und alle damit verbundenen Anstrengungen im Nachwuchs und im Frauen-Hockey», so Vaucher weiter. (sda/cbe/nil)

 


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