Wie Ringier mit dem Engpass umgeht

Papier fehlt - Den Schweizer Zeitungen mangelt es an Papier. Vier grosse Medienunternehmen liessen am Montag verlauten, dass sie aus diesem Grund ihre Zeitungsumfänge kürzen müssten. Nur Ringier war nicht Teil der Kommunikation. Warum nur? Eine Spurensuche.

von Loric Lehmann

Die meisten Deutschschweizer Zeitungen werden bei der Tamedia in Zürich gedruckt. Das Druckzentrum Bubenberg, verortet zwischen Sihlcity und Saalsporthalle, druckt 460 Millionen Zeitungen im Jahr und verbraucht dafür etwa 45'000 Tonnen Papier, wie auf der Website nachzulesen ist.

Diese Zahlen wird das Druckzentrum aber dieses Jahr wohl nicht erreichen, denn das Papier fehlt in der Schweiz. Am Montag wurde bekannt, dass wegen eines Brandes in einer Papierfabrik im luzernischen Perlen eine Maschine ausfiel. Offenbar brannte es bei der Behandlung des Altpapiers (persoenlich.com berichtete).

NZZ, Tamedia und CH Media kürzen zehn Prozent

Auch andere Medien gingen dem Primeur von persoenlich.com nach. Am Dienstag sagte Pascal Hollenstein, publizistischer Leiter bei CH Media, gegenüber SRF, dass als Sofortmassnahme zehn Prozent der Zeitungsseiten gestrichen werden. Konkret fallen bei einer Regionalzeitung von 40 Seiten wie beispielsweise dem St. Galler Tagblatt also etwa vier Seiten weg.

Gleiches gelte bei NZZ und Tamedia, wie SRF «Rendez-vous» berichtete. NZZ und Tamedia würden dabei unter anderem auf eigene Inserate sowie Service-Seiten verzichten. Bei CH Media müsse man aber auch redaktionelle Seiten streichen, sagte Hollenstein. Leserbriefseiten sowie Teile des Sport- und Regionalbundes könnten von den Streichungen betroffen sein – auch wenn dies die Leserinnen und Leser wohl nicht gutheissen werden.

Was macht Ringier?

Von den grossen Medienhäusern war nur Ringier nicht Teil der gemeinsamen Info am Montag. Warum nur? Auch die Herausgeberin des Blicks und – als Teil des Joint Ventures mit Axel Springer – Ringier Axel Springer Schweiz (Rasch) müssten von der Papierknappheit betroffen sein.

Mike Pelzer, der für die Kommunikation von Rasch zuständig ist, schreibt auf Anfrage von persoenlich.com, dass der Brand von jüngst auf die Titel von Rasch keine Auswirkungen habe. Die Situation sei jedoch angespannt und man verfolge die Entwicklungen genau. Pelzer rechnet «Stand heute» bei den Printprodukten von Rasch jedoch nicht mit Auswirkungen für die Leserschaft.

Reserveexemplare werden weggelassen

Der Mediensprecher der Blick-Gruppe, Daniel Riedel, sagt persoenlich.com, dass der Blick dem Engpass auf dem Schweizer Papiermarkt insofern entgegensteuern kann, dass man nur noch einen minimalen Bestand an Reserve-Exemplaren drucke. «Durch diese Massnahme sind die üblichen Minimalumfänge glücklicherweise weitergegeben – und der Leser und die Leserin leiden nicht unter einem reduzierten Angebot», so Riedel.

Offenbar läuft laut Recherchen von persoenlich.com mittlerweile die Maschine in Perlen wieder. Und dem Blick kommt auch zugute, dass er mit seinen ungefähr 20 Seiten nicht (mehr) so viel Umfang hat – wie eben gewisse Regionalzeitungen heute noch. Dass dies dem Blick hilft, ist Ironie der Geschichte.