TV-Kritik

Endlich Schluss mit Luzerner «Tatort»

Good News: Es ist endlich überstanden. Nach acht langen Jahren und 17 meist schlaffördernden Fällen gingen für den «Tatort» in der Leuchtenstadt die Lichter aus. «Der Elefant im Raum» war der Titel der letzten Folge. Doch auch diese war «irrelefant». Der Abschied von den Ermittlern Flückiger und Ritschard fällt leicht.

Es ging wieder einmal um das steinalte und in TV-Krimis sattsam behandelte Thema «Die Bösen da oben und die Guten da unten». Diesmal gab es auch noch eine Offensive auf die Medien. Ein vorbestrafter Kantonsrat kommt ums Leben. Von illegalem Waffenhandel und anderen miesen Geschäften ist die Rede. Der hassvolle Betreiber eines Nachrichtenportals treibt ein schmutziges Spiel gegen die Polizei. Das Ermittlerduo gibt sich gewohnt mürrisch und sein Chef ist einmal mehr bis zur letzten Minute unausstehlich. Kommissarin Ritschard ist vergrippt und hatte so wenigstens wieder einmal etwas zu husten. Übrigens: Der Bösewicht war kein Waffenhändler, sondern ein Ex-Wirt, der sich als Opfer der Justiz sah.

Die obskure Story auch dieses Schweizer «Tatort» ist zäh wie Büffelleder, die Dialoge schwach wie leere Teebeutel und die Stimmung durchgehend düster wie der Himmel über Luzern während den Dreharbeiten. Nebenbei: Letzteres ist nicht die Schuld des Regisseurs und keineswegs aussergewöhnlich. Wenn ich mich mal in Luzern aufhalte, regnet es gerade. Oder es läuten Kirchenglocken. Oft wird einem beides gleichzeitig zuteil.

Ein Mysterium: Der Luzerner «Tatort» kam – als einziger der Dreiländer-Reihe – acht Jahre ohne ein Prischen Humor aus. Die Produzenten hatten die Figuren so angelegt, dass diese gänzlich ohne Esprit auskommen konnten – und mussten. Für einen schauspielerischen Glanzpunkt sorgte zum Abschluss Andrea Zogg als lascher und anmassender Regierungsrat. Der Bündner hatte zu Beginn der 1990er-Jahre selber «Tatort»-Kommissar gespielt. SRF sollte ihn häufiger besetzen.

Der erzürnte Ermittler Flückiger durfte sich in seinem letzten Krimi mit groben Worten und Taten wie ein Asphalt-Cowboy benehmen. Als wollte er seinen Frust über das «Tatort»-Ende rauslassen. Bevor er, ohne Spuren hinterlassen zu haben, gemächlich in Pension segelte (Schlussbild).


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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Kommentare

  • Sebastian Renold, 28.10.2019 17:59 Uhr
    Die "grossdeutsche" (A-CH-D) Serie "Tatort" hat sich längst nicht mehr nur in Luzern überlebt. Sie gehört als Ganzes abgeschafft wie übrigens alle diese, jeweils zur besten Sendezeit auf gleich drei öffentlich-rechtlichen Kanälen ausgestrahlten "Gemeinschaftssendungen". Die Gleichschaltung passt nicht mehr ins längst etablierte Zeitalter von Satellit- und Kabel-Fernsehen.
  • Victor Brunner, 28.10.2019 13:25 Uhr
    René Hildbrand, verstehe sie nicht. Seit Jahren weiss man dass die Luzerner Tatort für die Füchse sind! Warum schauen sie diesen Schrott an? Das einzige Interessante, 5'555 Gebührenzahler müssen pro Ausstrahlung, Kosten 2 Mio pro Tatort blechen.
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