20.11.2018

Freundliche Grüsse

Swiss Muslim Stories gehen live

Die Agentur will mit Vorurteilen gegenüber jungen Musliminnen und Muslimen in der Schweiz aufräumen und hat zu diesem Zweck eine digitale Plattform entwickelt.

Ob Berufsmilitär oder Graffitikünstler: Junge Musliminnen und Muslime in der Schweiz sind aufgrund ihrer Herkunft, Religionszugehörigkeit oder Lebensweise tagtäglich den gängigen Klischees ausgesetzt. Die digitale Kampagnen-Plattform Swiss Muslim Stories unter der Trägerschaft des Vereins Muslimische Jugend Schweiz (UMMAH) soll dies nun ändern. Zudem wollen die Initianten eine positive Ergänzung zum aktuellen Islamdiskurs bieten.

Jenseits der üblichen Klischees zeigt Swiss Muslim Stories das Leben von Schweizer Musliminnen und Muslimen in all seiner Vielfalt, mit all den Schwierigkeiten und Erfolgen. Ein Projektteam aus Forschenden und Studierenden verschiedener Hochschulen der Deutschschweiz zeichnet verantwortlich für die Umsetzung des Projektes, wie es in einer Mitteilung heisst.

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Herz der Kampagne ist eine interaktive Online-Plattform, die auch in der Umsetzung neue Wege geht. In verschiedenen Kurzfilmen stellen die Porträtierten ihre Leidenschaften vor und erzählen, was sie bewegt. Auf der Website dienen ergänzende Informationen zu den verschiedenen Werdegängen als Orientierungshilfe für Jugendliche auf der Identitätssuche.

Militärkarriere, Studium oder Fluchthintergrund: Die Lebenswege der Porträtierten könnten nicht unterschiedlicher sein. Sie haben jedoch alle gemeinsam, dass sie einen Beitrag zur Gestaltung der Gesellschaft leisten wollen. Das Projekt richtet sich gegen polarisierende und extreme Stimmen, die den Ausschluss von Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religionszugehörigkeit oder Lebensweise fordern. Insgesamt zehn Portraits wurden gefilmt, diese werden bis Ende 2018 regelmässig veröffentlicht – begleitet von Kurzclips auf Social Media.

Im Rahmen der Prävention gegen Radikalisierung im Internet verfolgt das Projekt das Ziel, alternative Narrative für Jugendliche in der Orientierungsphase zu finden. Das Projekt wird unter anderem vom Bundesamt für Sozialversicherungen (Plattform Jugend und Medien), der Fachstelle für Rassismusbekämpfung, der Fachstelle für Integrationsfragen des Kantons Zürich und Mercator Schweiz unterstützt.

Realisiert wurde die Kampagne von Freundliche Grüsse in Zusammenarbeit mit dem Projektteam von Swiss Muslim Stories.

 

Verantwortlich beim Projektteam Swiss Muslim Stories:
Dominik Müller (Projektleitung), Asmaa Dehbi (Projektleitung Stv. Projektkoordination), Dilyara Müller-Suleymanova ,(Projektleitung Stv. Konzeption), Adem Kujovic (Social Media), Burim Luzha (Offline Kampagne), Katarina Roberts (Textproduktion); verantwortlich bei Freundliche Grüsse:
Samuel Textor, Pascal Deville (Creative Direction), Grégoire Vuilleumier (Text/Konzept), Erwan Eydt (Entwicklung), Alain Aebersold (Art Direction), Maude Mahrer, Mara Schwegler (Grafik), Patrik Biner, Nicolas Fischer (Beratung), Milad Ahmadvand (Regie), Tom Brunner (Editing). (pd/as)



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Kommentare

  • Luethi Marielle, 22.11.2018 22:21 Uhr
    Etwas merkwürdig ist, dass dieses Projekt unterstützt wird durch das kantonale Integrationsprogramm Kanton Zürich, dem Integrationskredit der Stadt Zürich, zusammen mit der Vereinigung der islamischen Organisationen der Stadt Zürich (VIOZ). Die VIOZ ist diejenige Organisation, die auf ihrer Webseite eine Medienmitteilung veröffentlicht hat, in der sie ausdrücklich verlangt, dass ein Schulkind im Kanton Zürich NICHT am Weihnachtssingen mit der Schule in der Kirche teilnehmen muss (Gerichtsfall eines muslimischen Vaters in Dietikon). Zitat aus der Medienmitteilung: «Hier wurden Kinder verpflichtet, gegen den Willen ihrer Eltern in einem offenbar religiösen Kontext in der Kirche religiöse Lieder zu singen. Ist das mit der Glaubens- und Gewissensfreiheit vereinbar? Es wird, wenn vielleicht auch nur indirekt, verlangt, ein Bekenntnis abzulegen, das einzufordern nicht zulässig ist. Auch wenn das Christentum in unserem Land die Religion ist, welcher die Mehrheit unserer Bürgerinnen und Bürger angehören, heisst das noch lange nicht, dass Angehörige der Minderheitsreligionen – noch dazu per Strafbefehl – dazu gezwungen werden können, Weihnachts- oder Kirchenlieder in einem religiösen Kontext vorzusingen. […]». Wie sollen muslimische Kinder Klischees gegenüber unserer christlichen-abendländischen Kultur ablegen, wenn deren Eltern versuchen, sie vor unserer Kultur fernzuhalten. Sieht so Integration aus? Es liegt nicht nur an unserer Gesellschaft, Klischees abzubauen, sondern die andere Seite muss sich ebenso echt bemühen, auf unsere Gesellschaft zuzukommen, und daran teilzunehmen. Es geht nicht, eine Parallelgesellschaft aufzubauen!
  • Eva Amgwerd, 21.11.2018 14:16 Uhr
    Mir kommt die ganze Kampagne sehr missionarisch vor, mehr wie eine Kampagne für den Islam, als eine Kampagne um Integration. Alle Person im Film reden über ihren muslimischen Gott, und wie wichtig ihnen der ist, und wie wichtig ihnen die Gemeinschaft mit ihren Glaubensgenossen ist. Klar: Religion stiftet Identität, ein "Wir"-Gefühl. Deshalb wurden Religionen auch erfunden. Aber der Schritt von "zu dieser Religion" gehören wollen und zur Abgrenzung ist schnell gemacht. Das ist nicht Integration. Leider ist Ausgrenzung heutzutage viel mehr ein Problem für Menschen jüdischen Glaubens, in unserem Nachbarland werden Jugendliche jüdischen Glaubens inzwischen wieder auf offener Strasse angegriffen, wenn sie eine Kippa tragen. Nach wie vor haben Menschen jüdischen Glaubens mit Vorurteilen zu kämpfen, in den vergangen Jahren vermehrt auch in Europa. Es gibt Erklärungen dafür.... Weshalb nicht ein Videoclip darüber? Weshalb nicht ein Videoclip, in dem Juden, Christen, Muslime, Atheisten gemeinsam sich für ein Friedens-Projekt engagieren? Keine einzige Religion stiftet Frieden, wie auch die Geschichte und das aktuelle Weltgeschehen immer wieder zeigen. Nur Menschen können Frieden stiften. Dafür braucht es Offenheit, Toleranz, Interesse und Wille. Egal welcher Religion man nachhängt.
  • Yannick Kummer, 21.11.2018 00:28 Uhr
    Ich finde das eine löbliche Kampagne und es ist wichtig, dass Klischees über Muslime abgebaut werden. Es gibt in unserer Gesellschaft sehr viele moderne, integrierte, vielfältige Muslime. Und doch wird m.E. etwas übersehen: Es sind nicht nur Nichtmuslime, die gegenüber Muslimen Vorurteile haben, sondern es gibt auch Muslime, die gegenüber Nichtmuslimen Vorurteile haben. Das können mittlerweile durchaus auch Muslime mit Schweizer Pass sein. Gemäss einer kürzlich veröffentlichten Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW über den Extremismus der Jungen in der Schweiz sind fast 50 Prozent der jungen Muslime zwischen 17 und 18 Jahre abwertend gegenüber unserem westlichen Gesellschaftssystem eingestellt. Rund ein Drittel aller Muslime sind feindselig gegenüber nicht-traditionellen Muslimen eingestellt. Das lässt aufhorchen. Vielleicht hätte ein zusätzlicher Kurzfilm thematisieren können, dass Brücken nur gebaut werden können, wenn beide Seiten aufeinander zugehen: Nichtmuslime auf Muslime, Muslime auf Nichtmuslime. Es gibt ebenso die jungen Muslime, die schlecht über Christen und Andersdenkende urteilen, wie Christen und Andersdenkende schlecht über Muslime urteilen. Polarisierende und extreme Stimmen gibt es auf beiden Seiten. Integration ist keine Einbahnstrasse. Sie ist mehr als nur «Bescheid wissen über die eine, andere Seite». Integration heisst sich gegenseitig füreinander interessieren. Und vielleicht seine eigenen festgesurrten Ansichten hinterfragen. Wieso nicht ein Kurzfilm, wo zwei gegensätzlich eingestellte junge Menschen miteinander diskutieren, und sich gegenseitig Fragen stellen? Und so Vorurteile abbauen? Ich finde, dieser Aspekt kommt in diesem Projekt zu kurz.
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