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Aktenzeichen BaZ

Pierre Rothschild

Für Christoph Blocher ist die «Basler Zeitung» kein verlegerischer Erfolg, die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Und eine regionale Tageszeitung hat – im Gegensatz zu Titeln mit nationaler Ausrichtung – wenig Kraft. Auch Milliardäre geben nur Geld aus, wenn es Sinn macht. So war für den legendären Verleger Axel Springer die Tageszeitung «Die Welt» nie ein Geschäft, aber er konnte seinen Lebenauftrag immer zum Ausdruck bringen: die politische Kampagne gegen die «DDR» (ja, man schrieb es dort immer mit Anführungs- und Schlusszeichen) und die tiefe Verbundenheit zu Israel und dem jüdischen Volk.

Blocher musste sehen, dass die Basler Stimme nicht wahrgenommen wurde, auch wenn – im politisch vorgegebenen Umfeld – Markus Somm ein hervorragender Chefredaktor ist. Um den Ausstieg etwas zu untermauern, spricht man von einem Tausch: Hier die BaZ, hier das Tagblatt der Stadt Zürich. Ein Konstrukt – denn mit den Titeln der Lokalinfo, die in Zürich in allen Stadtkreisen und in den Vororten wöchentlich gratis verteilt werden, hätte Blocher einen Verleger, der schnell mit ihm eine Zusammenarbeit findet: Walter Frey. Ein immer kluger und visionärer Unternehmer mit der gleichen politischen Heimat.

Man darf annehmen, dass die BaZ den Weg nach Zürich findet. Die Tamedia-Kassen sind voll und Pietro Supino denkt seit Jahren an diesen Kauf. Und, wenn die Thematik den Baslern so heilig wäre, gäbe es auch noch andere Lösungen. Milliardärs-Familien wie die Roche-Erben können einen Kauf aus der Portokasse bezahlen. Sie tun es aber nicht.

Aktenzeichen BaZ. Es ist bald gelöst. Und ein guter regionaler Teil aus Basel und ein Mantel aus Zürich wäre sicher eine liberale Basis, die das Blatt offensichtlich, siehe Auflagenentwicklung, wieder braucht.


Pierre Rothschild ist freier Medienunternehmer in Zürich in den Bereichen Film-Produktion und Presse.

Der Autor vertritt seine eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

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Kommentare

  • Pierre Rothschild, 21.03.2018 10:45 Uhr
    @Lukas Weber "Schweiz am Wochenende" informierte klar: "...Kommt der Deal tatsächlich zustande, zöge sich Blocher aus Basel zurück. Jener Stadt, in der er nie richtig Fuss gefasst hat. Bevor seine Rolle als Miteigentümer Ende 2010 bekannt wurde, hatte die «BaZ» eine Auflage von gut 83 000 Exemplaren. Seither hat sie sich auf 46 000 beinahe halbiert."
  • Weber Lukas, 20.03.2018 10:52 Uhr
    Was meint der Autor mit "kein verlegerischer Erfolg" genau? Welche Zahlen?
  • Erich Heini, 20.03.2018 09:27 Uhr
    Weshalb soll denn hier Roche investieren ? Oder Novartis als Nachfolgeunternehmen von Ciba-Geigy und Sandoz ? Die haben doch, zusammen mit dem damaligen Bankverein, den ihnen meist gut gesinnten "Basler Nachrichten" seinerzeit die Sauerstoffzufuhr abgestellt. Wie es etwas später die pikierten Genfer Banquiers privés mit dem "Journal de Genève" taten. Basel lebte dann unter dem Chefredaktor Platz über viele Jahre mit einer Lokalberichterstattung und -Kommentierung, die den permanenten Schongang eingelegt hatte. Und die überregionalen Ressorts verloren an Stellenwert. Es ist nun offenbar so weit, dass eine neue Basler Zeitung im Lokalen eine neue Chance erhält und überall sonst aus Zürich alimentiert werden muss. Das ist meines Erachtens für die sich oft und gerne selbst rühmenden Basler gravierend, deprimierend, selbstverschuldet. Es bleibt wohl nur noch, diese dicke Kröte zu schlucken.
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