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Denkzettel für die SRG

Ein halbes Jahr vor Ablauf der Frist am 31. Dezember konnte Thomas Matter vom Abstimmungskomitee bestätigen, dass bereits mehr als die geforderten 100'000 Unterschriften für die «Halbierungsinitiative» im Kasten sind (persoenlich.com berichtete). Sie will die Serafe-Gebühren für Radio und Fernsehen von 335 auf 200 Franken pro Jahr senken.

Ein Denkzettel für die SRG. Wenn in der Zeit bis zur Abstimmung noch wichtige Sportrechte bei den privaten Anbietern zu sehen sind, werden die Stimmbürger wohl klar entscheiden. News aus aller Welt gibt es überall, schon lange berichten die lokalen Sender umfassend und gut aus den Regionen, die Shows aus Deutschland sind populär und füllen die Samstagabende.

Thomas Matter macht das, was so wichtig ist: Er sieht den Wandel der Zeit und lässt entscheiden. Denn die SRG leistet sich nach wie vor vieles, was mit dem Leistungsauftrag wenig zu tun hat. Viele Sendungen, die wenig bis gar nicht von unserem Land geprägt sind, Exotensender wie im Radiobereich Virus – mit einem Marktanteil im mikroskopischen Bereich.

Weniger Geld würde nicht bedeuten, dass die SRG-Angebote schlechter würden. Viele Formate sind nicht teuer, was der SRG fehlt, sind Persönlichkeiten, die man einst sah: Hans O. Staub, Heiner Gautschy … Und der Senior von einst, Erich Gysling, ist vor den Kameras der privaten Sender begehrt, auch bei Blick TV – die SRG übergeht ihn.

Das SRG-Kader wird schon bald mit ihren Standpunkten hör- und sichtbar sein. Nur: Vieles, was angeblich unverzichtbar ist, kann schon lange anderswo gesehen und gehört werden. Rund um die Uhr.



Pierre Rothschild ist freier Medienunternehmer in Zürich in den Bereichen Filmproduktion und Presse.

Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

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KOMMENTARE

Mark Balsiger
03.07.2023 10:34 Uhr
Vieles könne schon lange anderswo gesehen und gehört werden, schreibt der Kolumnist. Er irrt sich. Ein Beispiel: Während Jahrzehnten hatte der «Tages-Anzeiger» in allen Regionen der Schweiz eine Korrespondentin oder einen Korrespondenten. Weil es bei Tamedia längst darum geht, primär viel Geld zu verdienen, hat der Medienkonzern nur noch einen einzigen Korrespondenten – in der Romandie. Die SRG hingegen ist weiterhin dem Service Public verpflichtet. Aus jeder Region berichten Medienschaffende für Radio, TV und online. Es sind kompetente Leute, die die wichtigsten Geschichten so aufbereiten, dass sie anderswo auf Interesse stossen. Es ist evident, dass wir mitbekommen, was in anderen Regionen des Landes passiert. Wir hören oder sehen diese Geschichten in den Morgensendungen von Radio SRF, im «Rendez-vous», bei «Schweiz aktuell» oder dem «Echo der Zeit». Wir können zeitversetzt auf all diese Sendungen zurückgreifen oder sie als Podcast abonnieren. Auch im Netz sind sie verfügbar. Diese Sendungen liefern News und Hintergründe, was unverzichtbar ist für ein viersprachiges Land. In der kleinräumigen Schweiz gibt es keinen Markt für ein solches Angebot. Die vom Kolumnisten gelobten Privatfernsehstationen sind, von einer Ausnahme abgesehen, übrigens alle am Gebührentopf.
Pierre Rothschild
01.07.2023 05:17 Uhr
Liebe Frau Häfliger, Sie bringen es auf den Punkt. Die SRG ist dort wertvoll, wo man private Sender ergänzt. Mit den neuen Technologien ist die Untertitelung nicht mehr sehr teuer und ist auch bei einer reduzierten Zahlung nicht in Gefahr.
Dorothea Häfliger
30.06.2023 10:19 Uhr
Sie schreiben richtig, "kann schon lange anderswo gesehen und GEHÖRT werden", wie ist das anderswo, wenn jemand Hörbenhindert oder Gehörlos ist? Ich habe noch nie einen interessanten Privatsender gefunden, welcher Untertitel anbietet wie das Schweizer Fernsehen 1 und zwei. Da ich nicht mehr zu den ganz Jungen gehöre, die solche "seichte" Unterhaltung bevorzugen, bringt das uns Hörbehinderten gar nichts. Auf jedenfall ist nicht wegzudiskutieren, dass z.B. die CH-Media Sender 1-7+ usw. oder die Pro-7-Gruppe sich weigert Untertitel für die Schweizer Zuschauer zugänglich zu machen! Warum wohl, eben weil das zusätzlich kostet (von wegen Behindertengleichstellungsgesetz) das bei ausländischen Sendern auch nicht durchgesetzt werden kann! Mich ineressieren übrigens Schweizerthemen und nicht aussschliesslich ARD- und ZDF-Themen! Das wäre zu bedenken ob wir die Hörbehinderte wegen ein paar Franken im Monat weiter diskriminieren wollen. Danke für Ihr Verständnis für mein Unverständnis.
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