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Der König geht, der König kommt

Matthias Ackeret

Es ist eine Überraschung, die keine ist. Nach 13 Jahren tritt Hanspeter Lebrument als Verlegerpräsident zurück. Lange hatte man es gemunkelt, jetzt ist es definitiv. Als der heute 75-jährige Lebrument 2003 in Interlaken zum Repräsentanten der Schweizer Verleger gewählt wurde, war dies ein veritabler Coup. Der «Somedia»-Verleger galt als Rebell und Querdenker.

Diese darauf folgende Präsidentschaft war auch ein bisschen dadurch geprägt: Langweilig wurde es mit Lebrument nie. Mit seiner knorrig-charmanten Art setzte der charismatische Bündner dem Verband seinen Stempel auf, seine Reden waren immer überraschend und pointiert, auch wenn sie gelegentlich das Ziel verfehlten.

Die Ära Lebrument war eine gute. Getrübt wurde sie nur durch den abrupten Austritt Ringiers aus dem Verband vor genau einem Jahr, was nicht nur innerhalb der Gruppe, sondern auch in der gesamten Branche zu einer klimatischen Veränderung führte.

Dass Pietro Supino, der allmächtige Tamedia-Verleger, Lebruments Nachfolger wird, war absehbar. Obwohl der 50-Jährige noch vor einem Jahr in einem «persönlich»-Interview auf die Frage, ob er 2016 Präsident werden wolle, mit «nein» geantwortet hat. Auf meine Nachfrage, ob dies wirklich so sei, wiederholte er: «Mit ganz grossen Buchstaben: NEIN.» Doch Meinungen können sich ändern. Und im vergangenen Jahr, seit der Bekanntgabe von Admeira, hat sich vieles geändert.

Supinos Ernennung ist logisch. Zum einen hat der promovierte Jurist dem Verband mit seinem vehementen Anti-SRG-Kurs, der zur neuen DNA geworden ist, den Stempel aufgedrückt. Unter diesem Gesichtspunkt ist es nur transparent, um dieses Modewort zu gebrauchen, wenn dessen scharfzüngiger Wortführer auch zum Sprachrohr des Verbandes wird.

Das Duell zwischen Pietro Supino und SRG-Generaldirektor Roger de Weck wird die mediale Auseinandersetzung in den nächsten Jahre prägen. Eine Rückkehr Ringiers in den Verband, die momentan kein Thema ist, wird aber durch die Wahl Supinos massiv erschwert, wenn nicht verunmöglicht. Da dies wirklich kein Thema ist, spielt es auch keine Rolle.

Bemerkenswert ist aber, mit welcher Vehemenz sich Supino in den vergangenen Tagen gegen die Meldung des «Schweizer Journalist» und der «NZZ am Sonntag» gewehrt hat, dass er mit Christoph Blocher über einen möglichen Zeitungsdeal gesprochen habe. Als Verlegerpräsident muss er mit allen Verlegern, zu denen die BaZ-Besitzer mittlerweile gehören, sprechen.

Supino Ernennung birgt aber auch ein Risiko. Für viele kleine und mittlere Verlagshäuser stellt die mächtige – für viele übermächtige - Tamedia immer noch eine  Bedrohung oder zumindest eine Herausforderung dar. In Deutschland ist aber auch Mathias Döpfner, der starke Mann des Springer-Verlags, Verlegerpräsident geworden.

Es liegt nun an Supino, ob er für die Anliegen der Kleinen, die sich nicht nur auf die Schlacht gegen die SRG beschränken, das notwendige Gehör findet. Doch schon manche Maus hat sich von den Vorzügen einer Katze überzeugen lassen. Solange sie nicht gefressen wurde. 

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