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Ein Bibelspruch für Google

Als Google vor vier Jahren in der Zürcher Europaallee die neuen Büros einweihte, applaudierte die ganze Classe politique. Der damalige Bundespräsident Ueli Maurer reiste an, die Zürcher Regierungs- und auch Stadtpräsidentin machten ihre Aufwartung. Man wähnte sich im Silicon Valley – oder zumindest in dessen Vorort.

Heute ist der Google-Erfolg auch der Regierung suspekt: Rund ein Drittel aller Schweizer Werbeeinnahmen – also geschätzt gegen zwei Milliarden Franken – fliessen mittlerweile zu den Technologiegiganten und somit ins Ausland ab, ohne dass nur ein einziger Rappen zurückkäme. Und der Abfluss nimmt zu. Bildlich gesprochen: eine Badewanne, die permanent Wasser austreten lässt.

Mit dem Leistungsschutzrecht, wie bereits in der EU Usus, versucht der Bundesrat nun – angeregt durch Bundesrätin Keller-Sutter – die Technologieriesen zu einer fairen Abgeltung jener journalistischen Inhalte zu zwingen, die sie bis anhin kostenlos publiziert hatten. Nach Ansicht des Verbandes Schweizer Medien wären dies jährlich 154 Millionen Franken (persoenlich.com berichtete).

Ob es aber irgendwann so weit kommt, ist fraglich: Die Zahllust von Google ist kleiner als deren Büros an der Europaallee. Anstatt die Medienhäuser mit millionenschweren Werbekampagnen zu besänftigen, investieren die Technologieriesen lieber ins Lobbying. So echauffiert sich der Berner FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen an vorderster Front für das freie Internet.

Doch was nützt es dem Badenden, wenn das Leck seiner Badewanne zwar sexy ist, aber immer grösser wird? Geben ist seliger als nehmen, heisst es in der Bibel. Gar nichts geben, wissen Google, Facebook und Wasserfallen, ist überhaupt nicht selig. Dafür lukrativer.



Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.

 

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KOMMENTARE

Patrick Stähler
08.09.2023 14:34 Uhr
Dieser Artikel wiederholt einfach ohne jede Begründung, dass Google von den journalistischen Angeboten profitieren würde. Für die erwähnte "Studie" der Medienhäuser würde sich jeder Faktchecker schämen, aber der kann ja nicht darüber schreiben, weil..... Und dann soll ein Leistungsschutzrecht in Europa Usus sein. Well, auch hier keine journalistische Arbeit, mal herauszufinden, was das denn gebracht hat, bzw. ob es was gebracht hat. Wie wir alle wissen, könnten die Verlage ganz schnell ihre Inhalte aus dem Suchverzeichnis herausnehmen, aber das wollen sie auch nicht. Bitte einfach journalistisch Arbeiten, dann ist eine Zahlungsbereitschaft da. Merci.
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