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Life is a box of chocolates

Vergangene Woche startete die 19. Ausgabe des Zurich Film Festival, so wie es in Zürich sein muss: Mit viel Prominenz, noch mehr Glamour – aber ohne Läderach-Schöggeli. Stattdessen mit viel Wehmut: Für Bundespräsident Alain Berset war es der letzte Auftritt am ZFF, für Hauptsponsor Credit Suisse wohl auch.

Nur auf Medienpionier Roger Schawinski ist noch Verlass: Mit grosser Zuverlässigkeit füllt er die Gazetten. Der Disput mit Nebelspalter-Verleger Markus Somm über das Läderach-Sponsoring und dessen abruptes Ende war mehr als nur Stadtgespräch. Sogar Alain Berset nahm den Faden dankbar auf. «Life is a box of chocolates», zitierte Berset aus «Forrest Gump» und sorgte für den Brüller des Abends. Hollywood at it's best. Läderach war trotz Abwesenheit noch nie so bekannt wie jetzt. Neu sogar mit magistraler Beachtung und ohne einen Franken Sponsorengeld.

Bemerkenswert ist, dass sich die NZZ in einem Kommentar mit dem Titel «Mit Sippenhaftung macht man es sich zu einfach» von der Läderach-Kündigung distanziert. Pikant: Das Zurich Film Festival gehört zur NZZ-Gruppe. Umgekehrte Welten: Ansonsten fordern Journalisten schneller wirtschaftliche Konsequenzen als Manager. Dafür war der Eröffnungsfilm «Dream Scenario» ein Knaller und absolut zeitgeistkonform. Ein normaler Professor – gespielt von Hollywoodstar Nicolas Cage – wird als Opfer der Celebrity Culture von seinem Umfeld immer mehr ausgegrenzt. Möglicherweise hätte sich Jürg Läderach am Premierenabend ähnlich gefühlt. Wäre er eingeladen gewesen.



Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.

 

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KOMMENTARE

Victor Brunner
03.10.2023 09:18 Uhr
"same procedure as every year", dieses Jahr nicht. Die aufgebauschte und medial gute Inszenierung der Langeweile wurde gestört. In Erinnerung bleibt Läderach, nicht die Filme!
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