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Merci, Monsieur Marchand!

Der Rücktritt von Gilles Marchand kommt überraschend, macht aber Sinn. Zumindest aus der Optik des Zurücktretenden selbst und auch der SRG-Spitze. Diese hatte sich zuletzt in ihrer Fundamentalopposition gegen Medienminister Röstis Vorschlag, die Gebühren auf 300 Franken zu senken, in eine ungemütliche Situation versetzt, aus welcher es kein elegantes Zurück mehr gibt. Doch dies ist nur Spekulation.

Tatsache aber ist, dass dem sympathischen Genfer Marchand momentan mit der geplanten SRG-Initiative «200 Franken sind genug» ein starker Gegenwind entgegenbläst. Da dieses Vorhaben vor allem in der Deutschschweiz und weniger in der Romandie auf Sympathien stösst, wird sich der Abstimmungskampf auf dieses Gebiet fokussieren. Dies erfordert nicht nur den hiesigen Stallgeruch, sondern auch die erforderlichen Sprachkenntnisse.

Nicht zuletzt deswegen dürfte der nächste SRG-Chef aus der Deutschschweiz stammen. Kronfavoritin wäre zweifelsohne SRF-Chefin Nathalie Wappler, die verschiedentlich schon als Nachfolgerin Marchands gehandelt wurde. Für Ladina Heimgartner, deren Name auch immer wieder genannt wurde, käme der Wechsel wohl doch noch zu früh, hat sie erst in diesen Tagen mit ihrer ambitiösen Tätigkeit als Ringier-Schweiz-Chefin gestartet. Für den SRF-Job steht bereits die frühere «10 vor 10»-Moderatorin und jetzige Kulturchefin Susanne Wille in den Startlöchern. Ein bekanntes Gesicht, das schweizweit über grosse Sympathien verfügt.

Zurück zu Gilles Marchand: Dieser kann für sich in Anspruch nehmen, vor sechs Jahren die No-Billag-Initiative, die die ganze Schweiz in fast schon einen Ausnahmezustand versetzt hatte, gebodigt zu haben. Doch die Zeiten haben sich seither massiv geändert. Neuer Wind, so könnte die Überlegung sein, verschafft auch eine neue Dynamik. Die Verantwortlichen tun gut daran, möglichst schnell die Nachfolge aufzugleisen. Bevor sich der Gegenwind zum Orkan ausweitet.



Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.

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KOMMENTARE

Victor Brunner
20.01.2024 08:39 Uhr
Die Serafe-Gebühr ist eines demokratischen Staates unwürdig. Jede/r soll frei entscheiden können wo und wie er sich informiert. Medien gibt es genug und alle sind geprägt, von ihrer politischen Ideologie, wirtschaftlichen Abhängigkeit. Cina, Marchand, Wappler haben SRG SRF geprägt und ideologisch ausgerichtet, einen administrativen Wasserkopf aufgebaut und den Filz verdichtet. Die Welt ist vielfältiger als es ein opportunistischer Staatssender abbilden kann.
Verena Schoder
19.01.2024 02:03 Uhr
Ja, lieber Matthias, finde ich auch. Du, als langjähriger Verleger mit Führungsqualitäten wärst ein guter SRG-Chef. Überlege es dir. Ein Wink aus Rappi-Zeiten.
Annelise Kramer aus Meilen
18.01.2024 12:18 Uhr
Lieber Herr Ackeret. Sie schreiben mir aus dem Herzen; die SRG zu zerschlagen, wie es die SVP will, kann nicht im Sinne der Schweiz sein. Aber eine Reduzierung der 300 SFr. würde nicht schaden. Und man bräuchte nicht bei den Journalisten sparen, sondern bei der Bürokratie der SRG. Und den sinnlosen Radio Musikprogrammen. Übrigens, wäre nicht ein versierter Verleger und Journalist wie Dr. Matthias Ackeret der richtige Nachfolger von Marchand? Annelise Kramer, Meilen
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