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Schöne neue Werbewelt

An diesem Samstag hat der ADC, die Vereinigung der Schweizer Kreativen, die originellste Werbung des Jahres gekürt. Seit 1976 ein Highlight der Selbstinszenierung, der Leichtigkeit und der guten Ideen. Zwar immer noch Hollywood, aber auch mit einem Hauch von Titanic.

Die Branche, die 23’000 Personen beschäftigt, steht unter massivem Druck. So fliessen jeder dritte Werbefranken und rund drei Viertel der gesamten Onlinewerbung zu Google, Facebook, Instagram oder TikTok. Dadurch gehen der Branche zwei Milliarden Franken verloren. Zwar halten sich die ausländischen Techgiganten an den biblischen Grundsatz: «Geben ist seliger als nehmen» – nur leider in umgekehrter Richtung. Vom einkassierten Geld fliesst kein Rappen zurück.

Auch sonst hat die Branche einen schweren Stand: Zigarettenwerbung ist Vergangenheit, jetzt fokussieren sich die Werbeayatollahs auf Süssgetränke, Reisen, Fleisch und Autos. In Biel soll es nur noch zweisprachige Plakate geben, in der Weltmetropole Zürich werden elektronische Werbescreens verboten. Nur das calvinistische Genf lehnte ein Plakatverbot auf öffentlichem Grund ab. Äusserst knapp, aber immerhin. Sogar der ADC hat sich dem Zeitgeist angepasst und testete Nachhaltigkeit und Diversität in den Kampagnen. Ein bisschen überspitzt formuliert: eigentlich ein Widerspruch. Oftmals zeichnet sich gute Werbung auch durch politische Unkorrektheit aus. Die älteste Kampagne war der Rausschmiss von Adam und Eva aus dem Paradies; und dies mithilfe eines sündigen Apfels. Werbung mit einem Genussmittel zur Aktivierung sexueller Energie? In der heutigen Werbewelt wäre das ein absolutes Tabu.

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