10.12.2014

SOMM MARKUS, Oktober 2014

Markus Somm ist seit vier Jahren Chefredaktor der Basler Zeitung, seit einem halben Jahr Verleger, seit einigen Wochen Mitbesitzer. In dieser Zeit hatte Somm den Widerstand einer ganzen Region gegen sich, jetzt attestieren ihm sogar seine Gegner guten Journalismus. Gegenüber «persönlich» äussert sich der ehemalige Linke über die BaZ, die Schweizer Medienpolitik, Christoph Blocher, Roger Köppel, Res Strehle, Peter Wanner und seine frühere Bewunderung für Roger de Weck.

Herr Somm, soeben wurden Sie in den Vorstand des Verbandes Schweizer Medien gewählt. Heisst das, dass Sie nun definitiv angepasst und etabliert sind?
(Lacht.) Das müssen andere beurteilen. Wenn das aber so rasch ginge, dann wäre ich wohl auch nicht viel wert! Losgelöst von -meiner Person: Die Basler Zeitung war immer im Vorstand des Verbandes vertreten, deswegen machte meine Kandidatur nach dem Abgang von Filippo Leutenegger auch Sinn. Bei -Basel handelt es sich immerhin um den zweitwichtigsten Wirtschaftsraum der Schweiz.
Für mich ist es eine interessante Aufgabe: Ich war lange Jahre Journalist und Chef-redaktor, jetzt bin ich Verleger und sehe das Ganze von einer völlig anderen Seite. Ich verspüre grosse Lust, mich in die Verbandspolitik einzubringen, da sich unsere Branche in einer sehr schwierigen Situation befindet. Und dies nicht nur wirtschaftlich.

Sondern?
Sondern auch im Politischen. Ich finde es -unerhört, wie sich der Staat momentan mit einer eigenen Medienkommission in die -Belange unserer Branche einzumischen versucht. Dies ist eine gefährliche Entwicklung, die wir nicht tolerieren dürfen.

Es spricht doch für den Staat, wenn er sich um die Sorgen der Medien kümmert.
Mumpitz. Was mit Fürsorglichkeit beginnt, endet meistens mit Beherrschung. Für Medien zu sorgen, gehört nicht zu den Aufgaben des Staates. Legt der Bürger auf unsere Arbeit Wert, dann ist er bereit, dafür zu bezahlen – ansonsten braucht es uns nicht. Was mich besonders irritiert, ist die Tatsache, dass sich der Staat jetzt anmasst, über die Qualität der Medien zu richten. Das wirkt so, als ob die Theaterregisseure die Theaterkritik über ihre Stücke gleich selber schreiben. Es ist bizarr: Oft halten die Behörden doch einfach das für schlecht, was ihnen missfällt. Das war im Ancien Régime so, das ist heute so. Kaum ein Politiker, den Sie kritisieren, attestiert Ihnen, dass Sie das auf eine besonders hochqualitative Art und Weise getan haben. Es passt ihm nicht, also hat die Zeitung ein Qualitätsproblem! Es bedeutet einen der grössten Triumphe des Liberalismus, dass er im 19. Jahrhundert die Pressefreiheit errungen hat – und diese hat man in erster Linie gegen den Staat durchgesetzt. Und gerade im liberalen Bundesstaat achteten liberale Politiker stets auf diese Freiheit. Vor hundert Jahren wäre keiner schweizerischen Regierung eingefallen, eine solche Medienkommission einzusetzen. Es war ein Tabu.



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