03.07.2017

Rod Kommunikation

«Ich hatte die besten Lehrmeister der Schweiz»

Werbung ist gut, wenn sie der «Blick» oder die «NZZ am Sonntag» redaktionell aufgreifen. Dieser Meinung ist der neue Kreativchef der Zürcher Agentur Rod, Martin Arnold. Ein Interview über «Talk of the Town»-Kampagnen und zähe Fragen, wie diejenige nach seinem berühmten gefälschten Portemonnaie.
Rod Kommunikation: «Ich hatte die besten Lehrmeister der Schweiz»
Bald öfters auf dem Bürostuhl statt in der Gartenbeiz: Martin Arnold (Bild: Rod)
von Edith Hollenstein

Herr Arnold, was haben Sie Krummes gemacht, um diese Stelle als Rod-Kreativchef zu bekommen?
Regula Bührer Fecker, David Schärer und Pablo Koerfer haben mich zum Kaffee eingeladen. Und ich habe die Einladung angenommen. Es folgte ein offenes, zielorientiertes Gespräch. Oje, das klingt jetzt schon sehr unspektakulär. Hoffentlich springen uns die Leser nicht schon nach der ersten Interviewfrage ab.

Damit das nicht passiert: Sprechen wir über das gefälschte Portemonnaie, welches Ihnen den Einstieg in der Branche sowie einen ersten ADC-Würfel eingebracht hat. Gibt es ein Foto davon, das wir zeigen können?
Das originale gefälschte Portemonnaie existiert noch. Es bewährt sich im täglichen Einsatz in seiner ursprünglich zugedachten Funktion: als  Portemonnaie.

Ihr eigenes?
Ja.

Es nervt Sie also wenn Sie immer noch darauf angesprochen werden.
Klar. Ich beschäftige mich natürlich viel lieber mit der nächsten Idee, als mit dem alten Kaffee von 2005. Dass die Idee auch heute noch begeistert, ist aber ein schönes Zeichen. Viele Ideen wirken bereits nach zwei, drei Jahren überholt. Zudem verbinde ich mit dem Portemonnaie meinen Einstieg in die Werbung. Ein Moment, an den ich gern erinnert werde.

Welche Würfel inzwischen sind dazugekommen?
Einige. Mit Gold-, Silber- und Bronzekante. Dazu Löwen, Clios, Pencils und der ganze Pipapo. Aber lassen Sie uns offen sprechen. Es gibt in der Szene wohl kaum einen Kreativen, der nicht dutzende Awards gewonnen hat. Weit entscheidender finde ich, für welche Arbeiten die Preise vergeben werden. War die Kampagne tatsächlich «Talk of the Town» und hat sie die Marke weiter gebracht? Oder funktioniert die Idee mal wieder nur im Case-Film?

Nun nochmals die Frage: Wie aber kam es zu Ihrer Verpflichtung bei Rod?
Nach dem Weggang von Annette Häcki hat Rod einen Nachfolger gesucht. Dass die Agenturleitung von Rod dabei an mich dachte, freut mich sehr. Überzeugungsarbeit war keine nötig. Ich kenne fast alle Rod-Mitarbeiter aus direkter Zusammenarbeit. Eine bessere Werbung für den Arbeitgeber Rod gibt es nicht.

Sie haben unter anderen bei Wirz und Walker gearbeitet. Wo haben Sie was gelernt?
Mit Matthias Freuler (Wirz), Martin Spillmann (SFLB), Pius Walker (Walker) und Peter Brönnimann (Leo Burnett) hatte ich sicher die besten Lehrmeister der Schweiz. Und mit Rey Inamoto (AKQA) durfte ich mit einer internationalen Koryphäe der digitalen Kommunikation arbeiten. Jeder von ihnen hat als Kopf einer Agentur die Branche und ganz nebenbei auch mich geprägt. Bei Rod arbeite ich mit Regula Bührer Fecker, David Schärer, Marco Meroni und Pablo Koerfer gleich mit vier Leuten, die auf ihrem Gebiet führend sind. So eine interdisziplinäre Besetzung ist selbst für mich neu. Meine Lernkurve dürfte also kaum abflachen.

Wo arbeiten Sie jetzt gerade aktuell?
Nachdem ich im vergangenen 12 Monaten als Freelancer durchwegs gebucht war, geniesse ich gerade einen Monat Ferien. Ein sehr langer Monat. Ich freue mich schon sehr darauf loszulegen.

Was genau wird Ihre Aufgabe sein bei Rod?
Die Kreation von Rod ist hervorragend besetzt. Mit Dana Wirz und Ondrej Maczko habe ich beispielsweise zwei absolute Top-Kreative an meiner Seite. Meine Hauptaufgabe wird sein, meinen Kollegen die bestmögliche Plattform für aussergewöhnliche Ideen zu bieten.

Welche Kunden werden Sie primär betreuen?
Rod hat keine wichtigere oder weniger wichtigere Kunden. Daher werde ich mich für jede Marke des Rod-Portfolios engagieren.

Laut der Mitteilung geht es Ihnen darum, «Kampagnenbotschaften über die bezahlten Werbemedien hinweg bei der Zielgruppe zum Thema zu machen». Wo orientieren Sie sich da?
Ein Platz im redaktionellen Teil der Medien ist ein enorm wirkungsvolles Schaufenster für eine Marke. Damit beweist die Kampagne hohe Relevanz. Relevanz lässt sich nicht kaufen. Aber sie lässt sich kreieren.

Wie?
Wenn die Kampagne beispielsweise schräg genug ist, dass der «Blick» sie auf seiner Titelseite bringt, ist das kaum zu übersehen. Oder wenn die «NZZ am Sonntag» über die Kampagne sinniert, verleiht ihr das inhaltliche Tiefe. Und wenn, wie bei der aktuellen siroop-Kampagne, gleich beides zutrifft – dann umso schöner.

Was glauben Sie, sind inhaltlich die grossen Themen für dieses und nächstes Jahr?
In der Geschichte der Werbung hat sich ein Thema über alle Generationen bewährt. Er lautet «Anders sein». Anders sein funktioniert aber nur, wenn man es nicht gleich macht wie der Trend vorgibt. Jede Marke ist einzigartig, hat eine eigene Herkunft, ein eigenes Profil. Unsere Aufgabe ist es, diese Einzigartigkeit in der Kommunikation zu fördern, ihr Charakter zu verleihen und sie erlebbar zu machen.

Und in punkto Technologie?
Technologisch gesehen wird das Thema Mobile in der Kommunikation sicher noch mehr Gewicht bekommen. Aber eben, auch das ist nur ein Trend.

Bald feiert Rod das 10-Jahr-Jubiläum. In der Einladung zum Fest heisst es bezüglich Dresscode lediglich: «make an effort». Was ziehen Sie an?
«Make an effort» lässt tatsächlich viel Interpretationsraum offen. Gleichzeitig heisst es, dass man sich besonders viel Mühe geben muss. Diese Frage lässt sich also mit reinem Gewissen gar nicht spontan beantworten.

Und wo versorgen Sie Ihr Portemonnaie?
In der Hosentasche.



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