01.08.2017

Bota Sot

DNA-Abgleich hat zu Bombenleger geführt

Der 41-Jährige hat gemäss Anklageschrift bei der Befreiungsarmee des Kosovo UCK gekämpft.
Bota Sot: DNA-Abgleich hat zu Bombenleger geführt
Der Prozess gegen den mutmasslichen Bombenleger, dessen Angriff sich gegen die Redaktion der kosovo-albanischen Zeitung «Bota Sot» richtete, beginnt am 16. August am Bundesstrafgericht in Bellinzona. (Bild: Keystone/Michele Limina)

DNA-Proben brachten die Polizei auf die Spur des mutmasslichen Bombenlegers gegen die Redaktion der kosovo-albanischen Zeitung «Bota Sot». Die DNA-Proben waren ihm nach einer Schlägerei in einem Zürcher Tanzlokal entnommen worden.

Wie aus der Anklageschrift der Bundesanwaltschaft hervorgeht, soll der mazedonisch-schweizerische Doppelbürger im Jahr 2001 mehrere Monate für die UCK im Einsatz gewesen sein. Als Geschenk soll er dafür von einem Dorfältesten in Mazedonien eine voll funktionstüchtige Splitterhandgranate russischer Herkunft erhalten haben.

Diese Granate führte der Angeklagte Ende Juni 2001 in seinem Auto in Chiasso in die Schweiz ein. Zunächst stellte der ehemalige UCK-Kämpfer die Handgranate in einer Vitrine in seinem Wohnzimmer aus.

Im September 2002 baute er damit die Paketbombe, mit welcher die Redaktionsmitarbeiter der «Bota Sot» getötet werden sollten (persoenlich.com berichtete). Dafür kaufte sich der Angeklagte im Supermarkt ein Holzbrettchen und drei Schlüsselhaken. Ausserdem brauchte er zwei ganz gewöhnliche Post Pacs, Klebestreifen, Aluminiumfolie, Draht und Zeitungen zum Ausstopfen.

Tatsächlich steckte der Mann auch eine ungeöffnete Weissweinflasche in das als Weinlieferung getarnte Paket. Wie es in der Anklageschrift weiter heisst, soll er das Paket am 26. September 2002 in Zürich-Oerlikon aufgegeben haben.

Auf Familienfeier geöffnet 

Am Tag darauf kam es bei der Redaktion der «Bota Sot» in Zürich an. Das Paket war an den Chefredaktor Xhevdet Mazrekaj adressiert. Weil er nicht anwesend war, nahm es dessen Schwester mit nach Hause, um es ihm beim nächsten Treffen zu übergeben.

Dies war im Rahmen eines Familientreffens am 28. September 2002 der Fall. Der 12-jährige Neffe von Mazrekaj holte das Paket auf Geheiss seiner Mutter aus dem Auto. Nur weil der Chefredaktor die Sendung seitlich öffnete, zündete die Granate nicht. Der Mechanismus war so angebracht, dass er durch Anheben des Deckels betätigt worden wäre. Als Mazrekaj Drähte im Paket entdeckte, alarmierte er die Polizei. Sie konnte die Paketbombe entschärfen.

Der Angeklagte wurde am 31. Januar an seinem Arbeitsplatz festgenommen. Am gleichen Tag fand auch eine Hausdurchsuchung statt. Dabei fand die Polizei eine nicht registrierte Pistole und Munition. Seit dem 26. Mai befindet sich der Angeklagte im Flughafengefängnis
Zürich im vorzeitigen Strafvollzug.

Der Prozess gegen den mutmasslichen Bombenleger beginnt am 16. August am Bundesstrafgericht in Bellinzona. Der Vorwurf lautet auf mehrfachen, versuchten Mord und Widerhandlung gegen das
Waffengesetz. Ihre Anträge wird die Bundesanwaltschaft gemäss Anklageschrift anlässlich der Hauptverhandlung bekannt geben. (sda/tim)



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240426