27.06.2017

NZZ

Ein «kuratiertes E-Paper» für Deutschland

Noch vor den Bundestagswahlen im September will die «Neue Zürcher Zeitung» eine E-Paper-Ausgabe für Abonnentinnen und Abonnenten in Deutschland lancieren. Dass sie damit die eigene internationale Ausgabe konkurrenziert, nimmt die NZZ in Kauf.
NZZ: Ein «kuratiertes E-Paper» für Deutschland
Bald gibt es eine kuratierte E-Paper-Ausgabe für deutsche Nutzerinnen und Nutzer: Eine Ausgabe der NZZ auf einem Tablet. (Bild: Keystone)
von Michèle Widmer

Wenige Wochen nachdem sie nzz.at in Österreich den Stecker gezogen hat (persoenlich.com berichtete), schielt die NZZ-Mediengruppe erneut ins Ausland. Diesmal nach Deutschland. Gearbeitet wird an einem E-Paper für den grossen Nachbarn, wie der «SonntagsBlick» in der aktuellen Ausgabe berichtet (Artikel online nicht verfügbar).

Erste Vorzeichen für das Deutschland-Projekt der NZZ gab es bereits im Frühling. Seit April verschickt die Zeitung immer freitags einen Polit-Newsletter für Deutschland mit dem Titel «Der andere Blick». Absender ist jeweils NZZ-Chefredaktor Eric Guyer. Nun geht dieser im deutschen Markt noch einen Schritt weiter.

Das «kuratierte E-Paper», wie es Sprecherin Myriam Käser auf Anfrage von persoenlich.com nennt, umfasst diejenigen Themen, die nach derzeitigen Analysen das deutsche Publikum am meisten interessieren.» Naturgemäss seien das nicht primär Zürcher Themen.

Konkurrenz für «NZZ international»

Mit «NZZ international» bedient der Verlag bereits Leserinnen und Leser im deutschsprachigen Raum. Dass die neue E-Paper-Ausgabe das bestehende Angebot konkurrenzieren könnte, nimmt die NZZ in Kauf. «Wir konkurrenzieren uns lieber selbst mit passenden Angeboten für unsere Kunden. Das wollen wir nicht anderen überlassen», sagt Käser gegenüber persoenlich.com dazu. Zudem unterscheide sich das neue Produkt klar von der internationalen Ausgabe und habe nicht denselben Anspruch auf Vollständigkeit.

Wieviel das E-Paper die Abonnentinnen und Abonnenten in Deutschland kosten wird und welche Abomodelle angeboten werden sollen, will die NZZ laut Käser «noch nicht verraten». Das Angebot werde aber auf jeden Fall kostenpflichtig sein.

Für die Vermarktung des E-Papers in Deutschland verantwortlich ist die hauseigene Verkaufsorganisation NZZ Solutions. Seit Mai ist dort Stefan Lassnig von Wien aus für die internationalen Verkaufsaktivitäten der Gruppe verantwortlich. Im Falle des neuen Produkts arbeite man aber auch mit bestehenden Partnern in Deutschland zusammen, so Käser. Um mit dem neuen Angebot in Deutschland Fuss zu fassen, will die NZZ die bestehende Technologie- und Marketinginfrastruktur nutzen. Das sei eine der Lehren aus dem gescheiterten Projekt nzz.at gewesen.

Kein eigenes Redaktionsteam

Noch vor den Bundestagswahlen am 24. September soll das E-Paper für Deutschland erstmals herauskommen. Laut Käser hat die NZZ die Deutschland-Berichterstattung um zwei Personen verstärkt, weil man im Markt eine entsprechende Nachfrage beobachtet habe. Ein eigenes Redaktionsteam für das Deutschland-Projekt gebe es allerdings nicht.



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Kommentare

  • Bernhard Gobrecht, 21.07.2017 17:59 Uhr
    Freue mich auf die NZZ für Deutschland. Nächste Woche ist es so weit.
  • Peter Deubelbeiss, 27.06.2017 14:43 Uhr
    Man darf hoffen, dass sich die NZZ jetzt nicht (noch) stärker nach dem deutschen Markt richten wird. Herr Gujer, hic Rhodos, hic salta!
  • Kurt Mühlemann, 27.06.2017 09:36 Uhr
    Einmal wird am deutschen Wesen selbst die NZZ genesen.
  • Hansjörg Brunner, 26.06.2017 19:12 Uhr
    Sehr imposant, diese ungebrochene Innovationslust im Hause NZZ! Das "kuratierte E-Paper" ist also eine Kompilation von bestehenden Artikeln. Vermutlich garniert mit "Meinungs"beiträgen à la Gujer und ordnungspolitischen Stärkebeilagen. Das ist doch genau das, worauf Deutschland wartet. Oder etwa nicht? Veit Denglers Abgang wird von Woche zu Woche verständlicher ...
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