22.03.2018

SRF

«Ich habe nicht vor, mich zurückzulehnen»

Das Schweizer Radio und Fernsehen sucht einen neuen Chef oder eine neue Chefin: Ruedi Matter, der seit 2011 an der Spitze war, tritt auf Ende 2018 ab. Im Interview sagt der 64-Jährige, was er bis dann noch vorhat – und auf was er sich als Rentner freut.
SRF: «Ich habe nicht vor, mich zurückzulehnen»
«Wer in einem Unternehmen grosse Veränderungsprozesse initiiert, macht sich nicht nur Freunde», so SRF-Direktor Ruedi Matter. (Bild: SRF/Oscar Alessio)

Herr Matter, Sie werden nun also doch ordentlich pensioniert und arbeiten höchstens noch ein paar Monate über Ihr Pensionsalter hinaus (persoenlich.com berichtete). Hätten Sie gerne noch länger gearbeitet?
Ich werde auch nach meinem Weggang von SRF weiterarbeiten. Was mir bei SRF wichtig ist: Die anstehenden Reformschritte jetzt noch sorgfältig zu planen und einzuleiten – für diesen wichtigen Prozess muss die Unternehmensführung ohne Unterbruch gewährleistet sein. Daher werde ich auf jeden Fall zur Verfügung stehen, bis meine Nachfolgerin oder mein Nachfolger diese Position antreten kann.

Wessen Vorschlag war es, dass Sie nun in Pension gehen?
Ich hatte mit SRG-Generaldirektor Gilles Marchand bereits 2017 vereinbart, dass wir erst nach der No-Billag-Abstimmung den Nachfolgeprozess definieren – es lief also alles wie vereinbart. Gilles Marchands Wunsch, über den ordentlichen Pensionierungstermin im Oktober hinaus noch zur Verfügung zu stehen, um die Führung von SRF ohne Unterbruch zu gewährleisten, komme ich gerne nach.

Und Sie können hinter diesem Entscheid stehen?
Absolut.

Verstehen Sie die interne Kritik, Sie sollen Ihren Sessel räumen, SRF brauche einen Neuanfang?
Wer in einem Unternehmen grosse Veränderungsprozesse initiiert, macht sich nicht nur Freunde. Aber ich gehöre sicher nicht zu denen, die finden, dass CEOs weit übers Pensionsalter hinaus in ihren Ämtern bleiben sollten. Dass wir aber angesichts der besonderen Umstände in unserem Unternehmen flexibel reagieren können, finde ich richtig.

Was möchten Sie in diesem Jahr noch anpacken?
Wie gesagt: Jetzt stehen unsere Reformmassnahmen im Zentrum. Nach der Deckelung der Gebühreneinnahmen für die SRG haben wir ein Sparziel von insgesamt 100 Millionen Franken, und bereits 2019 müssen wir 50 Millionen einsparen.

Seit 2011 sind Sie SRF-Direktor. Was war das prägendste Ereignis?
Sie fragen mich das zweieinhalb Wochen nach dem 4. März – und natürlich war diese Abstimmung und die Zeit davor die prägendste Herausforderung in meinen sieben Jahren als Direktor von SRF.

Was werden Sie vermissen?
Ganz ehrlich: Im Moment bin ich noch so mitten in meinem Berufsalltag, dass ich mir dies wirklich noch nicht überlegt habe oder vorstellen kann.

Und voraussichtlich 2019 sind Sie Rentner. Was dann?
Ich habe nicht vor, mich total zurückzulehnen. Ich kann mir vorstellen, noch Projekte zu unterstützen. Und wenn ich dann etwas mehr Zeit für mich selber habe, freut mich dies.



Das Interview wurde schriftlich geführt.

 


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