22.07.2016

Todesfall

Jürg Frischknecht ist tot

Der Journalist und Buchautor ist am Montag an einer Krebserkrankung gestorben.
Todesfall: Jürg Frischknecht ist tot
Jürg Frischknecht. (Bild: SRF)

Der Journalist und Buchautor Jürg Frischnecht ist tot. Er starb nach einer Krebserkrankung am Montag in Zürich, wie die «WoZ» am Donnerstag mitteilte. Der 69-Jährige war jahrelang Mitarbeiter der linken Wochenzeitung.

Landesweit bekannt wurde Frischknecht im November 1976, als er zusammen mit anderen Aktivisten des Demokratischen Manifests einen Spitzel des Zürcher «Subversivenjägers» Ernst Cincera enttarnte, sich in Cinceras Archiv führen liess und dort einen Teil der Karteikarten und Unterlagen behändigte.

Der damalige FDP-Nationalrat hatte systematisch die Linke in der Schweiz bespitzelt. Als freier Journalist schrieb Frischknecht zunächst für die Basler «National-Zeitung» sowie verschiedene Regionalzeitungen. Er spezialisierte sich dabei auf Medienjournalismus und beschäftigte sich kritisch mit Fragen der Überwachung.

1994 erhielt er für sein journalistisches Engagement den Frischhof-Preis der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus. Als Autor und Co-Autor veröffentlichte der Zürcher Journalist zahlreiche Sachbücher.

Für Aufsehen sorgten insbesondere «Die unheimlichen Patrioten» (1979) und «Rechte Seilschaften» (1998) – zwei Werke, in denen er die Rechtsgruppierungen ausserhalb der traditionellen Parteien analysierte. 1983 veröffentlichte Frischknecht zusammen mit dem Filmemacher Mathias Knaur «Die unterbrochene Spur» über die antifaschistische Emigration in der Schweiz zwischen 1933 und 1945.

Mit kritischem Blick die Natur erwandert Einen Namen machte sich Frischknecht auch als kritischer Wanderer. 1987 erschien mit «Wandert in der Schweiz, solang es sie noch gibt» das erste einer Reihe von thematischen Wanderbüchern, in denen er umstrittene ökologische Projekte beleuchtete. Verbunden habe er in diesen Werken «seine Leidenschaft für die Berge und den Anspruch, journalistisch nicht nur zu informieren, sondern zu intervenieren und (umwelt-)politische Bewegen zu unterstützen», schreibt die Wochenzeitung «WoZ».

Weitere Wanderbücher verfasste Frischknecht mit seiner Partnerin Ursula Bauer. Zuletzt erschien im vergangenen Jahr «Solothurn, Olten, Aarau. Wandern, wo die Schweiz entstand». Für ihre Arbeiten erhielten die beiden den Binding-Preis für Natur- und Umweltschutz, den signaTour-Medienpreis für herausragende Reiseliteratur und den King Albert Mountain Award.

Schon früh politisiert

Jürg Frischknecht wurde 1947 als jüngstes Kind einer Lehrerfamilie in Herisau geboren. Er besuchte die Kantonsschule in St. Gallen. Von 1967 bis 1973 studierte er an der Universität Zürich Soziologie, Publizistik und Geschichte. Politisch begann er sich schon früh zu engagieren, zuerst im appenzellischen Forum für politische Unternehmungen, dann an der Uni Zürich.

Gefragt war er auch als Ausbildner angehender Journalisten bei Radio und Fernsehen sowie am Medienausbildungszentrum (MAZ) in Luzern. Grosse Verlage holten Frischknecht immer wieder für Kurse in Recherchetechnik. (sda)



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