17.01.2002

"Synergien nutzen – das muss die Parole für uns Kleinen sein."

Nachdem anfangs Woche die Pläne für eine Kooperation zwischen Tele Ostschweiz, TV Schaffhausen und Tele Top geplatzt sind, will Tele Ostschweiz jetzt verstärkt auf TeleZüri setzen. "persoenlich.com" wollte von Hans-Peter Klauser (Bild), CEO der St. Galler Tagblatt AG – Besitzerin von Tele Ostschweiz – wissen, wohin er seinen Sender steuern will. Das Interview:
"Synergien nutzen – das muss die Parole für uns Kleinen sein."

Tele Ostschweiz hat im letzten Jahr ein Defizit von 3.5 Millionen Franken erwirtschaftet. Die NZZ, die 70 Prozent an der St. Galler Tagblatt AG hält, erwartet von Ihnen bis Ende März ein Konzept für die Zukunft von Tele Ostschweiz. Wie hoch steht Ihnen das Wasser?

Es ist ja nicht so, dass sich unser Haus erst seit neustem Gedanken darüber machen würde, wie es mit dem Regional-Fernsehen in der Ostschweiz weitergehen soll. Unser Verwaltungsrat hat sich in den letzten zwei Jahren immer wieder mit dieser Frage auseinander gesetzt. Das gewünschte Konzept soll die Basis für eine ausgiebigere Diskussion sein, welche durch die Schliessung von TV3, von Tele24, aber auch durch die sich abzeichnenden Lichtblicke beim neuen RTVG notwendig geworden ist. Von einem Ultimatum seitens NZZ kann aber keine Rede sein.

Im vergangenen Jahr hat Tele Ostschweiz statt der budgetierten 1.7 Mio. Franken 900‘000 Franken eingenommen. Wie wollen Sie die Ertragsseite stärken?

Wir wollen insbesondere den Werbeverkauf fördern, der in der Vergangenheit zugegebenermassen gelitten hatte. Wir haben seit rund einem halben Jahr eine neue Verkaufscrew, und die Anzeichen sind positiv. Was sich auch darin zeigt, dass wir relativ gut ins neue Jahr gestartet sind. Wenn ich daran denke, dass wir 2001 allein im Radio-Bereich ohne allzu grosse Anstrengungen 4 Mio. Franken Umsatz generieren konnten, dann müsste das doch auch beim Regionalfernsehen möglich sein. Und damit wären dann alle unsere Probleme auf einen Schlag gelöst (lacht). Ein weiterer Hoffnungsträger ist ja auch das neue RTVG, von dem wir erwarten, dass es ein Gebührensplittung bringen wird. Was die Kostenseite angeht, glaube ich nicht, dass wir dort noch viel bewegen können. Ausser, wir wären bereit, bei der Qualität, respektive dem Umfang unseres Programmes Abstriche zu machen. Das ist aber kein Thema.

Nachdem nun die Pläne für eine Zusammenarbeit mit Tele Top begraben wurden, wollen Sie sich enger an TeleZüri anschliessen. Wie soll diese Zusammenarbeit konkret aussehen?

Ich bin klar der Meinung, dass die regionalen TV-Sender vermehrt gemeinsam Sendungen produzieren, beziehungsweise austauschen müssen, um überleben zu können. Das gilt nicht nur für die Ostschweiz, sondern auch für den Aargau, Bern oder eben auch Zürich. Die Sendung "Lifestyle", die wir zur Zeit von TeleZüri übernehmen, ist ideal: Sie ist erstens regional ungebunden und zweitens hebt sie sich klar von den Sendegefässen von SF DRS ab. Synergien nutzen – das muss die Parole für uns Kleinen sein. Und da ist TeleZüri nunmal die älteste und grösste TV-Station – vor allem aber auch die potenteste. Eine weitere Übernahme, die wir diskutiert haben, war die Sendung "Swissdate", eine Sendung, die mir persönlich gefällt. In diesem Fall hat sich die Redaktion aber gegen eine Übernahme ausgesprochen – moniert wurde u.a. die allzustarke Zürichlastigkeit. Aber vielleicht unterschätzen wir in diesem Fall ja unsere ZuschauerInnen...

Was könnte Tele Ostschweiz TeleZüri im Gegenzug bieten?

Nun, wenn ein Schumi nach Wolfhalden kommt, dann ist das ein Thema, das sicherlich auch die ZürcherInnen interessieren könnte. Anstatt bei lokalen Ereignissen mit schweizweiter Ausstrahlung doppelt anzutraben, reicht es doch, wenn das nähere Fernsehteam losrennt.

Sie haben gegenüber dem Tages-Anzeiger angetönt, dass selbst eine Fusion von Tele Ostschweiz mit TeleZüri ein Thema sein könnte. Wie konkret ist solch ein Plan?

Habe ich das gesagt? (lacht). Theoretisch ist ja alles denkbar. Dennoch glaube ich nicht an eine Fusion. In erster Linie geht es jetzt einmal darum, die Zusammenarbeit beim Content-Austausch auszubauen, ohne den individuellen USP zu schmälern. Ebenfalls theoretisch wäre eine kapitalmässige Verflechtung möglich, was aber nicht Match-entscheidend ist. Im Zeitungsbereich ist die St. Galler Tagblatt AG schliesslich auch Kooperationen eingegangen, ohne dass Kapital geflossen wäre.

Gäbe es noch weitere mögliche Partner neben TeleZüri?

Zur Zeit laufen keine Gespräche in diese Richtung.

Die Zeiten für lokale TV-Sender sind alles andere als einfach. Wie glauben Sie, dass sich der Schweizer Lokal-TV-Markt in fünf Jahren präsentieren wird?

Es wird ein Gebührensplitting geben, mit der Konsequenz, dass alle Regionen ihren lokalen Fernsehsender haben werden. Wobei auch die Lokalen einen Service public zu erfüllen haben. Des Weiteren bin ich mir sicher, dass der Austausch von Beiträgen zwischen den einzelnen Sendern verstärkt stattfinden wird. Dies vor allem auch darum, weil die technischen Voraussetzungen via Satellit bis dann besser sein werden. Die Kunst der Regional-Fernsehmacher wird es dann aber sein müssen, ihren regionalen USP dennoch beizubehalten.



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