02.05.2017

SRF

Urteil gegen «Rundschau» sorgt für rote Köpfe

Nach dem Bundesgerichtsurteil: Das Schweizer Fernsehen wehrt sich gegen den Vorwurf der Manipulation und verteidigt geschwärzte Stellen. SRF habe im Urner Mordprozess nur auf Schwachstellen aufmerksam gemacht, sagt ein Sprecher gegenüber persoenlich.com.
SRF: Urteil gegen «Rundschau» sorgt für rote Köpfe
Ignaz Walker gibt den Medien Antworten nach der Urteilsverkündung vor dem Rathaus in Altdorf im April 2016. (Bild: Keystone/Urs Flüeler)
von Matthias Ackeret

Die Kritik des Bundesgerichtes – und der NZZ – an die «Rundschau» wegen angeblicher Manipulation im Urner Mordfall Ignaz Walker wird vom Schweizer Fernsehen SRF vehement zurückgewiesen.

In seinem am Freitag publizierten Urteil befanden die Lausanner Richter, dass das Urner Obergericht den früheren Erstfelder Barbesitzer Ignaz Walker zu Unrecht vom Vorwurf des versuchten Mordes an seiner Ex-Frau freigesprochen habe. Damit wird die Urner Justiz den Fall erneut beurteilen müssen – zum dritten Mal (persoenlich.com berichtete).

«Rundschau» brachte Entlastungszeugen

In einem «Rundschau»-Interview, das vor zwei Jahren ausgestrahlt wurde, entlastete ein serbischer Auftragskiller den als Auftraggeber beschuldigten Ignaz Walker und sprach von einem Mordkomplott. Walkers Ex-Frau und deren damaliger Freund hätten den Anschlag inszeniert, um Walker hinter Gitter zu bringen. Für das Urner Obergericht war diese These schlüssig.

Gemäss NZZ-Redaktor Marcel Gyr, der sich auch mit dem Fall beschäftigte, kolportierte die «Rundschau» damit eine «abstruse Komplotttheorie», die von anderen Medien «erstaunlich unkritisch» weiter verbreitet worden sei. Für den angeblichen Komplott – so schreibt der NZZ-Redaktor am Samstag – gebe es aber gemäss dem jüngsten Bundesgerichtsurteil keinerlei Anhaltspunkte.

Gyr schrieb in seinem Kommentar am vergangenen Samstag weiter, dass die Lausanner Richter das SRF beschuldigt habe, bei der Herausgabe eines Schreibens, das den Ermittlungsbehörden als Beweismittel hätte dienen sollen, offenbar Namen selektiv eingeschwärzt habe. Dadurch sei der Sinn des Dokuments verändert worden, was einer Manipulation gleichkomme. Für den NZZ-Redaktor spielt sich der Skandal im Fall Walker «nicht nur in der Urner Justiz ab».

Vorwurf der Manipulation zurückgewiesen

SRG-Mediensprecher Stefan Wyss wies am Dienstag gegenüber persoenlich.com den Vorwurf der Manipulation mit «Entschiedenheit zurück». Die «Rundschau» habe in ihrem Schreiben, das den Ermittlungsbehörden weitergegeben worden sei, den Namen eines weiteren Verdächtigen nur eingeschwärzt, damit durch die Strafbehörde nicht eine falsche Anschuldigung weiterverbreitet werde.

Der verurteilte Auftragsschütze hatte in besagtem Schreiben einen zusätzlichen Verdächtigen als Schützen ins Spiel gebracht, war dann aber nach intensivem Nachfragen des «Rundschau»-Redaktors wieder davon abgerückt. Eine solche Falschbeschuldigung, so Wyss, hätte man SRF rechtlich vorhalten können. Die Wahrung des Redaktionsgeheimnisses ebenso wie die Justizkritik gehörten zu den fundamentalen Aufgaben unabhängiger Medien, so der Mediensprecher. Die «Rundschau» habe im Verfahren um Ignaz Walker Schwachstellen und Widersprüche aufgezeigt, so wie es der Aufgabe kritischer Medien entspräche.

Das SRF wehrt sich weiter gegen den Vorwurf, wonach die «Rundschau» ein eigenes Urteil gefällt oder Ignaz Walker als unschuldig bezeichnet habe. Das Urner Obergericht – immerhin die höchste kantonale Instanz – habe ein Urteil gefällt, das diese Widersprüche mitberücksichtigt habe, so Wyss weiter. Der SRF-Sprecher betonte zudem, dass sich die erwähnte Aussage des Bundesgerichtes auf die eingeschwärzte Passagen in einem der zahlreichen Dokumente beziehe, welche SRF herausgegeben habe. Und nicht auf die Berichterstattung der «Rundschau».

 



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Kommentare

  • Luca Freiherr, 30.05.2017 10:51 Uhr
    Ich frage mich, ob Herr Bannholzer nun auch 5 Rundschau Serien zum Urteil des BGer macht :)
  • Dieter Widmer, 03.05.2017 08:59 Uhr
    Das Rundschauteam von Fernsehen SRF sollte sich mal weiterbilden. Es hat wenig Ahnung, wie seine teils sehr verzerrt dargestellten Beiträge auf das Publikum wirken. Sie Teammitglieder sollten 10-minütige Beiträge über sich drehen und dabei auf irgendeinem Punkt deren Lebensläufe herumreiten - und dann am Schluss sagen, das sei deren wirkliches Leben.
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