Im Verlauf dieses Jahres wechselt die "Zürichsee-Zeitung" nach 172 Jahren mit der Redaktion von Stäfa nach Wädenswil. Das Verlagsgebäude in Stäfa wird abgerissen und weicht einem Neubau. In der Samstagsausgabe der NZZ bedauert der stellvertretende Chefredaktor der NZZ, Luzi Bernet, diesen Standortwechsel. Titel seiner Kolumne: "Eine Träne für die "'Seezeitung'".
Bernet selbst gehörte von 1990 bis 2002 mit Unterbrüchen der Redaktion der "Zürichsee-Zeitung" an, war sogar deren Chefredaktor, bis er vor vierzehn Jahren ins Gründungsteam der "NZZ am Sonntag" wechselte. Die "Zürichsee-Zeitung" wurde 2010 von der Verlegerfamilie Gut an die Tamedia verkauft.
Blick auf See garantiere weiten Horizont
Bernet schreibt, dass die "Zürichsee-Zeitung" das rechte Zürichseeufer doch nicht ganz aufgeben wolle. Mit ironischem Unterton fügt er aber an, dass "Irgendwo im Bezirk Meilen" noch ein Aussenbüro eingerichtet werden soll. "Wo genau welcher Teil der 'Seezeitung' eigentlich ausgedacht, geschrieben und hergestellt wird, weiss man ohnehin nicht mehr so genau.
Der 'Mantel', also alles Internationale und Nationale, kommt aus Bern, das 'Mäntelchen', die Berichterstattung über den Kanton Zürich, aus Winterthur, das Regionale nun also künftig aus Wädenswil. Hélas!, das ist wohl das, was man gemeinhin den Strukturwandel nennt."
Zeiten von Sturmwarnung
Für Bernet bedeutet dieser Standortwechsel auch den publizistischen Wahrnehmungsverlust. "Der Blick auf den See garantierte für den weiten Horizont. Was in der liberalen 'Seezeitung' stand, wurde auch in Bundesbern zur Kenntnis genommen. Darauf war Stäfa immer auch ein bisschen stolz. Nun ist das also Geschichte. Ein Leuchtturm, dessen Licht zuletzt immer schwächer in die Schweiz hinaus leuchtete, erlischt.
Aber in Zeiten, wo selbst die Sturmwarnung im Lichtermeer untergeht, erstaunt einen ja nichts mehr". (ma)
