22.04.2018

Tamedia kauft die BaZ

Zeitungsdeal dreht sich um rund 60 Millionen

Der Übernahme ging ein zähes Ringen zwischen Tamedia und AZ voraus. Mit dem Kauf der BaZ kommt der Zürcher Verlag nun zudem – eher unverhofft – an Billag-Gelder.
Tamedia kauft die BaZ: Zeitungsdeal dreht sich um rund 60 Millionen
Auf rund 60 Millionen schätzen Beobachter den Transaktionswert des Deals zwischen Christoph Blocher (l.) und Pietro Supino. (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Was schon lange herumgeisterte, wurde am Mittwoch definitiv: Tamedia übernimmt die «Basler Zeitung» und gibt im Gegenzug das «Tagblatt der Stadt Zürich», «Furttaler», «Rümlanger» und die Anteile an den westschweizer Zeitungen «GHI» und «Cités» ab (persoenlich.com berichtete).

Dem Verkauf ging eine zähes Ringen voraus, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Auch die AZ Medien hatten bis zuletzt grosses Interesse an der Basler Zeitung.

Mit dem Kauf der BaZ wollten die beiden Verlage einen bedeutenden Markt erobern, indem sie bisher wenig erfolgreich waren. Bis zuletzt hätten sie sich mit Angeboten gegenseitig überboten, schreibt die NZZaS.

Profitiert haben von diesem Zweikampf zuletzt wohl die BaZ-Besitzer um Christoph Blocher. Doch nicht nur deshalb dürfte Blocher ohne Blessuren aus dem «Abenteuer» gekommen sein, wie die NZZaS schreibt. Der Zeitungshaus AG – dem Verlag hinter der BaZ – gehe es heute viel besser als zum Zeitpunkt von Blochers Übernahme. Und der Zeitpunkt des jetzigen Verkaufs sei nachvollziehbar. Denn noch ist die «BaZ» profitabel. Dieses Jahr ist ein Betriebsgewinn von rund 5 Millionen Franken budgetiert, bei einem Umsatz von 36,5 Millionen Franken.

Zwar haben Tamedia und die Zeitungshaus AG Stillschweigen vereinbart bezüglich des Kaufpreises. Mit den Verhandlungen involvierte Personen beziffern den Wert der Transaktion gemäss NZZaS aber auf rund 60 Millionen Franken. Neben den Gratisanzeigern gehörten dazu eine Barzahlung sowie Druckaufträge.

Tamedia druckt schon jetzt sowohl die Gratisblätter von Blochers Zehnder AG als auch die Basler Zeitung. Hier wird sich also nichts ändern.

Billag-Gelder für Tamedia 

Ein anderer, bisher wenig beachteter Nebeneffekt der Übernahme: Tamedia erhält jetzt Billag-Gelder, wie der «Sonntagsblick» bemerkt. Dies, da auch die 20-Prozent-Beteiligung der BaZ an PresseTV nun dem Zürcher Verlagshaus gehören.

An PresseTV beteiligt sind unter anderem die NZZ, Ringier Axel Springer Schweiz und Somedia – Tamedia schlug 1995 ein Beteiligungsangebot aus. Das Verlegerfernsehen produziert gemeinsam mit SRG Formate, die in den SRF-Programmfenstern gezeigt werden. So etwa «BaZ Standpunkte». Für jede Folge würde Tamedia künftig gemäss SoBli 10'000 Franken von der SRG kassieren.

Die Situation ist insofern brisant, da Tamedia mit der kürzlich erfolgten Übernahme von Goldbach nun im Besitz der grössten SRG-Konkurrentin in der Vermarktung ist: Die Firma verkauft die Werbeplätze der deutschen Privat-TV-Sender in der Schweiz.

Bis auf Weiteres seien bei den PresseTV-Sendungen der BaZ keine Änderungen geplant, sagt Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer gegenüber SoBli. «Sobald die Wettbewerbskommission der Übernahme zugestimmt hat, werden wir uns ein Bild der verschiedenen Unternehmensteile machen und anschliessend entscheiden, wie wir weiter vorgehen», so Zimmer. 

Beim Bundesamt für Kommunikation, das für die Zusammenarbeitsverträge der SRG mit anderen Veranstaltern zuständig ist, will man die neue Situation ebenfalls überprüfen, heisst es im Beitrag. (maw)



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