22.10.2014

Radio Energy

"Als 'Dankeschön' fällt man uns in den Rücken!"

Geschäftsführer Dani Büchi wirft Mediapulse unredliches Verhalten vor.
Radio Energy: "Als 'Dankeschön' fällt man uns in den Rücken!"

Der Konflikt um die Hörerzahlen von Radio Energy spitzt sich weiter zu. Am Dienstag vermeldete persoenlich.com, dass die Hörerdaten für die drei Energy-Sender Zürich, Bern und Basel für das 2. Halbjahr 2014 gesperrt werden. Auslöser für diesen ungewöhnlichen Entscheid seien die verzerrten Hörerzahlen, die aufgrund von Simulcasting, der gleichzeitigen Ausstrahlung von identischen Programmteilen, entstehen können. Jetzt wehrt sich Radio-Energy-Geschäftsführer Dani Büchi und wirft Mediapulse, welche für die Erhebung der Daten zuständig ist, unredliches Verhalten vor. 

Herr Büchi, was bedeutet diese Sperrung der Hörerdaten (persoenlich.com berichtete) für die Energy-Sender?
"Sperrung" ist ein negativ behaftetes Wort. Lassen Sie es uns "Nicht-Kommunikation" nennen oder einfach, dass die Zahlen von Energy nicht mehr im System verfügbar sind. Dass dies nun gleich einen Tag vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen umgesetzt wird und damit die Tatsache untergeht, dass Energy Zürich overall erstmals die Nummer eins der Schweizer Privatradios ist, ist natürlich Pech. Wir freuen uns aber trotzdem über die tollen Zahlen. Aber, und das ist entscheidend: Wir begrüssen die "Nicht-Kommunikation“. Wir haben sie schliesslich auch selbst beantragt.

Mediapulse hat aber gegenüber ihren Kunden kommuniziert, dass man die Zahlen von sich aus gesperrt habe.
Ja, aber das ist schlichtweg falsch. Wir haben Mediapulse Ende September aufgefordert, die Hörerzahlen der Energy-Sender bis auf weiteres nicht mehr zu kommunizieren, um die Situation zu deeskalieren und die nötige Ruhe in die Angelegenheit zu bringen, damit alle Beteiligten an der Lösung des Problems arbeiten können. Unserem Antrag hat Mediapulse nach Rücksprache mit dem Verwaltungsrat entsprochen und uns bestätigt, dass man die Arbeiten sofort vornimmt. Diese Arbeiten waren nun anscheinend gestern abgeschlossen. Das sind die Fakten.

Was heisst das?
Die Kommunikation von Mediapulse ist damit nicht nur falsch, sondern krass irreführend und schädigt die Energy-Sender in grobem Masse. Es wird der Eindruck erweckt, dass Mediapulse die Zahlen nicht mehr kommuniziert, weil sie derart falsch sind, und dass dieser Schritt von Mediapulse kam. Dem ist definitiv nicht so.

Inwiefern?
Das Ganze reiht sich nahtlos in diverse Vorkommnisse und Erfahrungen mit Mediapulse in den letzten Jahren ein: Anstatt das hauseigene Problem - den Umgang mit Simulcasting - zu lösen, welches man schon lange hätte lösen müssen, beschäftigt sich Mediapulse vor allem damit, die eigenen Fehler zu vertuschen. Wir haben versucht, mit Mediapulse partnerschaftlich zusammenzuarbeiten - und als "Dankeschön“ fällt man uns nun so in den Rücken! Das ist aber eben leider Mediapulse.

Aber sind solche Vorkommnisse überhaupt möglich bei einem Unternehmen, welches einen öffentlichen Auftrag hat und unter der Aufsicht das Bakom steht?
Das ist eine sehr gute Frage, die man sich in der Branche wahrscheinlich in der Zwischenzeit fast täglich stellt und auf die niemand wirklich eine Antwort hat. Es gab ja auch schon diverse parlamentarische Vorstösse rund um die zahlreichen Missstände bei Mediapulse.

Trotzdem gilt es nun als sicher, dass die Hörerzahlen der Energy-Sender wegen des Simulcasting-Problems zu hoch sind.
Bisher hat Mediapulse von einer möglichen leichten Überreichweite bzw. einer Unschärfe der Hörerzahlen der betroffenen Sender gesprochen. Dass die Mitbewerber trotzdem von massiver Marktverzerrung sprechen und so tun, als wäre das Tatsache, entbehrt vorläufig jeder wissenschaftlich nachweisbaren Grundlage. Das Problem ist aber nicht etwa nur ein Problem der Energy-Sender, sondern ein Problem aller Sender, die Simulcasting betreiben. Klar ist: Das Problem muss im Interesse der ganzen Branche zeitnah behoben werden.

Einige Radiobetreiber werfen Ihnen vor, dass Sie falsche Hörerzahlen kommunizieren.
Allen Beteiligten ist in der Zwischenzeit wohl bewusst, dass das Simulcasting das aktuelle Messsystem von Mediapulse an seine Grenzen bringt. Ob unsere Hörerzahlen nun zu hoch, gegebenenfalls wie viel zu hoch oder sogar zu tief sind, ob Hörer von Zürich in Basel gemessen werden oder umgekehrt, ist Gegenstand von laufenden Abklärungen. So oder so: Uns kann man keinen Vorwurf machen, da wir unsere Zahlen wie alle andern Radiostationen auch aus dem aktuellen Messsystem entnehmen. Ab sofort sind diese Zahlen aber eben nicht mehr verfügbar und gibt es damit auch keine aktuellen Hörerzahlen mehr von uns.

Wie lange werden die Zahlen von Energy nicht verfügbar sein?
Das wird sich zeigen. Wenn Mediapulse das Problem nicht sehr rasch in den Griff kriegt, sind die Energy-Sender ab dem 1. Januar 2015 gar nicht mehr dabei.

Das wäre aber ein herber Rückschlag für die Hörerzahlenforschung und für Mediapulse, wenn die Energy-Sender nicht mehr dabei wären.
Ja, dem ist sicherlich so. Wenn Mediapulse das Problem aber zeitnah und für alle Parteien zufriedenstellend löst, hält uns nichts davon ab, uns sofort wieder messen zu lassen und die Zahlen zugänglich zu machen. Wir lassen uns einfach nicht mehr vertrösten.

Haben Sie bereits Reaktionen von Werbekunden?
Der Markt ist durch die Kommunikation von Mediapulse natürlich irritiert und die Reaktionen der Werbekunden sind da selbstverständlich. Den Energy-Sendern wird durch diese irreführende und falsche Kommunikation von Mediapulse ein Schaden erwachsen.

Klagen Sie gegen Mediapulse?
Wir haben Mediapulse eine Frist zur Richtigstellung der Kommunikation eingeräumt, welche sie ungenutzt hat verstreichen lassen. Man hat es vorgezogen, sich neuerlich hinter Ausflüchten und Halbwahrheiten zu verstecken. Damit ist für uns "das Tischtuch zerschnitten“. Über die anstehenden juristischen Schritte in diesem wie auch in weiteren Fällen kann ich an dieser Stelle verständlicherweise keine Auskunft geben.

Die aktuelle Problematik führte zu grossen und gewohnt hitzigen Diskussionen. Wie beurteilen Sie momentan die Stimmung innerhalb der Branche?
(lacht). Wir gehen demnächst alle zusammen in die Ferien. Mediapulse kommt auch mit. Das wird lustig.

Ist die Radiouhr zur Ermittlung der Hörerzahlen überhaupt noch brauchbar?
Das wird sich zeigen, es hat aber auf alle Fälle nichts mit der aktuellen Thematik zu tun.

Bald ziehen Sie mit Energy Zürich von der Kreuzstrasse ins Ringier-Pressehaus. Was erhoffen Sie sich von diesem Schritt?
Der Umzug findet erst nächsten Frühling/Sommer statt. Das ist ein Meilenstein in der Geschichte von Energy in der Schweiz und wir freuen uns riesig auf das Flagship-Studio mit dem Energy Café und den neuen Büroräumlichkeiten.

Was planen Sie als nächstes mit Energy?
Wir lancieren in den nächsten Wochen unsere neue App und stecken in den letzten Vorbereitungen für die 12. Ausgabe von Energy Stars For Free am 21. November 2014 im Hallenstadion Zürich.

Interview: Matthias Ackeret



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