24.04.2015

Schweizerische Weinzeitung

"Die Auflage war am Boden"

Das Magazin erscheint zum 50. Mal unter Herausgeber Wolfram Meister. Das Interview.
Schweizerische Weinzeitung: "Die Auflage war am Boden"

Herr Meister, gerade ist die 50. Ausgabe der Schweizerischen Weinzeitung unter Ihrer Regie erschienen. Darauf haben Sie sicher angestossen!

Klar. Mit einer Flasche Bordeaux, einem Sant-Julien. Château Langoa-Barton 2009. Was die 50. Ausgabe anbelangt, möchte ich ergänzen: Die Schweizerische Weinzeitung existiert bereits seit 122 Jahren. Erst seit fünf Jahren erscheint sie unter meiner Regie, das zehnmal im Jahr. Aufs kleine Jubiläum hat mich übrigens Helge Jepsen aufmerksam gemacht, unser Titelillustrator.

Wie hat sich das Blatt in den fünf Jahren unter Ihrer Regie entwickelt?

Wir haben bescheiden begonnen und aus der Fachzeitschrift ein kleines, feines Magazin für das weininteressierte Publikum gemacht. Mit vielen degustierten, beschriebenen und bewerteten Weinen. Mit hochwertigen Fotos und Reportagen. Die Auflage war am Boden, seit fünf Jahren nimmt die Zahl der Abonnenten stetig zu. Was uns sehr freut. Wie auch die Treue unserer Anzeigenkunden. Frank Ebinger von Casa del Vino beispielsweise belegt seit der ersten Ausgabe unsere vierte Umschlagseite.

Die Schweizerische Weinzeitung ist aber nicht am Kiosk erhältlich?

Nein. Einzelne Ausgaben kann man in ausgesuchten Geschäften kaufen. Doch zu 99 Prozent wird das Magazin abonniert (www.schweizerische-weinzeitung.ch). Auch von sehr vielen Frauen. Dazu gibt es eine kleine, lustige Geschichte. Mir wurde von zwei Mitarbeiterinnen abgeraten, ein 2-Jahres-Abo einzuführen. Ich habe es trotzdem getan und festgestellt, dass Frauen gerne für ein Jahr abonnieren, Männer hingegen lieber für zwei.

Über Geschmack kann man bekanntlich ewig streiten. Wie entscheiden Sie, was ins Heft kommt und was nicht?

Journalismus ist kein wahnsinnig demokratisches Geschäft. Das muss ich Ihnen nicht erklären. Nach vielen Jahren als Blattmacher weiss ich, wofür sich Menschen interessieren. In Magazinen ist ein guter Mix wichtig, das Zusammenspiel von kleinteiligen Stoffen und grosszügig aufgemachten Geschichten. Bilder sind das eine, gut geschriebene Stücke, die inhaltlich was bieten, entscheidend.

Ist es schwierig, Anzeigekunden zu akquirieren? Wie schätzen Sie den Werbemarkt ein?

Es ist generell schwieriger geworden. Doch mir wird ein bisschen zuviel gejammert, auf Verlags- wie auf Kundenseite. Zeitschriften, die klar fokussiert sind, einen überschaubaren Themenbereich beackern, haben es sicher einfacher als andere Titel. Das zeigen mir auch die Erfahrungen, die ich mit anderen Publikationen, die ich betreue, gemacht habe. "ZÜRICH GEHT AUS und ZÜRICH KAUFT EIN" beispielsweise. Bei der Gourmedia, die auch noch Basel geht aus, Graubünden geht aus und Tessin geht aus  herausgibt, bin ich Chefredaktor und Geschäftsführer. Ebenso bei Bianco, einem internationalen Alpine Lifestyle Magazin, dass im Sommer und Winter erscheint.

Zurück zur Weinzeitung. Wie hat sich Ihr eigener Weinkonsum in den letzten Jahren verändert?

Unwesentlich. Ich trinke zum Essen immer ein Glas Wein. Und freue mich, für Freunde eine Flasche Wein zu öffnen. Ich finde, Jim Harrison, ein grosser amerikanischer Erzähler, hat das einmal sehr schön gesagt. "Der elementare physische Akt, eine Weinflasche zu öffnen, hat der Menschheit mehr Glück gebracht als sämtliche Regierungen in der Geschichte dieses Planeten."

Bilder: ZvG

Interview: Michael Sahli



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