25.05.2014

SRF

Abgang von Stefan Zweifel gibt weiter zu reden

Die "Literaturclub"-Leitung steht in der Kritik - und wehrt sich.
SRF: Abgang von Stefan Zweifel gibt weiter zu reden

Stefan Zweifel (ganz links im Bild) hört beim "Literaturclub" des Schweizer Fernsehens sowohl als Moderator wie auch als Kritiker per sofort auf (persoenlich.com berichtete). Der Abgang gibt weiterhin zu reden, vor allem die Leitung des "Literaturclub" steht in der Kritik. Diese wehrte sich am Samstag mit einer Medienmitteilung, in der ein Zusammenhang zwischen Zweifels Demission und seinem Streit mit Elke Heidenreich (im Bild ganz rechts) in Abrede gestellt wird.

"Stefan Zweifel wurde seiner Funktion als Moderator enthoben, weil seine Leistung als Moderator nicht den Erwartungen von SRF entsprach. Darüber ist die Redaktion bereits seit dem 9. April 2013 mit Stefan Zweifel im Gespräch", heisst es darin. Es sei Zweifels Wunsch gewesen, die Rollen des Moderators und des Kritikers zu trennen. Man wollte ihn als Gegenpol zu Heidenreich gerne in der Runde behalten.

"Seiner Forderung der Redaktionsleiterin Esther Schneider die Zuständigkeit für den 'Literaturclub' zu entziehen, kann und will SRF nicht entsprechen. Da Stefan Zweifel seinen Verbleib im 'Literaturclub' aber von dieser Forderung abhängig gemacht hat, ergibt sich die Trennung als notwendige Konsequenz", heisst es weiter.

Eine Klarstellung zum von Heidenreich kolportierten Heidegger-Zitat (siehe Video unten) würde der SRF-Kulturabteilung trotzdem gut anstehen. Das lehnt man gegenüber der "Sonntagszeitung" ab: "Es ist bei solch kontroversen Diskussionssendungen nicht Aufgabe der Redaktionsleitung, für die eine oder andere Position im Nachhinein Stellung zu beziehen." Allerdings geht es hier nicht um eine Meinung oder strittige Interpretation, sondern um einen an sich bereits geklärten Fakt.

Die "Sonntagszeitung" zitiert ausserdem aus einer Mail von Zweifel, in der es heisst: "Ich will nie wieder ins TV. Ich will nie wieder in diese Schlangengrube." Heidenreich habe ihn durch ihre Provokationen an den "Rand aller Nerven gebracht" - woraufhin das SRF ihm vorgeworfen habe, sich gegenüber ihr im Ton vergriffen zu haben. "Das TV hat alles verdreht, brutal, kalt dumm." Offenbar findet das Gespräch mittlerweile über die Anwälte statt.

Die "NZZ am Sonntag" berichtet auch von Streitigkeiten bei der Buchauswahl. Dies hätte schon zur Kündigung von Roger Willemsen geführt, der auf Anweisung der Redaktion ein Buch besprechen musste, das er ablehnte. Ähnliches sei Zweifel auch schon widerfahren. Es sei "weniger ein personelles als ein strukturelles Problem. Einmal mehr reden zu viele Leute mit", folgert Regula Freuler.

In der "Schweiz am Sonntag" schaltet sich Adolf Muschg in die Debatte ein. Er sähe Zweifel, "wenn schon nicht mehr als Moderator, so zumindest als Kritiker" gerne weiterhin in der Sendung. "Zweifels Doppelrolle als Moderator und Kritiker ist eine Chance und nicht ein Nachteil für die Sendung. Eine Redaktion muss souverän genug sein, ein gefälltes Urteil zu überdenken", sagt der Schriftsteller - was mittlerweile äusserst unwahrscheinlich erscheint.

Auch in Deutschland wurde das Thema inzwischen aufgegriffen. Renommierte Blätter wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" oder die "Süddeutsche Zeitung" äusserten Unverständnis über den Entscheid des SRF und kritisierten vor allem Heidenreichs Umgang mit Zitaten scharf. (lmy)

Bild: SRF/Siggi Bucher



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