26.03.2014

Weltwoche

"Liebe auf den ersten Blick war es nicht"

Der neue Redaktor Wolfgang Koydl zu seinem Verhältnis zur Schweiz und Roger Köppel.

Herr Koydl, die Überraschung ist perfekt: Nach 25 Jahren bei der "Süddeutschen Zeitung" wechseln Sie nun zur "Weltwoche" (persoenlich.com berichtete). Was war für diesen Schritt ausschlaggebend?
Für mich gab es zwei Varianten: Noch ein paar Jahre für die "SZ" aus der Schweiz zu berichten oder eine neue, spannende Aufgabe zu übernehmen. Beides liess sich mit der "Süddeutschen" leider nicht verwirklichen.

Warum haben Sie sich eine Rückkehr nach München nicht mehr vorstellen können?
Eine Rückkehr wäre es im strengen Sinn ja gar nicht gewesen. Ich habe fast 20 Jahre im Ausland gelebt. Und ausser dem Arbeitsverhältnis zur SZ habe ich keine persönliche Bindung an die Stadt.

Gerade nach der Abstimmung vom 9. Februar sind Sie in der "Süddeutschen Zeitung" durch schweizfreundliche Kommentare aufgefallen. Dies im Gegensatz zur Linie des Hauses. Kam es deswegen zu einem Bruch?
Es mag in München zwar die eine oder andere Stirn gerunzelt worden sein über meine Kommentare, aber sie wurden anstandslos gedruckt. Da gab es nie ein wirkliches Problem.

Seit Ihrem Buch "Die Besserkönner", welches momentan die Schweizer Sachbuch-Bestsellerliste anführt, gelten Sie als DER Schweiz-Experte. Wann hat es zwischen Ihnen und unserem Land erstmals gefunkt?
Liebe auf den ersten Blick war es nicht. Es gab kein einzelnes Ereignis, wo ein Schweizer Amor mit der Armbrust auf mich angelegt und ich ausgerufen hätte: "Wow, das ist es!" Im Gegenteil: Anfangs verlief es sogar ein wenig harzig. Wie es sich für jede gute und dauerhafte Beziehung gehört, entwickelte sich das Verhältnis zwischen mir und der Schweiz stufenweise und allmählich.

Welche Aufgaben werden Sie nun bei der "Weltwoche" übernehmen?
Ich habe ja in einigen Weltregionen wie im Nahen Osten, den USA, Grossbritannien, Russland und in der Türkei gelebt und gearbeitet und dabei ein paar Erfahrungen gesammelt. Ich hoffe, dass die "Weltwoche" davon mit Reportagen, Berichten und Kommentaren profitieren kann. Ausserdem möchte ich mich um Europa-Themen kümmern. Und auch der Schweiz bleibe ich erhalten. Schliesslich gibt es hier viele spannende Geschichten.

Wie ist der Kontakt zu Roger Köppel entstanden?
Der erste Kontakt liegt schon viele, viele Jahre zurück. Damals bestellte Roger Köppel von mir einen Artikel. Als ich dann vor drei Jahren nach Zürich kam, erinnerte er sich und wir trafen uns zum Essen. Später sind wir uns dann immer wieder einmal über den Weg gelaufen.

Wie hat man in München auf den Wechsel reagiert?
Da fragen Sie am besten die Kollegen selbst.

Interview: Matthias Ackeret



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