23.10.2014

Serviceplan

Martin Spillmann wird Verwaltungsratsmitglied

"Der Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit überwiegt!", sagt er.
Serviceplan: Martin Spillmann wird Verwaltungsratsmitglied

Martin Spillmann, langjähriger Partner von Spillmann Felser Leo Burnett und Chief Creative Officier von Leo Burnett Western Europe, macht sich als Berater selbständig. Neu wird er zudem im Verwaltungsrat von Serviceplan, welcher von Peter Felser präsidiert wird, Einsitz nehmen. Dies schreibt die Agentur in einer Mitteilung. Spillmann ist einer der meist ausgezeichneten Kreativen der Schweiz und jurierte an allen grossen nationalen und internationalen Awards. Was will Spillmann als Berater erreichen und warum hört er auf bei Leo Burnett Western Europe? persoenlich.com hat nachgefragt:

Herr Spillmann, Sie machen sich wieder selbständig als Berater. Warum nun dieser Schritt?
Ganz einfach: Ich will in Zukunft selber über meine Zeit verfügen können. So gesehen mache ich mich selbständig, um eine neue Unabhängigkeit geniessen zu können. Eine neue Werbeagentur werde ich aber nicht gründen, genau so wenig wie ein Beratungsunternehmen. Da sind noch eine Menge anderer Sachen im Leben, die ich erfahren und entdecken möchte. Ich bin bereit für etwas Neues.

Worauf spezialisieren Sie sich?
Ich werde in Zukunft bewusst ganz unterschiedliche Herausforderungen anpacken: Als Kreativer neue Konzepte entwickeln – aber auch als Dozent an der Kreativschule des ADC und an der Hochschule für Wirtschaft HWZ tätig sein. Ich will Erfahrungen und Wissen weitergeben, als Coach jungen Talenten helfen, sich weiter zu entwickeln. Genau so, wie ich als Verwaltungsrat junge Unternehmen strategisch begleiten möchte. Aber natürlich haben alle diese Tätigkeiten eine Gemeinsamkeit: Im Zentrum stehen stets Ideen und Kampagnen, die Menschen, Marken und Märkte bewegen sollen. Ausserdem habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit Fragen auseinandergesetzt, die einfach sehr wichtig in der Werbung sind. Zum Beispiel: Wie beurteilt man Ideen? Wie kann herausragende Kreativität eingesetzt werden, um vorgegebene Ziele zu erreichen? Die aus Erfahrung entstandenen Antworten auf solche Fragen an interessierte Markenverantwortliche und kreative Talente weiterzugeben, fasziniert mich. Kurz gesagt: Ich will mich auch künftig für gute Werbung einsetzen. Auch im ADC-Vorstand und als Vize-Präsident des ADC Europa. Und natürlich werde ich weiterhin in nationalen und internationalen Jurys mitwirken.

Hat Ihnen die Tätigkeit als internationaler Kreativkopf von Leo Burnett nicht mehr gefallen?
Die Arbeit in unterschiedlichen Märkten war extrem spannend und gegenseitig befruchtend. Das Engagement und die Leidenschaft der jungen Kreativen in weniger entwickelten Märkten ist ganz besonders bewundernswert. Es war toll, all diese Leute kennenzulernen in den verschiedenen Agenturen. Mit Kreativen quer durch Europa zusammen arbeiten zu können, die verschiedenen Mentalitäten kennenzulernen – aber auch zu sehen, dass andere Menschen in anderen Ländern andere Probleme haben als wir. Zum Beispiel, dass in so manchen Ländern viel weniger Geld für die Werbung und die Werber vorhanden ist.

Aber nochmals: Warum hören Sie als Chief Creative Officier von Leo Burnett Western Europe auf?
Ich habe gemerkt, dass Reisen anstrengend ist. Zusätzlich zu meiner Arbeit in den Agenturen war ich an vielen Jurierungen im Einsatz. So war ich im Frühling zum Beispiel eine Woche in Belgrad für den Cup und noch im gleichen Monat wieder eine Woche lang in New York für die New York Festivals. Dazu kamen noch die quartalsmässigen Jurierungen des sogenannten Global Product Committees von Leo Burnett, einem Treffen der besten Kreativen des Netzwerks, das jeweils abwechselnd auf einem der fünf Kontinente stattfindet. An diesen Meetings wurden jeweils alle Arbeiten weltweit unter der Leitung von Mark Tutssel, dem Chief Creative Officer von Leo Burnett Worldwide, beurteilt und benotet. Das letzte Treffen, an dem ich teilnahm, fand in Buenos Aires statt – was übrigens eine ganze Woche in Anspruch nahm. Ich lebte mehr im Ausland als bei meiner Familie in Zürich. Vermisst habe ich zudem die kreative Arbeit in der Schweiz. In Zukunft möchte ich wieder vermehrt für Schweizer Marken tätig sein.

Wollen Sie eine Einmann-Gesellschaft bleiben oder später wieder eine Werbeagentur gründen?
Wie bereits gesagt, ich werde keine neue Werbeagentur gründen. Ich werde in Zukunft bewusst nicht die Vergangenheit kopieren, sondern neue Rollen einnehmen. Eine Agentur zu gründen und aufzubauen wäre ein Déjà-vu. Ich werde in Zukunft mehr helfen, coachen und unterstützen. Vor allem die Zusammenarbeit mit jungen Leuten, die etwas erreichen wollen, macht Spass und befriedigt mich sehr.

Sie sind neu auch Verwaltungsrat von Serviceplan, jener Agentur, die von ihrem langjährigen Partner Peter Felser präsidiert wird. War Peter Felser der Grund für die Annahme dieses Mandates?
Ja, sicher. Es macht einfach Spass, mit ihm zu arbeiten. Das ist eingespielt und effizient. Zwei Werte aber sind uns die wichtigsten: Vertrauen und Loyalität, Werte, die immer zentraler werden. Natürlich kenne ich auch den CEO Christian Baertschi bestens. Er war bei der Gründung von Spillmann/Felser/Leo Burnett dabei. Er hat immer durch seine innovative, frische Art, Neues anzupacken, überzeugt. Auch mit Raoul Serrat habe ich schon zusammengearbeitet. Und Christian Sommer sowie Florian Haller und den weltweiten Kreativ-Chef Alex Schill kenne ich seit Jahren recht gut.

Sind Sie bei Serviceplan auch operativ tätig?
Die operative Führung liegt bei Christian Baertschi und den beiden CDs Raoul Serrat und Christian Sommer. Ich bin bei Serviceplan Suisse Verwaltungsrat. Bei Bedarf kann ich mir aber durchaus vorstellen, bei der Entwicklung von Konzepten und Ideen einen aktiven Beitrag zu leisten. In dem Sinne interpretiere ich meine Funktion als einen aktiven und kreativen Verwaltungsrat. Die Expertise, die ich bei Serviceplan übrigens zusätzlich einbringen kann, habe ich schon zweimal durchlebt. Zuerst mit dem Aufbau von Young und Rubicam in Zürich und später bei Spillmann/Felser/Leo Burnett. Da habe ich sicher gewisse Erfahrungen gemacht, die jetzt nützlich sind für eine Agentur wie Serviceplan, die nach wie vor in einer Phase des Aufbaus steckt.

Was hat Sie zu diesem Wechsel bewogen?
Es ist eigentlich kein Wechsel. Wechsel suggeriert, dass man das Gleiche nun woanders macht. Ich werde neue Rollen einnehmen und unterschiedliche Sachen machen. Das VR-Mandat bei Serviceplan hat mich aus unterschiedlichen Gründen angesprochen: die Menschen hier in Zürich, die das Geschäft erfolgreich gestartet haben, die kreativen Ambitionen, die Serviceplan anstrebt sowie die Menschen im Verwaltungsrat, die sicherstellen, dass nicht nur verwaltet wird. Aber, wie gesagt, möchte ich künftig offen sein für Neues. Ich will mich künftig in verschiedenen Bereichen engagieren, kulturell beispielsweise. Und ich will das pflegen, was ich in den letzten Jahren vernachlässigt habe. Zum Beispiel fotografieren. Und es türmt sich ein Stapel von Büchern, die ich gekauft aber noch nicht gelesen habe. Alles in allem aber will ich weniger arbeiten als bisher. Das habe ich mir fest vorgenommen.

Wie hat man bei Leo Burnett auf die Annahme des VR-Mandats bei Serviceplan reagiert?
Ja, der Job als Kreativchef für ganz Europa bei Leo Burnett war ein Traumjob – und für einen Schweizer eine ganz besondere Ehre. Es waren drei spannende Jahre, an die ich mich gern erinnern werde. Aber die Führung von Leo Burnett wusste natürlich auch, dass mein internationales CD-Mandat nicht ewig dauern würde. Somit gab es keine Überraschung. Ausserdem blieben Peter Felser und ich so lange im Verwaltungsrat, bis wir ganz sicher waren: Unsere Nachfolger haben alles im Griff und werden der Agentur auf ihre Art ein besonderes Profil geben. Nein, mein Abschied von Leo Burnett war wahrhaftig keine Überraschung – und meine Beweggründe sind für alle verständlich und nachvollziehbar. Vor allem der Wunsch nach Unabhängigkeit und meine Freude auf etwas Neues.

Interview: Matthias Ackeret



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