10.03.2016

SPAG

«Absolute Transparenz ist sowieso utopisch»

Die «Basler Zeitung» kam hinter den Plan von Lobbyisten, Parlamentarier für die Verstaatlichung von Alpiq einzuspannen. Im Interview mit persoenlich.com spricht Reto Wiesli, Vizepräsident der Schweizerischen PR-Gesellschaft SPAG und Inhaber der polsan AG, über den Zustand der Branche.
SPAG: «Absolute Transparenz ist sowieso utopisch»
von Matthias Ackeret

Herr Wiesli, der Lobbiystenverband SPAG steht vor einer grossen Zerreissprobe. Was ist die Ursache dafür?
Die Fronten sind natürlich gewollt so drastisch dargestellt, insbesondere im «Tages-Anzeiger». Die Transparenzregeln werden jedoch von den Mitgliedern akzeptiert und auch angewandt. Wo es jedoch nicht um Lobbying geht, sondern nur um Kommunikation, weisen uns die grösseren Agenturen, die in einem weiten Feld aktiv sind, auf ein Problem hin. Es geht also bei der ganzen Frage im Wesentlichen um eine saubere Abgrenzung zwischen Lobbying und Kommunikationsarbeiten.

Aber gibt es für Lobbyisten überhaupt absolute Transparenz?
Transparenz, so wie wir sie in unseren Standesregeln definiert haben, stellt im Normalfall kein Problem dar. Absolute Transparenz ist sowieso utopisch, das fängt bei vertraulichen Informationen von Journalisten an, geht weiter über die Kommissionsgeheimnisse, die Parteienfinanzierung etc. Die Offenlegung statt der Geheimhaltung ist wohl eher eine Zeit- und Kulturfrage. Der Trend geht sicher in Richtung mehr Information und Öffnung. Lobbying ist da keine Ausnahme.

Wie wollen Sie die Trennung Ihrer Vereinigung verhindern?
Eine Spaltung steht nicht zur Diskussion. Wir haben die Diskussion vertagt, um auf der Basis eines klaren Ausführungsreglements vertieft diskutieren zu können.

Jetzt haben Lobbyisten nicht gerade das beste Image. Zu Unrecht?
Lobbying ist ein beliebtes Boulevardthema. Würde das Parlament eine Akkreditierung wie bei den Journalisten beschliessen, wäre die Diskussion obsolet. So ist der Weg hin zur Selbstregulierung etwas länger, wir müssen uns einigen, weil kein Gesetzgeber an unserer Stelle entscheidet.

Wie kann man dies ändern?
Wir unterstützen eine Akkreditierung wie sie jetzt im Moment Ständerat Berberat vorschlägt. Unsere Selbstregulierung führt wohl auch zum Ziel, wird aber mehr Zeit brauchen, da sich Nichtmitglieder erst mit der Zeit dank sozialem Druck den Transparenzregeln unterstellen werden.

Die «Basler Zeitung» und jetzt auch andere Zeitungen haben einen Geheimbericht einer bekannten Zürcher PR-Agentur publiziert, wonach AKW’s privatisiert werden sollen. Ist dies statthaft?
Mit der Publikation eines solchen Strategieberichtes muss rechnen, wer so etwas schreibt. Da von dieser Agentur niemand in der SPAG Mitglied ist, steht uns auch kein Recht zu, dazu Stellung zu nehmen. Sie sollen das als einzelne Agentur verantworten.

Was bedeutet die Publikation eines solchen Geheimberichtes für die Branche?
Wir sind im Berufsverband organisiert, weil wir mit konkreten Massnahmen an der langfristigen besseren Reputation arbeiten. Diejenigen, die sich bewusst vom Verband fern halten, arbeiten nach anderen, eigenen Regeln.

Bild: zVg

 



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240427