TV-Kritik

Wie sich C-Promis ins Fernsehen drängen

Meist sind es junge Menschen, die versuchen, das Fernsehen als Geburtshelfer für eine Karriere nutzen. Mit seinen Formaten «Bachelor» und «Bachelorette» bringt der Sender 3+ am laufenden Band C-Promis hervor. Später werden diese mit belanglosen Talks und Storys von Regionalsendern und Heftlis gepusht. Promis aus den hintersten Reihen präsentiert uns häufig auch das People-Magazin «Glanz & Gloria».

Ältere C-Promis versuchen der Vergessenheit zu entgehen, indem sie sich als Kandidaten für Vorabendsendungen bewerben. Und dort meistens auch ein Plätzli finden. Drei Beispiele:

° Der Appenzeller Volksmusikant Stixi machte eben gerade bei «Mini Schwiiz, dini Schwiiz» mit. Und kam dabei mit seiner Frau und Duo-Partnerin Sonja endlich wieder einmal zu einem Gesangsauftritt im Fernsehen. Ziel erreicht, obschon der Sänger nach einer Woche in der Endabrechnung deutlich Letzter wurde.

° Auch der Baselbieter Stepptänzer und Hobby-Filmstar Angelo Borer durfte in derselben TV-Reihe als Kandidat abzappeln. Davor hatte er zweimal in der Vorgänger-Sendung «Mini Beiz, dini Beiz» soupiert. Borer ist seit Jahrzehnten bekannt dafür, dass er sich nimmermüde in die Medien zu drängen versucht.

° Obschon er bereits als Augenarzt in sehr hellen Räumen arbeitet, sucht der Zürcher Ophthalmologe Stefan Locher auch in der Freizeit immer wieder das Scheinwerferlicht. Zweimal war er Kandidat in «Mini Beiz, dini Beiz», zweimal im «Samschtig-Jass». Er will nicht immer im Mittelpunkt stehen. Manchmal reicht auch sitzen. Weniger Freude dürfte Locher seine Medienpräsenz im Frühjahr bereitet haben. Als chancenloser SVP-Kandidat für den Zürcher Kantonsrat tappte er in die Falle eines Internet-Magazins (persoenlich.com berichtete). 

Eigenartig, dass Stixi, Borer, Locher und Co. noch nie in einem TV-Quiz aufgetaucht sind. Bei «Wer wird Millionär?» (RTL) sind auch Schweizer willkommen. Günther Jauch garantiert ein Millionenpublikum und verspricht viel Kohle. Besonders gerne empfehle ich den C-Promis ein ausländisches Format, wo die Kandidaten buchstäblich in die Wüste geschickt werden.


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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