TV-Kritik

Wie weiter mit dem Schweizer «Tatort»?

Besser spät als nie. Bei SRF konnte man sich doch noch dazu durchringen, das «Tatort»-Ermittlerduo auszuwechseln (persoenlich.com berichtete). Es hätte neun Jahre und 17 Folgen früher passieren müssen. Das TV-Publikum hatte sich in der Krimireihe nie mit dem farblosen Paar Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) anfreunden können. Und die Opfer in den dünnen Luzerner Fällen müssten an Langweile gestorben sein.

Die Quoten belegen es regelmässig: Den Deutschen machte die Spurensuche der Schweizer noch weniger Freude. Übrigens: In den ARD-Programmen SWR, BR, WDR, NDR, MDR, HR und RRB werden Woche für Woche erfolgreich mindestens ein halbes Dutzend «Tatort»-Folgen wiederholt. Aus der Schweiz ist willentlich nie eine dabei. Im Gegensatz zu österreichischen Ausgaben. Obschon auch die Ösi-Krimis von unseren nördlichen Nachbarn nicht besonders gemocht werden.

Wie weiter mit der über zwei Millionen Franken teuren Produktion? Ja, versalzenes Essen rettet man am besten, wen man neu anfängt. Ich hatte an dieser Stelle schon letztes Jahr Roeland Wiesnekker als Schweizer «Tatort»-Kommissar vorgeschlagen. Der Zürcher ist bei ARD und ZDF längst der gefragteste Schweizer Darsteller aller Zeiten. Ein Charakterkopf, ein Mann mit Ecken und Kanten, ein vorzüglicher Mime. Ausgezeichnet mit dem Schweizer Filmpreis, dem Deutschen Fernsehpreis, dem Deutschen Fernsehkrimi-Preis sowie dem Preis der Deutschen Akademie für Fernsehen. Engagiert ihn, bevor Ihr bereut, ihn nicht geholt zu haben.

An der Seite von Wiesnekker (ist mit 50 über zehn Jahre jünger als Gubser) möchte man sich eine rund 30-jährige Ermittler-Kollegin vorstellen. Regie-Wunschkandidaten: Markus Imboden und Florian Froschmayer. Zwei Schweizer, die es in Deutschland in die TV-Bundesliga geschafft und «Tatort»-Erfahrung haben. Und gefragt sind nur die besten aller Schweizer Autoren.

Augen geradeaus, viel Glück.


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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