14.12.2018

Apple-Chef

Datenhunger könnte Meinungsfreiheit bedrohen

Tim Cook warnt, dass das ausufernde Sammeln von Daten im Internet die freie Meinungsäusserung künftig hemmen könnte. Gleichzeitig lobt er die Datenschutz-Grundverordnung der EU.
Apple-Chef: Datenhunger könnte Meinungsfreiheit bedrohen
«Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Alles, was Menschen sagen oder denken, wird gesendet, analysiert, gespeichert. Würden die Menschen aus Furcht vor Konsequenzen aufhören, ihre Meinung zu sagen?», fragt Apple-CEO Tim Cook kritisch. (Bild: Keystone/AP/Bebeto Matthews)

Apple-Chef Tim Cook zeigt sich besorgt, dass eine ausufernde Datensammlung im Internet die Meinungsfreiheit beeinträchtigen könnte. Er sieht auch eine Gefahr in einem möglichen Missbrauch der Daten. «Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Alles, was Menschen sagen oder denken, wird gesendet, analysiert, gespeichert», sagte Cook in einem Interview des Magazins «Focus». «Würden die Menschen aus Furcht vor Konsequenzen aufhören, ihre Meinung zu sagen?»

Länder wie die USA oder Deutschland seien zwar so stark, dass niemand ihnen von aussen existenziellen Schaden zufügen könne. «Was mir Sorgen bereitet, ist, dass es mit einer Schatztruhe voller Daten möglich ist, die Menschen auf eine Art und Weise zu manipulieren, dass sie irgendwann aufeinander losgehen», so der Apple-Chef.

Bewunderung für EU-Datenschutz

Der 58-jährige Manager bekräftigte auch seine Bewunderung für die im vergangenen Mai in Kraft getretene Datenschutz-Grundverordnung in der Europäischen Union. «Die EU-DSGVO ist ein unglaubliches Fundament, auf das wir alle aufbauen sollten», sagte er. «Amerika wird ebenfalls eine solche Regulierung bekommen», zeigte sich der Apple-Chef überzeugt.

Cook betont schon seit Jahren, dass Apple die Privatsphäre seiner Nutzer schützen wolle, und macht den Unterschied zu anderen Tech-Konzernen wie Facebook deutlich. Vor einigen Wochen sprach er in Brüssel von einem «daten-industriellen Komplex» – in offensichtlicher Anlehnung an den Begriff vom militärisch-industriellen Komplex.

Das handelte dem Apple-CEO allerdings den Vorwurf der Scheinheiligkeit ein: Schliesslich habe er kein Problem damit, von Google Milliarden dafür zu kassieren, dass der Internet-Konzern die voreingestellte Suchmaschine auf den Geräten von Apple stellt. «Da Google die beste Suchfunktion bietet, ist Google in diesem Feld der beste Partner», sagte Cook nun im «Focus»-Interview. Ausserdem betont Apple, dass man etwa im hauseigenen Safari-Browser den Nutzern mehr Kontrolle über das Teilen von Daten gebe. (sda/dpa/as)



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