04.12.2016

Mobilfunkantennen

Lockerung der Grenzwerte gefordert

Die Netze kommen ans Limit oder es droht ein «Wald von zusätzlichen Antennen». Deshalb braucht es andere Grenzwerte – dies verlangen sowohl der ComCom-Chef wie auch der Sunrise-CEO in der Sonntagspresse.
Mobilfunkantennen: Lockerung der Grenzwerte gefordert
Die Infrastruktur in der Schweiz gerät laut ComCom und Sunrise in Gefahr, wenn die Grenzwerte für Mobilfunkantennen nicht gelockert werden. (Bild: Keystone/Lukas Lehmann)

Der Chef der Eidgenössischen Kommunikationskommission ComCom, Marc Furrer, hat sich für eine Lockerung der Grenzwerte bei Mobilfunkantennen ausgesprochen. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass die Netze ans Limit kommen. Ausserdem verursachten nicht die Antennen, sondern die Handys die stärkste Strahlung.

Die Nachfrage nach Bandbreite verdopple sich alle neun Monate, sagte Furrer im Interview gegenüber der «SonntagsZeitung». Würden die Grenzwerte nicht gelockert, müsste man einen «Wald von zusätzlichen Antennen bauen» oder die Schweiz müsste mit einer «klar schlechteren Mobilfunkversorgung» auskommen. Ausserdem würden die Preise für Kunden steigen.

Zur von den Gegnern vorgebrachten Sorge der grössere Gesundheitsgefährdung durch die höhere Strahlung, sagte Furrer, bisher habe niemand beweisen können, ob Antennenstrahlung gefährlich oder unschädlich sei. Gesetze für den Bau einer so wichtigen Infrastruktur sollten aber nicht auf «unbelegbare Behauptungen» gestützt werden.

Handys sind gefährlicher als die Antennen

Wenn man die Mobiltelefonie für so gefährlich halte, dass sogar eine Senkung der Grenzwerte bis auf ein Zehnfaches verlangt werde, dann «wäre es ehrlicher, ein Verbot oder eine massive Einschränkung zu fordern», so Furrer in der SoZ. Dass Apple davor warne, ihr neues Handy nicht zu nahe am Körper zu tragen, zeige nur, «dass die Handys für die Nutzer die stärkste Strahlung verursachen und nicht die Antennen».

Er kenne auch keinen einzigen Fall, in dem der Wert eines Hauses wegen einer Antenne gesunken wäre. Es sei eher so, dass ein schlechter Handyempfang den Wert eine Hauses mindere. Ausserdem wären die neuen Grenzwerte nach wie vor strenger als jene in Europa, sagte Furrer.

Der Nationalrat hatte in seiner Sommersession verlangt, die Grenzwerte für Mobilfunkantennen zu erhöhen, damit das Netz modernisiert und ausgebaut werden kann. Höhere Grenzwerte sollen es unter anderem erlauben, dass eine Antenne von mehreren Anbietern genutzt wird. In der kommenden Woche beschäftigt sich der Ständerat mit einer entsprechenden Motion.

Auch der Sunrise-Chef bläst ins gleiche Horn

Auch Olaf Swantee, CEO des Mobilfunkbetreibers Sunrise, will höhere Grenzwerte für die Strahlung der Handyantennen. «Wir brauchen unbedingt eine Lockerung der Grenzwerte», sagt er gegenüber der «Schweiz am Sonntag». «Wenn nichts passiert, gerät die digitale Infrastruktur in Gefahr. Das wird zum grossen Problem für die Schweiz.»

In der Schweiz könnten einzelne Anwohner den Bau einer Antenne zudem über Jahre verzögern, was die Kosten für Miete nach oben treibe und die Standortsuche extrem schwierig mache. Swantee fordert ein Entgegenkommen des Staates: «Man müsste die öffentliche Hand verpflichten, öffentliche, also vom Steuerzahler finanzierte Gebäude, grundsätzlich für Mobilfunkfirmen als Antennenstandorte zugänglich zu machen», sagt er im Interview.

Im Gespräch mit dem Blatt wehrt sich der 50-Jährige zudem gegen weitere Gesetze zum Roaming. In Europa sei Roaming schon sehr günstig. Ein Problem gebe es aber in Ländern wie Kuba, auf den Malediven oder Seychellen, wo lokale Anbieter eine Monopolstellung hätten und sehr hohe Preise verlangten. «Wir versuchen, Lösungen zu finden. Wenn das nichts bringt, sind wir längerfristig auch bereit, das Roaming in diesen Ländern zu beenden. Dann gibt es dort eben nur noch WLAN», sagt Swantee der SaS. (sda/SaS/cbe)



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